Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
führte, deutete auf den Stoß.
»Alles, was ihr braucht, haben wir da«, sagte er. »Ihr müsst euch nur überlegen, wie ihr es zusammenbaut. Ihr habt heute und morgen dafür Zeit. An eurer Stelle würde ich zusehen, dass ich vor Einbruch der Dunkelheit einen Unterstand habe. Es soll heute Nacht regnen und ihr werdet hier schlafen, ob das Quartier nun fertig ist oder nicht.«
Er wandte sich zum Gehen, dann schien ihm noch etwas einzufallen, denn er drehte sich wieder um.
»Oh, und Sigurd sagte, ihr müsst noch einen Skirl wählen«, verkündete er, dann ging er durch den Wald davon. Die Seevögel sahen einander an.
»Tja, Hal war ja schon im Gespräch …«, begann Stefan.
Ulf (oder war es Wulf?) stimmte ihm sofort zu. »Genau. Und er ist unser bester Steuermann. Da er während der Segelwettkämpfe am Steuer sein wird, kann er auch gleich unser Anführer sein.«
Es gab ein zustimmendes Gemurmel. Selbst jene, die nicht mit Hal gesegelt waren, hatten von seiner Einfahrt in den Hafen vor zwei Tagen gehört. Überraschenderweise pflichtete sogar Wulf (oder Ulf) seinem Zwilling bei. Das allein war schon eine Seltenheit.
Der Einzige, der etwas gegen diese Idee zu haben schien, war Hal selbst.
»Ihr wollt mich nicht als euren Anführer«, sagte er. »Wählt jemand anders.«
Stig grinste. »Wen denn?«, fragte er. »Mich jedenfalls nicht, das steht fest. Ich verliere viel zu schnell die Beherrschung. Sieh dich doch um. Siehst du irgendjemand sonst, der dafür geeignet wäre? Du bist klug. Du bist ein Denker. So jemand brauchen wir als Anführer. Besonders, weil wir weniger Leute haben als die anderen.«
Wieder kam zustimmendes Gemurmel von den anderen.
Hal schüttelte den Kopf.
»Übereilt das nicht«, wandte er ein. »Tursgud hasst mich. Das wisst ihr alle nur zu gut. Wenn ihr mich als Anführer wählt, wird er euch auch hassen.«
Jesper winkte ab. »Ja und? Er hasst uns sowieso.«
»Stimmt«, warf Ingvar in seiner nachdenklichen, manchmal fast schwerfällig wirkenden Art ein. »Der einzige Mensch, den Tursgud mag, ist Tursgud.«
Es kam leises Gelächter.
Hal konnte nicht anders, als seinen riesenhaften Kameraden anzulächeln. »Eine weise Bemerkung, Ingvar.«
Ingvar nickte ernst. »Die Leute merken es meist nicht, aber ich bin manchmal ziemlich weise«, sagte er und verdarb die Wirkung, indem er hinzufügte: »Wenn ich nicht gerade über meine eigenen Füße stolpere.«
»Also gut«, sagte Edvin, »sind wir uns einig? Hal ist unser Skirl?« Nach einem Moment des Zögerns nickten sieben Köpfe und sieben Stimmen bestätigten es.
Hal konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, in diese Position hineingedrängt worden zu sein.
»Sagt später nicht, dass ich euch nicht gewarnt hätte«, murmelte er.
»Was machen wir jetzt mit dem Kram hier?«, fragte Stig und stieß mit dem Fuß gegen den Stoß von Holzbalken, Seilen und Segeltuch. Das gesamte Baumaterial lag vor ihnen auf einem Haufen: lange Holzstücke, schwere Holzstücke, kurze oder leichte, Kanthölzer und Dielen, dazu Segeltuch und Seile. Niemand sagte etwas. Nach einer Weile merkte Hal, dass die anderen ihn ansahen.
»Was?«, fragte er. »Wieso schaut ihr mich an?«
»Du bist der Skirl«, sagte Edvin. »Übernimm das Kommando.«
Hal holte tief Luft und musterte den unordentlichen Stapel.
»Wenn wir ein Schiff bauen«, sagte er schließlich, »ordnen wir das Material. Wir legen gleiche Stücke zusammen, damit wir sehen können, was wir haben.«
»Ich sehe, was wir haben«, sagte Stig. »Wir haben ein riesiges Durcheinander.«
»Also, was sollen wir tun, Hal?«, fragte Edvin.
Hal zögerte, dann wagte er den Sprung ins kalte Wasser. Wenn er nicht das Kommando übernahm, wären sie am Ende, noch bevor sie überhaupt mit der Bruderschaft begonnen hatten.
»Fangt damit an, die Sachen zu ordnen«, sagte er und deutete auf das Holz und das Segeltuch. »Legt gleiche Stücke nebeneinander, damit wir sehen, worüber wir verfügen. Dann können wir uns überlegen, wie wir das Material am besten einsetzen.«
Sie machten sich an die Arbeit und innerhalb einer halben Stunde hatten sie alles in ordentliche Haufen sortiert. Hal strich sich nachdenklich übers Kinn. Jetzt, da er eine Aufgabe hatte, die zu lösen war, fühlte er sich nicht mehr so unwohl, Anweisungen zu erteilen.
»Also gut«, sagte er, nachdem er ein paar Minuten nachgedacht hatte. »Diese acht Balken werden mehr oder weniger unser Grundriss sein. Vier lange und vier kürzere. Wir legen sie
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