Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
Zeigefinger auf den überraschten Tursgud.
»Das hier ist die Wahl zur Bruderschaft, keine Entschuldigung für eure armseligen Streitereien!«, sagte er. »Es herrscht böses Blut zwischen dir und Hal. Du wirst deine Führerschaft nicht benutzen, um dich zu rächen.«
Tursgud hob die Hände und sah sich in gespielter Überraschung um.
»Das war nie meine Absicht!«, erwiderte er entrüstet. »Ich verwehre mich gegen diesen Verdacht!«
Erak machte einen Schritt auf ihn zu. Tursgud war groß und muskulös, aber neben Erak wirkte er schmächtig.
»Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen, Kleiner. Ich verwehre mich dagegen, dass du denkst, ich sei zu blöde, deine Spielchen zu durchschauen.«
Tursgud war außer sich. Er war es nicht gewöhnt, so behandelt zu werden.
»Mein Vater …«, begann er, aber Erak schnitt ihm das Wort ab.
»Ja, ja. Wir wissen alle, dass er der Maktig ist. Gorlogs Bart, das hast du uns oft genug erzählt. Jetzt halt die Klappe und wähle weiter.«
Ihre Blicke trafen sich für ein paar Sekunden. Dann senkte Tursgud den Blick.
»Also gut«, sagte er beleidigt.
Erak wandte sich zum Gehen.
»Ich wähle …«
Erak drehte sich sofort wieder um. »Auch nicht Stig! Aus demselben Grund.«
Tursgud war verblüfft. Erak hatte seinen Plan vorhergesehen. Er hatte tatsächlich Stig nennen wollen.
Jetzt trat Rollond nach vorn. »Oberjarl«, sagte er entrüstet. »Ich werde Stig nicht noch einmal wählen. Er hat mich bereits zurückgewiesen.«
Erak holte tief Luft. Es war offensichtlich, dass ihm die Geduld ausging.
»Ich habe deinen Einwand zur Kenntnis genommen«, sagte er knapp. »Macht weiter! Du!« Er deutete mit dem Daumen auf Tursgud. »Wähle!«
Also ging die Wahl weiter und Rollond und Tursgud wählten ihre letzten Mitglieder. Hal sah sich in der schwindenden Gruppe jener um, die noch nicht gewählt worden waren. Wie er beinahe erwartet hatte, waren Ulf und Wulf noch da, und ihre abweisenden Gesichter machten deutlich, dass es auch noch länger so bleiben würde. Ingvar hatte während der Wahl lächelnd dagestanden, sich blinzelnd umgesehen und nie die Hoffnung aufgegeben.
Stefan und Jesper waren ebenfalls nicht gewählt worden.
Stefan war ein Spaßmacher. Das hätte ihn beliebt machen können, doch gewöhnlich nutzte er seinen messerscharfen Verstand dazu, sich über andere lustig zu machen. Aber jetzt, wo Hal genauer darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass Stefan nie jemanden zum Ziel seiner Witze machte, der schwächer war als er. Er schien am meisten Spaß daran zu haben, sich über jene lustig zu machen, die eine unglaublich hohe Meinung von sich selbst hatten, wie Tursgud oder wie Borsa, der Hilfsmann des Oberjarl. Darüber hinaus war Stefan ein ausgezeichneter Schauspieler. Er konnte jeden in Hallasholm nachmachen, normalerweise zu dessen Nachteil.
Jesper hingegen war ein äußerst geschickter Taschendieb. Er wollte eigentlich nie etwas von seiner Beute behalten. Er konnte einfach nicht der Herausforderung widerstehen, jemand heimlich etwas aus der Tasche oder dem Geldbeutel zu nehmen. Einmal hatte er tatsächlich ein silbernes Armband vom Handgelenk eines Schmieds stibitzt, während er den Mann in ein Gespräch verwickelte. Hal hatte es zufällig mit angesehen und seinen Augen fast nicht getraut. Natürlich hatte Jesper das Armband sofort triumphierend hochgehalten, um es zurückzugeben. Der Schmied hatte das nicht sehr witzig gefunden. Deshalb hatte Jesper eine andere seiner angeborenen Fähigkeiten genutzt, nämlich so schnell wie der Wind zu rennen, um dem Schmied zu entkommen.
Dann waren da natürlich noch Hal und Stig und ein achter Junge, Edvin. Hal kannte ihn nicht sehr gut. Er war ziemlich ruhig und blieb meist für sich. Er gehörte zu den Menschen, die in fast allem durchschnittlich waren. Er war weder ein guter noch ein schlechter Athlet. Er las viel und hatte in der Schule die Grundlagen der Mathematik sehr schnell verstanden. Aber er gehörte zu den Menschen, die bei Gelegenheiten wie heute stets übersehen wurden. Hal, Stig und die anderen wurden vielleicht absichtlich übersehen. Mit Edvin war es anders. Die Leute übersahen ihn tatsächlich.
Rollond hatte gerade seinen neunten Rekruten gewählt. Jetzt blickten er und Tursgud erwartungsvoll zu Erak. Es gab keinen unter den verbliebenen acht Jungen, den sie in ihrer Bruderschaft haben wollten.
Erak ließ den Blick über die kleine Gruppe von Jungen schweifen, die nicht gewählt worden waren. Bei den
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