Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broughton House - Haus der Sehnsucht

Broughton House - Haus der Sehnsucht

Titel: Broughton House - Haus der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
ihr los war, dass sie ihm beinahe die Wahrheit ins Gesicht geschrien hätte. Glaubte Ben tatsächlich, dass sie ihn betrügen würde? Wusste er nicht, wie sehr sie ihn liebte und brauchte?
    Tränen traten Zoe in die Augen, während sie aufstand. Ihr war übel, und ihre Knie waren weich wie Wachs. Die Erleichterung darüber, dass die Entscheidung gefallen war, wollte sich nicht einstellen. Im Gegenteil, Zoe wurde von einer nervenzehrenden Mischung aus Panik, Angst und Verzweiflung erfasst.
    Sosehr sie versuchte, die wachsenden Ansprüche des neuen Lebens in sich zu leugnen und sich an die Tatsache zu klammem, wie verheerend ein Kind sich auf Bens und ihr Leben auswirken würde, das Baby kämpfte ebenso hart. Mit einem tückischen Trick der Hormone gelang es ihm, auf sich und seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen.
    Langsam ging Zoe ins Badezimmer. Sie hatte keinen Grund zur Eile. Ihr Termin war erst am späten Vormittag.
    Sie mied bewusst den Blick auf ihren nackten Körper. Nicht dass etwas zu sehen gewesen wäre. Sie war höchstens noch schlanker geworden nach all dem Stress und der ständigen Übelkeit.
    „Du wirst zu dünn“, hatte Ben erst neulich zu ihr gesagt.
    Zoe hatte angenommen, dass alles rasch vorüber sein würde und sie anschließend direkt nach Hause gehen könnte. Doch die Ärztin hatte ihr erklärt, dass sie die Nacht über in der Klinik bleiben müsste, da sie niemanden hätte, der sie im Auge behalten könne.
    „Medizinisch ist der Abbruch Routine“, hatte sie hinzugefügt. „Aber seelisch kann er ein sehr tiefgreifendes Erlebnis sein.“
    Verzweifelt legte Zoe die Hand auf den Bauch. Dies war vielleicht die letzte Gelegenheit, es zu tun und ihrem Baby zu erklären …
    Erschrocken nahm sie die Hand weg und ballte die Faust. Wie sollte man jemandem erklären, weshalb man sein Leben beenden musste, bevor es richtig begonnen hatte? Wie sollte man einem Kind beibringen, dass sein Vater es nicht wollte, dass man in diesem Leben keinen Platz für das kleine Wesen hatte? Dass es weder erwünscht war noch geliebt wurde?
    Zoe zitterte plötzlich heftig. Ihr ganzes Inneres wehrte sich leidenschaftlich gegen die Empfindungen, die in ihr aufstiegen. Der Schmerz war so groß, dass er sie beinahe überwältigte.
    „Nein, nein!“, flüsterte sie entsetzt. „Das kannst du mir nicht antun … Das lasse ich nicht zu.“
    Mein Verstand versucht einfach, mir einen Streich zu spielen, sagte sie sich. Sie brauchte nur an die Wirklichkeit zu denken und alle Gründe niederzuschreiben, die gegen das Kind sprachen, dann kam sie wieder zur Vernunft.
    In Gedanken sah sie die Liste vor sich. Sie war sehr lang und logisch. Die Tatsachen waren einleuchtend und unausweichlich. Sie hatten ein erheblich größeres Gewicht als der einzige erbärmliche seelische Grund in der anderen Spalte.
    Außerdem war es zu spät, es sich noch anders zu überlegen. Ihre Entscheidung war gefallen. Alles war organisiert und vorbereitet. Die Arzthelferin begrüßte Zoe mit einem professionellen Lächeln. Eine kompetente Schwester legte die kühlen Finger beruhigend auf ihren Arm und führte sie zu ihrem Zimmer.
    „Sie haben doch weder etwas gegessen noch getrunken, nicht wahr?“, fragte sie.
    Zoe schüttelte den Kopf.
    „Sehr gut. Dann ziehen Sie sich bitte aus. Ich komme in einigen Minuten zurück und gebe Ihnen eine Beruhigungsspritze.“
    Mit ausdrucksloser Miene streifte Zoe ihre Kleider ab und sperrte jeden Gedanken aus. Ihre Bewegungen waren völlig mechanisch.
    Das Zellstoffhemd, das die Schwester ihr dagelassen hatte, fühlte sich eiskalt auf ihrer Haut an. Eine willkommene Benommenheit erfasste sie. Selbst die winzige Stimme, die sie so lange gequält hatte, war verstummt, als hätte sie den Kampf aufgegeben.
    Die Schwester kehrte zurück. „Fertig?“, fragte sie. Sie hielt Zoes Arm fest und betupfte die Beuge mit keimfreier Watte.
    Das Licht vom Fenster spiegelte sich einen Moment in der Nadel.
    Zoe starrte das Metall an und konzentrierte sich auf den Einstich.

    Die Wohnung war heiß und stickig und kam ihr beinahe fremd vor.
    Wahrscheinlich liegt es an dem Unterschied zwischen den sonnenbeschienenen Fenstern bei uns und der Kälte der Klimaanlage in der Klinik, überlegte Zoe elendig und setzte sich hin.
    Die Ärztin hatte sie höchst widerstrebend allein nach Hause fahren lassen. Doch schließlich hatte sie eingewilligt und dafür gesorgt, dass eine Schwester sie in ein Taxi setzte.
    Ihre Beine waren noch merkwürdig

Weitere Kostenlose Bücher