Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
lauter und Stigs Nacken und Gesicht noch dunkler. Wütend starrte Stig die anderen Jungen an.
»Was ist daran so witzig?«, fragte er.
»Ich würde sagen, ›Hal Wer‹ ist der Witz«, erwiderte Tursgud leise, aber immer noch laut genug.
Hal stieß Stig den Ellbogen in die Rippen.
»Halt den Mund!«, bat er. »Lass es einfach!«
Aber Stig konnte nicht so einfach den Mund halten. Er war ärgerlich darüber, wie man über seinen Freund redete, und außerdem wütend, dass jemand über ihn lachte. Er ballte die Hände zu Fäusten und sah sich im Kreis der grinsenden Gesichter um.
»Nur zu!«, drohte er. »Lacht weiter und ich schlage euch die Köpfe ein!«
Das war ein Fehler. Persönlich hätten die meisten Anwesenden nicht Stigs Wut auf sich ziehen wollen. Aber er hatte keinen Einzelnen herausgefordert. Er hatte die ganze Gruppe herausgefordert und nun reagierten sie als Gruppe.
»Oooh!«, riefen sie spöttisch im Chor. Stig holte aus und schlug nach rechts und links wie ein wütender Bär. Als sein Blick auf die Jungen direkt neben ihm fiel, machten sie schnell ein ernstes Gesicht. Er drehte sich zu einem, der zu langsam gewesen war und immer noch grinste.
»Also gut!«, schrie er und holte aus. »Das Lachen wird dir vergehen.«
»Das reicht!«
Sigurds Stimme konnte sogar das mächtige Rauschen der Sturmweißen See übertönen. Jetzt ließ sie alle zusammenzucken. Stig hielt inne, die Faust in die Luft gereckt, und sah Sigurd unsicher an.
»Was glaubt ihr eigentlich, zum Donnerkeil, was das hier ist? Wir sind keine Horde streitender Kinder. Hier geht es um die Bruderschaft! Hier geht es darum, dass ihr lernt, euch wie Männer zu verhalten! Wie Männer! Verstanden?«
Stig ließ den Kopf hängen. Sein Gesicht war immer noch gerötet, aber jetzt eher aus Scham, denn aus Wut. Langsam senkte er die Faust.
»Entschuldigung, Skirl«, murmelte er.
Neben ihm zischte Hal: »Um Himmels willen, Stig, sag nichts mehr!«
»Noch ein solcher Ausbruch«, warnte Sigurd ihn, »und du wirst mit einem Tritt hinausbefördert! Und zwar von mir höchstpersönlich. Verstanden?«
»Ja, Skirl«, antwortete Stig leise. Er war entsetzt bei dem Gedanken, von der Ausbildung ausgeschlossen zu werden.
»Ich kann dich nicht hören!«, bellte Sigurd so laut, dass die Jungen vor ihm unwillkürlich einen Schritt zurückwichen.
»Ja, Skirl! Entschuldigung, Skirl!«, sagte Stig lauter.
Sigurd musterte ihn ein paar Sekunden, dann blickte er wieder auf seine Notizen.
»Also gut. Wir haben einen Vorschlag für unseren dritten Skirl und der lautet Hal Mikkelson. Unterstützer?«
»Soll das ein Witz sein?« Das war Tursgud und er ließ auf seine Frage ein kurzes Lachen folgen. Wieder kicherten seine Freunde, verstummten jedoch schnell, als Sigurd sie wütend anfunkelte. Nicht so Tursgud, der sein Grinsen trotzig beibehielt.
»Du findest das lustig, ja?«, fragte Sigurd.
Unbeeindruckt von der Frage zuckte Tursgud mit den Schultern. »Das ist doch Unsinn, Skirl«, antwortete er. »Er ist der Sohn einer Sklavin. Er ist noch nicht mal Nordländer. Er ist Araluaner.«
Ein paar andere, die seine Dreistigkeit ermutigte, murmelten Zustimmung.
Sigurd sah sie böse an. »Karina Mikkelsfrau ist eine freie Frau«, sagte er mit kalter Stimme. »Und ihr verstorbener Mann war Nordländer. Er war außerdem auch ein guter Freund von mir. Vergiss das nicht, wenn du noch einmal so über sie redest. Und über ihren Sohn.«
Er blickte wieder auf seine Notizen, als aus der Menge eine Stimme klar und deutlich sagte: »Der Bastard.«
Sigurds Kopf fuhr hoch. »Wer war das?«, fragte er. Es kam keine Antwort und lange Sekunden vergingen, während er die Jungen nacheinander musterte. Als er merkte, dass er nicht weiterkam, sagte er noch einmal: »Hal Mikkelson wurde vorgeschlagen. Unterstützer?«
Als ob sich jetzt noch jemand melden würde, dachte Hal bitter. Er blickte mit zusammengekniffenem Mund zu seinem Freund. Stig hatte es nur gut gemeint. Aber Hal wünschte, er hätte seine Klappe gehalten. Er hatte keine Lust, Skirl einer Bruderschaft zu sein. Abgesehen von dem kurzen Moment des Ruhms, als er den Seevogel in den Hafen gebracht hatte, war er die meiste Zeit bemüht, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Sigurds Frage wurde mit Schweigen beantwortet, sodass er schließlich Hals Namen wieder durchstrich.
»Also gut. Andere Vorschläge?«
Schweigen. Niemand war bereit, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sigurd tappte ungeduldig mit dem Fuß,
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