Broughton House - Haus der Sehnsucht
wurde.
Venice zuckte die Schultern. „Oh, nichts Aufsehenerregendes. Nur die Tatsache, dass sie zwar eine hervorragende Hausfrau ist, auf anderen Gebieten jedoch nicht ganz so vollkommen zu sein scheint. Das dürfte die Männer auf deine Seite ziehen – und einige Frauen auch. Außerdem stimmt es ja, nicht wahr? Du hast mir selber erzählt, dass Fern eine Niete im Bett ist. Aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass wir große Schwierigkeiten mit der Öffentlichkeit bekommen, wenn wir … Wenn du dich Fern gegenüber großzügig erweist. Schließlich ist eine Scheidung heutzutage keine große Angelegenheit mehr, zumindest nicht, solange man sie zivilisiert und diskret über die Bühne bringt.“
„Das Haus gehört mir!“
„Überleg doch mal, Nick. Du sollst Politiker werden. Du wirst Macht und Ansehen genießen. Was für eine Rolle spielt da noch das Haus? Wir könnten ein halbes Dutzend davon kaufen und würden die Kosten kaum bemerken.“
Endlich hatte sie Nicks volle Aufmerksamkeit. Gier war eine großartige Triebfeder, wie Venice aus eigener Erfahrung wusste.
„Hör auf, dir Gedanken über Fern zu machen“, forderte sie ihn auf. „Ich weiß, du möchtest ihr nicht wehtun. Aber jetzt geht es vor allem um unser Baby, nicht wahr? Überlass alles Weitere mir.“
Wie Venice erwartet hatte, gab er nach. Während Nick neben ihr schlief, betrachtete sie ihn befriedigt. Er eignete sich tatsächlich hervorragend für ihre Pläne: Er war eitel und egoistisch genug, um sich von der eigenen Bedeutung blenden zu lassen, und er besaß zumindest äußerlich eine erhebliche Ausstrahlung, welche die Wähler anlocken würde. Außerdem gierte er so nach den materiellen Vorzügen, die sie ihm bieten konnte, dass er an dieser Ehe festhalten würde. Sie hatte nicht die Absicht, einen Mann zu heiraten und zu einem einflussreichen Politiker zu machen, um von einer kleinen Hexe, die ihren Platz einnehmen wollte, von ihrem selbst gebauten Thron gestoßen zu werden.
Nein, diese Heirat war für das ganze Leben gedacht. Nicks Einwilligung dazu war der einfachere Teil. Ihn den Wählern schmackhaft zu machen, würde ebenfalls keine Schwierigkeiten bereiten. Aber dann …
Nick würde ein Geschenk für die Medien sein. Er war jung, sah gut aus und war so selbstsüchtig und mit sich beschäftigt, dass er nicht im Traum auf die Idee kommen würde, dass sie, Venice, alle Fäden in der Hand hielt. Durch Nick würde sie bekommen, wonach sie immer gelechzt hatte: Macht.
Zwar war er nicht besonders gut im Bett, das gewiss nicht. Aber Venice war schon immer der Ansicht gewesen, dass man den besten Sex außerhalb ehelicher Bindungen bekam.
Sie hatte alles genau geplant. Sobald sich die Nachricht von Nicks bevorstehender Scheidung herumsprach, würden sie zumindest nach außen hin reumütig zugeben, dass die Schuld allein bei ihnen läge. Sie würden immer wieder erklären, wie leid ihnen Fern täte … Leider hätten sie sich von ihrer Liebe fortreißen lassen und wären jetzt entschlossen, das Beste für alle daraus zu machen, vor allem natürlich für das Kind.
Später würde Nick den bewährten Weg einschlagen und behaupten, dass er die guten altmodischen Familienwerte hochhielte und die Bedürfnisse der Jungen und Schwachen über alles stelle. Gleichzeitig würde sie, Venice, durchblicken lassen, dass Fern nicht ganz schuldlos am Scheitern ihrer Ehe wäre. Zwar könne die Ärmste nichts dafür, dass sie sexuell so unempfänglich sei. Doch hätte es sich leider vernichtend auf ihre Ehe ausgewirkt und Nick am Ende dazu getrieben, sich anderswo zu suchen, was er sexuell und gefühlsmäßig zu Hause nicht erhielt.
Gleichzeitig würde sie ihre eigene Position ausbauen. Wie ein Chamäleon besaß Venice die Fähigkeit, sich ihrer Umgebung und den Umständen anzupassen. Als Ehefrau eines neuen Parlamentsabgeordneten musste sie untadelig und unangreifbar auftreten.
Ja, mit Nick hatte sie die richtige Wahl getroffen. Jetzt brauchte sie nur noch genauso erfolgreich bei Fern zu sein. Im Gegensatz zu Nick würde sie nicht den Fehler begehen, Fern als unwürdige Gegnerin zu unterschätzen.
Es war allgemein bekannt, wie sehr Fern ihren Mann liebte. Die arme Frau. Auf die eine oder andere Weise musste sie ihn aufgeben. Allzu schwierig würde es hoffentlich nicht werden, nachdem Fern von dem Baby erfahren hatte.
Nick war nicht nach Hause gekommen. Fern hatte im Gästezimmer gelegen, auf seine Heimkehr gewartet und sich innerlich auf den Streit
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