Broughton House - Haus der Sehnsucht
reden.“
Eleanor sah ihre Partnerin erschrocken an. Sie mochte Louises Mann wirklich nicht. Aber sie hatte nie etwas gegen ihn gesagt, nicht einmal, als er sich in das Geschäft einmischen wollte.
„Tut mir leid, dass du glaubst, ich hätte etwas gegen Paul“, begann sie ruhig. „Ich finde, wir hätten schon früher …“
„Darüber will ich jetzt gar nicht reden“, unterbrach Louise sie. „Es geht um unsere Firma.“
Eine böse Vorahnung beschlich Eleanor, und es überlief sie eiskalt.
„Paul und ich ziehen nach Frankreich.“
Louise wagt nicht einmal, mir in die Augen zu sehen, stellte Eleanor geistesabwesend fest, während ihr Körper den Schock verarbeitete.
„Das hatten wir schon lange vor“, fuhr Louise fort. „Paul hat dort bereits geschäftliche Kontakte, und eine Menge Freunde von uns sind ebenfalls dahin umgezogen. Paul sagt, wegen der Folgen des gemeinsamen Marktes sind wir es uns und unseren Jungen schuldig, alles für unsere finanzielle Sicherheit zu tun. Ich kann ebenso gut in Frankreich arbeiten wie in London – ja, sogar noch besser. Die Lage ist viel günstiger wegen Brüssel, sagt Paul. England wird ziemlich ins Abseits gedrängt werden. Denk doch bloß mal an unsere Gemeinkosten.“ Trotzig sah sie Eleanor an.
Deswegen ist Louise seit Kurzem so gereizt, überlegte Eleanor und versuchte, gleichzeitig mit dem Schreck und der praktischen Seite der Bombe fertig zu werden, die Louise soeben hatte platzen lassen.
„Hör mal, Louise, wir haben eine Partnerschaft gebildet“, wandte sie ruhig ein. „Wir haben Pläne geschmiedet, und du hast kein Wort gesagt.“
„Damals war die Sache noch nicht entschieden“, antwortete Louise errötend. „Außerdem findet Paul, dass mein Russisch kommerziell wertvoller ist, als … Schließlich lernt man in den meisten europäischen Ländern Englisch schon in der Schule.“
Eleanor zuckte unwillkürlich zusammen. Wollte Louise ihr beibringen, dass ihre Sprachkenntnisse für diese Partnerschaft wertvoller wären?
Beinahe hätte sie die Freundin darauf hingewiesen, was Pierre Colbert zu diesem Thema gesagt hatte. Nach der Auflösung der Sowjetunion ließ sich noch nicht absehen, welches einmal die Handelssprachen der neuen unabhängigen Staaten sein würden. Aber was nützte es, wenn sie sich jetzt noch über ihre gegenseitigen Pluspunkte stritten?
Hätte Louise ihr bloß früher von ihren Plänen erzählt. Eleanor hatte geglaubt, sie wären gute Freundinnen und gute Geschäftspartner, die einander vertrauten und sich aufeinander verlassen konnten. „Das verstehst du doch, nicht wahr, Nell?“
Louises Stimme klang beinahe flehentlich. „Auch für die Kinder wird es viel besser sein. London ist nicht der richtige Ort für sie. Paul und ich haben ein ganz entzückendes Château gefunden … Es ist unglaublich preiswert.“
Louise plapperte nervös weiter und war sichtbar erleichtert, dass sie den Auftrag erledigt hatte, den Paul ihr zweifellos gegeben hatte.
„Du musst uns unbedingt besuchen, nachdem wir uns eingerichtet haben. Ich habe wirklich gern mit dir zusammengearbeitet. Aber du begreifst sicher, wie das ist … Mit der ständig steigenden Miete und …“ Louise zuckte die Schultern. „Wie Paul sagt, wir wären schön dumm, wenn wir eine solche Gelegenheit ausschlagen würden.“
„Ja … Nun, ich wünsche dir, dass sich alles so entwickelt, wie du es erhoffst, Louise.“ So viel Mühe Eleanor sich auch gab, ihrer Stimme fehlten die Wärme und die Überzeugung. Ihr Gesicht war kühl und glich einer Maske, und ihr Körper war steif wie ein Brett.
Als Louise auf sie zukam, trat sie instinktiv einen Schritt zurück.
Ein Telefongespräch mit ihrem Steuerberater später am Nachmittag bestätigte Eleanor, was sie insgeheim befürchtet hatte. Aus finanziellen Gründen konnte sie unmöglich allein in dem Büro weiterarbeiten. Ohne einen Partner würde sie niemals genügend verdienen, um die damit verbundenen Kosten zu bestreiten.
Und das bedeutete … Ja, was bedeutet es? überlegte sie, während sie den Hörer auflegte. Sie besaß ein geringes Kapital, das sie über all die Jahre als Notgroschen für sich und ihre Söhne zusammengespart hatte. Aber es würde niemals reichen, um ihre Ausgaben für einen längeren Zeitraum zu decken.
Als Marcus und sie heirateten, hatte sie darauf bestanden, allein finanziell für die Jungen aufzukommen. Marcus verdiente zwar ausgezeichnet, aber er hatte auch erhebliche Kosten. Vanessa besuchte eine
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