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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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Ich wollte protestieren, aber sie redete gleich weiter. »Ich weiß, ich weiß. Dafür kannst du dir jetzt nicht viel kaufen. Aber es ist wahr. Dieses Jahr war ich nicht immer betrunken. Ich hab mitbekommen, wie wichtig Craig dir war. Okay, du hast seinetwegen auch manche Träne verdrückt und ihr habt euch hinter verschlossenen Türen in deinem Zimmer öfter mal gestritten. Das hab ich alles mitgekriegt. Aber solche Momente waren eher die Ausnahme, oder, Schatz?«
    Ganz leise sagte ich: »Ja.« Und dann heulte ich los wie ein Schlosshund, obwohl ich das gar nicht wollte. Es brach einfach aus mir raus. Und das Unglaublichste war, dass sie nicht auflegte, sondern zuhörte. Es war fast, als ob sie mich festhielt. Ich hätte nie gedacht, dass ich das je erleben würde.
    Als ich mich einigermaßen ausgeheult hatte, machte sie beruhigende Geräusche und sagte dann: »Wir stehen das durch, Asheley. Es wird eine Weile dauern, aber wir werden es durchstehen.«
    »Aber es ist so schwer!«, sagte ich.
    »Ja, aber du bist stark. Immerhin hattest du dein Leben lang mit mir zu tun. Das hätte jeden stark gemacht.«
    Es war, als hätte sie eine bessere Version von mir vor Augen, und ich wollte nur zu gern glauben, dass ich diese Person sein konnte. Darüber musste ich wieder weinen. Ich vermisste sie so sehr. Und ich liebte sie. Wow! Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde.
    »Wann kommst du nach Hause?«, fragte ich.
    »Sie wollen mich noch drei Wochen hierbehalten. Mal sehen. Ich bin auf einem guten Weg, aber es braucht seine Zeit. Ich tu, was ich kann, aber …«
    »Ich liebe dich, Mom«, sagte ich. Ich musste es ihr einfach sagen, bevor das Gefühl wieder verblasste.
    Sie reagierte nicht gleich, und dann sagte sie langsam und nachdenklich: »Sag das nicht, Ash. Versuch nicht, es mir leicht zu machen. Ich weiß, was ich dir angetan habe. Es ist schön, dass du bereit bist, mir zu verzeihen, aber lass mich deine Liebe erst mal verdienen.«
    »Ich möchte doch nur, dass du …«
    »Oh, sie rufen nach mir«, sagte sie. »Ich muss gehen. Aber ich ruf dich bald wieder an.«
    Dann brach die Verbindung ab. Ich kenne meine Mom gut genug, um zu wissen, dass niemand sie gerufen hatte. Das war nur eine Ausrede. Sie kann gefühlsgeladene Situationen nicht aushalten, schon gar nicht, wenn es um sie geht. Aber das war okay. Wenigstens hatte sie mich angehört. Das allein zählte. Ein Lichtblick an einem schwarzen Tag.
    Dann kamen die Ameisen und Kakerlaken und Blutflecke wieder. Sollte ich jetzt für den Rest meines Lebens solche Horrorvisionen haben? War ich dabei, den Kontakt zur Realität zu verlieren? Wurde ich langsam verrückt? Eine irre Verbrecherin, die überall nur noch die Spuren ihrer Schuld sieht?
    So konnte es nicht weitergehen. Es musste was passieren. Ich musste bei mir selbst anfangen. Als Erstes musste ich jemandem die Wahrheit sagen. Vielleicht Keith. Mom hatte ja recht. Er war wirklich ein durch und durch netter Mensch. Ich war ihm wichtig, genau wie Will, und ich war mir sicher, dass er verstehen würde, wie schwierig alles für uns war. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob er wüsste, was wir jetzt tun sollten. Aber er würde sich was überlegen, und vielleicht würden wir gemeinsam drauf kommen, was jetzt das Beste wäre.

Will
    Keith war schwer. Ich schaffte es kaum, ihn über die Felskante zu rollen. So landete er nur halb im Wasser, halb blieb er an den Steinen hängen. Ich blieb noch lange auf den Klippen stehen und schaute über die Bucht. Die Wellen krachten an die Felsen, und ich sah, wie sie Keith nach und nach in die dunkle Tiefe zogen. Unglaublich, was für eine Kraft das Meer hat.
    Dann ging ich in den Wald zurück und folgte dem Pfad zu unserem Haus. Ich war total erschöpft, physisch, psychisch und emotional. Wie nach einem Triathlon. Mit dem Absinken des Adrenalinspiegels wurde mit langsam klar, was ich mir zugemutet hatte. Meine Beine wollten mich kaum noch tragen und waren wie aus Gummi. Meine Muskeln zuckten und meine Oberarme schmerzten wie noch nie.
    Keith hatte sich heftiger gewehrt, als ich ihm zugetraut hatte. Dafür, dass er so ein Klappergestell war, hatte er erstaunlich viel Kraft. Sogar als ich ihm schon ein paar Schläge mit dem Golfschläger verpasst hatte, schaffte er es noch, mich wegzustoßen, und wir haben uns einen ziemlichen Kampf geliefert. Ich hatte lauter Platz- und Schürfwunden, und so, wie es sich anfühlte, waren auch ein paar Rippenprellungen im Spiel.
    Als ich

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