Broughton House - Haus der Sehnsucht
exklusive Privatschule. Eleanor war froh, dass er nach der Scheidung die volle finanzielle Verantwortung für seine Tochter übernommen hatte.
Auch der Unterhalt für das Haus in Chelsea war teuer.
Doch wie sollte sie diese Unabhängigkeit jetzt aufrechterhalten? Ihre Ausgaben waren erheblich gestiegen, und die Aufträge wurden immer geringer. Der wirtschaftliche Rückgang führte überall zu Sparmaßnahmen. Manche kleineren Kunden waren schon abgesprungen.
Der Gedanke, für jemand anders zu arbeiten – falls sie überhaupt eine Stelle fand –, gefiel ihr nicht. Sie war zu sehr daran gewöhnt, ihre eigene Herrin zu sein. Und wenn sie sich einen neuen Geschäftspartner suchte? Schon der Gedanke an diese Möglichkeit war ihr zuwider. Louise und sie hatten gut zusammengearbeitet, weil ihre Fähigkeiten sich ergänzten. Noch einmal so jemand zu finden, würde äußerst zeitraubend, wenn nicht unmöglich sein.
Weshalb hatte sie nicht erkannt, was hinter Louises seltsamem Benehmen in letzter Zeit steckte? Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass die Freundin die Partnerschaft aufkündigen wollte oder sich ärgerte, weil ihre Sprachkenntnisse angeblich wertvoller waren und nicht richtig gewürdigt wurden. Letzteres war zweifellos Pauls Werk.
Wäre ich doch nicht so blind gewesen, dachte Eleanor. Ebenso blind wie gegenüber Toms Sorge, ihre Heirat mit Marcus könne zu einer Bedrohung für ihn werden. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage musste Eleanor einsehen, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, was in den Menschen vorging, denen sie sich nahe glaubte.
Ihr Herz pochte unangenehm. Langsam bekam sie das Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben gleite ihr aus den Händen.
Das Problem war, dass sie so wenig Zeit und so viele Verpflichtungen hatte.
Zum Beispiel heute Abend … Sie musste bis sechs Uhr arbeiten und anschließend quer durch die Stadt fahren, um ihre Söhne von der Schule abzuholen und nach Hause zu fahren. Anschließend würden sie gemeinsam zu Abend essen. Dabei konnte sie noch froh sein, dass die Schule nachmittags Sport und weitere Freizeitbeschäftigungen anbot.
Eine ideale Lösung war das nicht. Keine mit frischer Luft und viel Platz, um im Freien in der Sicherheit einer kleinen Gemeinde herumtoben zu können, wie Louise es für ihre Kinder beschrieben hatte.
Erst letzte Woche hatte Eleanor Gavins Bitte abschlagen müssen, einige Schulfreunde über das Wochenende mit nach Hause zu bringen. Sie erwarteten Marcus’ Tochter und hatten nicht genügend Platz für alle zum Spielen. Es war jetzt schon schwierig genug. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Vanessa reagieren würde, wenn „ihr“ Zimmer bei ihrer Ankunft von einer Bande elfjähriger Jungen in Beschlag genommen wurde.
Plötzlich sehnte Eleanor sich unendlich nach Marcus. Schuldbewusst fiel ihr ein, dass sie sich bei ihrer Hochzeit vorgenommen hatte, ihn niemals als emotionalen Blitzableiter zu benutzen.
Erschöpft schob sie ihr Haar zurück. Nur noch eine Stunde, dann musste sie Tom und Gavin abholen. Und ihre Übersetzung war immer noch nicht fertig.
„Was ist los, Marcus?“
Eleanor hatte die Jungen zu Bett gebracht und war wieder nach unten gekommen. Marcus stand am Fenster und starrte nach draußen. Er war den ganzen Abend merkwürdig zurückhaltend gewesen.
„Du bist mir doch nicht böse wegen gestern Abend?“
„Gestern Abend?“ Marcus drehte sich zu ihr und sah sie fragend an.
„Wegen des Abendessens bei den Lassiters und Tom.“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Julia hat mich heute Nachmittag angerufen. Man hat ihr eine Filmrolle angeboten, und sie muss während der Sommerferien einen Monat in Hollywood verbringen. Sie möchte, dass ich Vanessa solange zu mir nehme.“
„Oh nein, Marcus. Das geht nicht“, wandte Eleanor ein. „Wir haben nicht genügend Platz dafür.“
„Ich weiß“, stimmte er ihr zu und runzelte die Stirn. „Leider kann Vanessa sonst nirgendwo hin. Und schließlich ist sie meine Tochter.“
Eleanor zuckte innerlich zusammen, denn sie hatte die leichte Verärgerung in Marcus’ Stimme bemerkt. Dachte er insgeheim, dass sie ohne Tom und Gavin hier genügend Platz für Vanessa hätten?
„Hast du Julia erklärt, wie schwierig es wäre, Vanessa so lange bei uns aufzunehmen?“
„Ich habe es versucht“, antwortete Marcus trocken. „Aber Julia hat die einmalige Gabe, nur das zu hören, was sie hören möchte. Sie scheint Vanessa schon beigebracht zu haben,
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