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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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gehalten, bis Pegg mich einen genaueren Blick darauf werfen ließ. Aber ihre Prothese war tatsächlich eine Maschine, kein von Naniten in Metall umgewandeltes und umgeformtes Fleisch. So feine Getriebe und Hydrauliken habe ich noch nie gesehen. Unglaublich.«
    »Ja.«
    Ihre Stimme war belegt; sie konnte nichts dagegen machen. Archimedes’ Kopf fuhr herum. Sie wich seinem Blick aus und gab ihm den ersten der unteren Messingpanzer für die Beine – die konnte er selbst anlegen.
    »Warum kommst du nicht mit runter?«, fragte er sanft.
    »Um meine zerschmetterte Lady zu sehen und an ihren Knochen herumzupicken?« Da konnte sie sich gleich einen Dolch ins Herz stoßen. Yasmeen machte ihm die Panzer an Brust, Rücken und Armen fest, bis er Ähnlichkeit mit einem europäischen Kreuzfahrer aus den Jahrhunderten vor der Invasion der Horde hatte.
    Sie setzte ihm den kugelförmigen Helm auf und machte die Verschlüsse zu, dann klopfte sie an die runde Sichtscheibe. »So einen hättest du in Venedig haben sollen! Da hätte ich dich gar nicht anheben können, geschweige denn über Bord werfen!«
    Sein gedämpftes Lachen ließ das kleine Fenster beschlagen. Sie lächelte zur Antwort, und auch sein breitbeiniger, unbeholfener Gang über die Decksplanken hob ihre Stimmung. Big Thom überprüfte, ob Luft in den Helm strömte. Die Crew rollte das Netz zurück, das quer vors Fallreep gespannt war, damit Archimedes nicht über die Seite klettern musste.
    Einige Minuten später ließ er sich ins Wasser fallen, dann folgte das Tauchboot. Als die Kapsel unter die Oberfläche sank, krallten sich Mad Machens Finger um den oberen Rand des Schanzkleids. Yasmeen ging an Deck auf und ab und schmauchte ihren letzten Zigarillo.
    Am Grund des Hafenbeckens lagen elfhundert Livre. Ausreichend Geld für einen flinken, schlanken Himmelsstürmer, eine Vollausstattung Handfeuerwaffen und Kanonen, eine erfahrene Crew plus Vorräten. Yasmeen hatte sich Söldner gekauft, Wissen, Treue. Falls nötig, kaufte sie sich auch einen Krieg und lieferte ihn den Leuten, die es gewagt hatten, sich an ihrer Crew zu vergreifen, bis an ihre Türschwelle.
    Sie würden bezahlen. Oh, und wie sie bezahlen würden!
    Von Steuerbord kam ein Ruf. Mit klopfendem Herzen lief Yasmeen zum Schanzkleid. Das Wasser unten schien zu brodeln, und plötzlich stieg das Tauchboot aus den strudelnden Wellen empor – mit Archimedes rittlings auf dem langen Schaft sitzend. Gelächter und lüsterne Rufe mischten sich in das Jubeln der Crew, und diesmal war Yasmeen geneigt, ihr recht zu geben: Dieser Mann hatte ordentlich Eier in der Hose.
    Mad Machen befahl seine Männer an den Kran. Ivy warf die Luke auf und steckte den Kopf heraus. Einen Moment lang sah sie den Piraten an, dann schaute sie zu Yasmeen.
    Ihr Grinsen spaltete ihr beinahe die blassen Wangen: »Wir haben ihn!«
    Sie hatten ihn, aber es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Yasmeen ihn sehen konnte. Die Winde des Tauchboots wurde per Hand bedient, und selbst als Big Thom die ächzenden Männer ersetzte, ging es langsam voran. Holte man den Tresor bei schwankendem Schiff und schwingendem Kabel zu schnell herauf, konnte er wie eine Kanonenkugel gegen den Rumpf krachen.
    Yasmeen lenkte sich ab, indem sie Archimedes aus seinem Anzug half, und als sie sah, wie er mit den Zähnen klapperte, und merkte, wie eiskalt seine Hände waren, rief sie nach Kaffee und einer Decke. Noch nie hatte ein Mann so zufrieden mit sich ausgesehen wie Archimedes, als sie seine Finger zwischen ihren Händen rieb.
    Aber zum Teufel – sie war auch zufrieden mit ihm. Sie war zufrieden mit der ganzen verfluchten Welt.
    Endlich kam der Tresor zum Vorschein. Die Hülle war stumpf, doch unbeschädigt. Eine Wolldecke um die Schultern geschlungen, stand Archimedes neben ihr, als Big Thom den Tresor vorsichtig herum und über die Seite holte und aufs Deck herunterließ. Yasmeen ging davor in die Hocke.
    »Captain Corsair!« Ivy rief ihren Namen, bevor sie noch die Hülle berühren konnte. »Den hat der Schmied von London gemacht, ja? Ein Blindwähl-Zahlenschloss?«
    »Ja.« Das Mädchen hatte damals in seiner Schmiede zweifelsohne selbst einige davon gebaut. »Warum?«
    Ivy kauerte sich neben sie. »Sie halten viel aus, aber manchmal, wenn sie richtig hart getroffen werden, rutschen die Wählscheiben aus der Justierung. Diese Explosion hat Ihnen die Beine zerschmettert. Eine solche Wucht könnte dafür ausreichen.«
    Ausreichen, um die Kombination zu verändern? »Was

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