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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Heimliche Küsse in der Grotte der Sibylle von Cumae … Ich malte mir aus, wie ein so einmaliges Exemplar strahlender Männlichkeit auf ein junges Mädchen gewirkt haben mochte.
    Und vielleicht immer noch wirkte.
     
    Der einfache Landwein im Gefängnis und dazu der hervorragende Tropfen hier auf der Sonnenterrasse befreiten mich aufs angenehmste von jeglichem Verantwortungsgefühl. Ich strahlte die Damen an, lehnte mich zurück und ließ mir’s wohl sein.
    »Sie arbeiten doch für Vespasian. Was führt Sie denn hierher zu uns?« Rufus spielte den ahnungslosen, zuvorkommenden Gastgeber.
    Im Vertrauen auf Helenas Urteilsvermögen (schließlich hatte sie mich ja hergeschickt), sagte ich wahrheitsgemäß: »Vespasian möchte einen Senator namens Crispus ausfindig machen, der sich irgendwo hier in der Gegend aufhält, aber offenbar will niemand zugeben, ihn gesehen zu haben …«
    »Oh, ich habe ihn gesehen!«
    »Davon hast du mir kein Wort gesagt!« Zum erstenmal ergriff die Schwester des Magistrats das Wort; sie hatte eine scharfe, fast quengelige Stimme.
    Rufus sah sie an. »Nein«, sagte er bloß. Es klang nicht zänkisch, aber auch nicht entschuldigend. Ich erinnerte mich, daß Helena mir erzählt hatte, Aemilia Fausta habe Crispus heiraten wollen. Daß Crispus die Verlobung gelöst hatte, konnte ihre Familie als Beleidigung auslegen; kein Wunder also, wenn der Bruder ihr anhaltendes Interesse mißbilligte. Rufus wandte sich wieder an mich. »Ja, Aufidius Crispus hat sich kürzlich mit mir in Verbindung gesetzt. Wir haben uns in Stabiae im Bad getroffen.«
    »Gab es einen besonderen Grund für diese Begegnung?«
    »Nein«, antwortete der Magistrat ruhig, »den gab es nicht.« Und wenn, dann war es keiner, den ein geschniegelter junger Aristokrat einem Galgenvogel wie mir auf die Nase gebunden hätte.
    »Ist er ein guter Freund von Ihnen?«
    »Sagen wir einfach: Er ist ein Freund.«
    Ich lächelte freundlich. »Ich möchte natürlich nicht indiskret sein, aber ich weiß zufällig, daß zwischen dem Senator und Ihrer Familie eine gewisse Verbindung bestand, Magistrat. Geplante Eheschließungen zwischen Personen von Stand sind immerhin gesellschaftliche Ereignisse.«
    Ehrlich gesagt, ich fühlte mit ihm; schließlich hatte ich selber Schwestern. Außerdem war mir heiß, und ich hatte schon einen gehörigen sitzen.
    Er gab sich erst abweisend, dann räumte er ein: »Meine Schwester hat eine Enttäuschung erlitten, das ist wahr. Nun, wir werden ihr Zerstreuung schaffen und sie auf andere Gedanken bringen. Aemilia Fausta wollte sich diesen Sommer der Musik zuwenden, nur habe ich leider bisher versäumt, einen Harfenlehrer für sie zu finden …«
    »Pech«, murmelte ich arglos.
    »Wie ich höre, sind Sie ein vielseitig talentierter Mann, Falco. Sie spielen nicht zufällig auch die Kithara?« Rufus hatte mir meinen Lebensunterhalt weggepfändet und mußte wissen, wie dringend ich eine neue Verdienstquelle brauchte.
    Nachdenklich musterte ich seine Schwester und versuchte dann, mir meinen heimlichen Pessimismus nicht anmerken zu lassen.
    Niemand konnte es Aemilia Fausta verdenken, daß sie so flügellahm und griesgrämig dahockte. Bestimmt war es kein Vergnügen, als die reizlose Schwester eines atemberaubenden Traummannes durchs Leben zu gehen. Fausta paßte zu ihrem Haus – antik und unberührt wie eine alte griechische Statue, die seit vielen Jahren in einer abseitigen Galerie steht und langsam Staub ansetzt. Das Talent, Freude zu spenden, war ihr versagt geblieben. Sie hatte eine Vorliebe für Kleider in der Farbe minderwertiger Edelsteine – schmuddeliges Turmalingelb oder jenes molkige Grün des Peridot. Sie hatte eine etwas ungesunde Gesichtsfarbe, und die dicke Schminkschicht darauf bröckelte in der Sonne wie eine alte Maske. Selbst hier auf der hochgelegenen Terrasse, wo eine angenehme Brise vom Meer herauf wehte, rührte sich kein Härchen auf ihrem glattfrisierten Kopf, und bestimmt hätte es sie geärgert, wenn es doch geschehen wäre. Ihre Haare waren fast honigblond – aber eben nur fast.
    Aber sie war eine junge Frau. Zu alt, um ohne triftigen Grund unvermählt zu bleiben, aber doch höchstens fünfundzwanzig. Das Familienquantum an Schönheit hatte ihr Bruder eingeheimst, aber sie war gewiß gebildet und reich, und im Gegensatz zu ihrer Freundin Helena Justina konnte man sie ausführen, ohne daß sie gleich jeden Mandelkuchen in Reichweite verputzte. Wenn man ihr den Staub herunterblies, sie durch die

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