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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Außenstehender hätte mißdeuten können, als eine fröhliche Stimme rief: »Schon gut, ich kenne den Weg!« , und Helena Justina hereingesegelt kam.
    Ich demonstrierte gerade den Fingersatz. Das geht am besten, indem man neben seiner Schülerin sitzt und die Arme um sie legt.
    »Ooh! Nein, wir reizend! Laßt euch ja nicht stören!« gurrte Helena in einem Ton, der mir die Luft abschnürte. Aemilia Fausta spielte stur weiter.
    Es war ein heißer Tag, und meine Schülerin und ich waren sehr leicht bekleidet. Für meine Musikstunden setzte ich immer einen Lorbeerkranz auf, der mir in die Stirn und über ein Auge rutschte, wenn ich mich zu meiner Schülerin neigte (was bei einem Harfenlehrer nicht ausbleibt). Helena Justina war sittsam in mehrere Lagen Stoff gehüllt und trug einen ziemlich merkwürdigen Sonnenhut (er sah aus wie ein zusammengefalteter Kohlkopf). Der Kontrast zwischen ihr und uns sprach Bände.
    An einen Marmorsockel gelehnt verströmte sie majestätisches Mißfallen.
    »Ich wußte ja gar nicht, daß Sie musikalisch sind, Falco.«
    »Ich stamme von einer langen Ahnenreihe von Hobbyklimperern ab – lauter Autodidakten. Das hier ist allerdings eigentlich nicht mein Instrument.«
    »Ach nein? Was denn dann? Lassen Sie mich raten – Panflöte?«
    Aemilia Fausta, die sich ausgeschlossen fühlte, zupfte ihre eher behäbige Version eines temperamentvollen bacchischen Tanzes.
     
    Da ich annahm, daß die Damen ungestört sein wollten, ging ich bald hinaus, schlich in meine Gesindekammer und blätterte die Seiten für Faustas nächste Unterrichtsstunde durch. Ich konnte mich nicht konzentrieren, solange ich Helena im Haus wußte.
    Schließlich machte ich mich auf die Suche nach etwas Eßbarem. Die Mahlzeiten waren hier karg und eintönig. Andererseits waren sie gratis, und wenn man einen widerstandsfähigen Magen hatte, konnte man essen, was und wieviel man wollte. (Der Magistrat hielt sich einen Leibarzt für wirklich ernste Folgen.) Munter pfeifend – schließlich hatte man mich engagiert, damit ich Musik ins Haus brächte – betrat ich die Halle. Ein altes Weib mit einem Putzlumpen floh mit entsetzter Miene, um sich bei Fausta zu beschweren. Die Damen saßen in dem Gärtchen im Innenhof; ich hörte Löffel auf Kuchentellern klimpern. Kein Platz für mich. Ich beschloß auszugehen.
    Das Leben ist nie ganz trostlos. Als ich am Kabuff des Pförtners vorbeikam, streckte Aemilias Zofe die Hand durch den Vorhang und schob mir einen Brief zu.

XLV
    Ich stand auf der Straße und las ihn leise lächelnd.
    »Du siehst durchtrieben aus!« Camillus Verus’ vornehme Tochter, dicht hinter mir.
    »Das macht nur das Licht …« Ich zog die Schultern hoch, damit sie nicht drüberlinsen konnte, verpatzte dann alles, ließ den Zettel fallen und grinste sie an. »Aemilia Faustas Zofe hat mir gerade ein Angebot gemacht, das ich leider werde ablehnen müssen.«
    »Oh, wie schade !«
    Ich schlenderte langsam los und überließ es ihr, ob sie sich anschließen wollte oder nicht.
    Sie wollte.
    »Ich dachte, wir hätten uns getrennt. Kannst du mich nicht in Frieden lassen?«
    »Bilde dir ja keine Schwachheiten ein, Falco. Ich wollte Rufus besuchen …«
    »Pech gehabt. Der trägt sein apollonisches Profil im Gericht spazieren. Zwei Viehdiebe und eine Verleumdungsklage. Wir gehen davon aus, daß die Schafsdiebe schuldig sind, aber das mit der Verleumdung ist eine abgekartete Sache; der Neffe des Klägers ist Anwalt und braucht ein bißchen Reklame für seine noch junge Kanzlei …«
    »Du hast dich ja schon sehr gut eingelebt! Hätte gar nicht gedacht, daß Aemilia Fausta dein Typ ist.«
    »Die Dünnen haben auch ihren Reiz. Außerdem mag ich Blondinen … Und dann ist da ja immer noch die Zofe.«
    »Oh, die siehst du bestimmt nicht wieder! Wenn Fausta dahinterkommt, daß ihr Mädchen dir schöne Augen macht, dann wird die Kleine verkauft sein, bevor du von unserem Spaziergang zurück bist.« Ein Handkarren, vollbeladen mit Marmor, quietschte vorbei. »Du verschwendest deine Zeit, Falco. Aemilia Fausta hat nichts übrig für ruppige Typen mit verwegenem Grinsen.« Mit einem ungeduldigen Hopser sprang sie vom Bürgersteig. »Fausta gefallen nur pomadisierte Aristokraten mit Roßhaarfüllung zwischen den Ohren.«
    »Danke für den Tip! Ich werde in Zukunft mehr Rosenöl auftragen.« Mit unserer Kabbelei kehrte meine gute Laune zurück. »Weißt du, das Fräulein tut mir ganz einfach leid …«
    »Dann laß sie in Ruhe! Sie ist sehr

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