Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
Nordländer hielten die Stellung. Die Piraten kamen mit lautem Geschrei an Bord und trafen auf eine Schildmauer von sieben grimmigen nordländischen Kriegern. Beim Anblick der riesigen Streitäxte zögerten sie. Einen Moment lang musterten sich die beiden gegnerischen Mannschaften, dann brüllte Arndak den Schlachtruf der Nordländer.
»Mir nach, Leute!«
Die sieben Nordländer stürmten los. Dabei formten sie, ohne sich abzusprechen, einen Keil mit Arndak an der Spitze und drei Männern an jeder Seite. Die schweren Eichenschilde dienten gleichzeitig als Angriffswaffe, entsprechend heftig bedrängten sie die Piraten.
Dann kam die tödliche nordländische Streitaxt zum Einsatz, sie durchschlug dünne Rüstungen, zersplitterte die Waffen der Gegner, biss sich durch Fleisch und Knochen.
Die erste Reihe der Piraten fiel und das Deck wurde rot von ihrem Blut. Die Nordländer stiegen über sie hinweg und trieben die nachfolgenden Piraten zurück zum Bug. Einen Augenblick lang schien es, als gelänge es ihnen, den Feind wieder zurück auf sein eigenes Schiff zu jagen. Aber die Piraten waren in zu großer Überzahl. Ein Speer traf den Nordländer zu Arndaks Linken und er brach mit einem erstickten Schrei zusammen. Einer der Piraten kroch auf allen vieren unter dem Eichenschild hindurch und stach in den Schenkel seines Gegners. Auch dieser stürzte mit einem Schmerzensschrei zu Boden.
Arndak kämpfte mit großer Verbissenheit. Geschützt durch seinen Schild fällte er mit seiner Streitaxt jeden, der ihm in den Weg kam. Er selbst wurde mehrmals verwundet, aber in der Hitze des Gefechts verspürte er keinen Schmerz. Unablässig schwang er die Streitaxt gegen den verhassten Feind. Als neben ihm ein weiterer seiner Männer den Tod fand, holte er wütend zu einem Schlag nach dem Angreifer aus. Der erschrockene Mann sah den Tod vor Augen und versuchte, die Axt mit seinem Schwert zu parieren. Er hätte genauso gut einen Strohhalm entgegenhalten können. Die Axt schlug die Klinge entzwei und fuhr tief in die Schulter des Mannes. Arndak hatte Mühe, die Axt wieder herauszuziehen. Er taumelte ein paar Schritte zurück. Die angreifenden Piraten umringten den blutenden, schwer atmenden Nordländer.
Arndak schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen. Seine Kameraden waren alle entweder tot oder im Sterben. Er war ganz allein.
Aber er war noch nicht am Ende und die toten und verletzten Piraten an Deck seines Schiffs waren der Beweis dafür, dass er immer noch ein gefährlicher Gegner war. Er schwang die Axt und schrie eine unverständliche Herausforderung an die Piraten. Er war kurz davor, in völlige Raserei zu verfallen – in einen Blutrausch, der die nordländischen Krieger manchmal auf dem Höhepunkt einer Schlacht übermannte.
Die Piraten wichen unwillkürlich vor ihm zurück. Ihre Reihen teilten sich und eine schlanker, großer Mann trat nach vorn.
Er hatte olivfarbene Haut und langes schwarzes Haar, das in Locken bis zur Schulter reichte. Sein Gesicht konnte man wohl als gut aussehend bezeichnen. Er lächelte, aber seine Augen glitzerten bösartig. Er hatte einen runden Metallschild und ein langes, gebogenes Schwert, das er lässig mit der Spitze nach unten hielt. Arndak war klar, dass sowohl der Schild als auch das Schwert im Bruchteil einer Sekunde wieder einsatzbereit sein würden. Vor ihm stand ein Krieger – und zwar ein sehr gefährlicher.
»Nordländer«, begann der Pirat. »Mein Name ist Zavac, Kapitän des Raben .«
Er deutete mit dem Kopf auf das schwarze Schiff, das neben ihnen lag.
»Anführer einer Mörderbande trifft es wohl eher«, knurrte Arndak, aber die Beleidigung schien an Zavac abzuprallen.
»Ganz wie du meinst«, sagte er. »Jedenfalls …«
»Jedenfalls bist du der Nächste, der hier sterben wird«, sagte Arndak zu ihm. »Und ich werde dich mit Freuden in die Unterwelt schicken.«
Zavacs Lächeln wurde breiter. »Ich erwarte nichts anderes von einem so tapferen Krieger«, sagte er. »Doch vorher empfehle ich dir, dich einmal umzudrehen.«
Arndak lachte wütend auf. »Glaubst du vielleicht, ich falle auf diesen alten Trick herein? Ich bin nicht von gestern…«
Sein Satz wurde abgeschnitten von einem schrillen Schmerzensschrei. Er drehte sich um und sah, dass sein Neffe Ernak von einem Piraten festgehalten wurde. Während des Kampfes waren auch die Piraten von dem bereits geenterten Handelsschiff an Bord gekommen. Jetzt hielt einer von ihnen Ernak fest und hatte ihm ein Messer an die
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