Broughton House - Haus der Sehnsucht
hatte?
Verärgert ging sie in die Küche und räumte den Frühstückstisch ab. Seit dem letzten Wochenende war ihr Verhältnis gespannt. Die Nachwirkungen der Szene, zu der Marcus hinzugekommen war, hielten noch an.
„Kein Wunder, dass du umziehen willst“, hatte Vanessa sie beschuldigt. „Schließlich ist dies nicht dein Haus.“
Natürlich stimmte das nicht. Oder doch? War sie, Eleanor, insgeheim unsicher, ob sie hierher gehörte … Ob sie ein Recht auf Marcus’ Liebe hatte?
Vanessa besaß die einmalige Gabe, sie in eine Falle aus eigenen Zweifeln und Ängsten zu manövrieren, die ihr, Eleanor, vorher gar nicht bewusst gewesen waren.
Manchmal sah es so aus, als setzte das Mädchen alles daran, ihre Beziehung zu Marcus zu untergraben. Weshalb? Die Ehe ihrer Eltern war längst geschieden gewesen, bevor sie, Eleanor, ihren Vater kennengelernt hatte. Zu Beginn hatte sie sogar den Eindruck gehabt, dass das Mädchen sie mochte.
Vanessa ist ein Teenager, ermahnte Eleanor sich. Und wie alle Teenager hat sie unberechenbare Launen.
Außerdem ging es jetzt nicht um Vanessa, sondern um ihr eigenes Verhältnis zu Marcus.
Die ganze Woche waren sie so vorsichtig miteinander umgegangen, dass es beinahe lächerlich wirkte. War es tatsächlich erst einen Monat her, dass sie sich zu ihrer Ehe gratuliert hatte und fest überzeugt gewesen war, dass nichts, absolut nichts sie trennen könnte?
Nicht der Streit zwischen den Kindern war der Grund für die Spannungen zwischen Marcus und ihr. Zumindest nicht, was sie betraf. Eleanor ärgerte sich darüber, dass Marcus anzunehmen schien, sie wäre verantwortlich dafür oder zumindest nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen. Weshalb sollte sie allein die Verantwortung tragen? Merkte Marcus nicht, dass er mit seiner Haltung alles noch schlimmer machte?
Außerdem hatte sie durchaus versucht, etwas zu tun. Es war nicht ihre Schuld, dass Vanessa den Gedanken an einen Umzug nicht ertrug.
„Ich habe dich gewarnt“, hatte Marcus gesagt, als Eleanor sich darüber beklagte, Vanessa versuche, auch Tom und Gavin gegen den Umzug aufzubringen.
„Dabei wollen wir es doch gerade wegen der Kinder“, hatte sie eingewandt. „Vanessa beklagt sich ständig, dass die Jungen ihr Zimmer benutzen. In Broughton House hätte sie ihr eigenes kleines Reich und …“
„Ich kann ihr den Gedanken nicht schmackhafter machen als du“, hatte Marcus sie ungeduldig unterbrochen.
Weshalb arbeiteten sie plötzlich gegeneinander, anstatt gemeinsam an einem Strick zu ziehen? Das konnte unmöglich nur an Vanessa liegen.
Früher hatten sie ihre Meinungsverschiedenheiten immer rasch gütlich beigelegt. Doch in letzter Zeit …
War der Grund, dass sie es Marcus heimlich übel nahm, dass er sich aus dem Streit der Kinder heraushielt und sie mit dem Problem alleinließ?
Als sie ihm ihre Sorgen über Toms Ängste anvertraute, hatte er nur vorgeschlagen, sie solle einmal mit ihren ehemaligen Schwiegereltern und mit ihrem Exmann Allan und dessen Frau Karen darüber sprechen.
„Es wäre nicht richtig, Vanessa die alleinige Schuld für Toms Verunsicherung zu geben“, hatte er festgestellt.
Wo waren sein Mitgefühl, seine Fürsorge und seine Liebe geblieben? Während sie seine Worte hörte, hatte Eleanor einen Moment das Gefühl gehabt, nicht nur ihre Söhne, sondern auch sie würde Marcus langsam lästig. Zum ersten Mal hatte sie sich gefragt, ob er sie wirklich liebte. Bei dem Gespräch waren einige verwundbare Stellen ihrer Beziehung sichtbar geworden, von denen sie bisher nichts geahnt hatte.
Eleanor füllte gerade die Spülmaschine, da läutete das Telefon. Zu ihrer Überraschung war ihre ehemalige Schwiegermutter am Apparat. Trotz der Probleme in ihrer ersten Ehe und der späteren Scheidung hatte Eleanor einen guten Kontakt zu Mary und Jim behalten.
„Es geht um die Jungen“, sagte Mary jetzt. „Du hast noch nicht angerufen und uns bestätigt, dass die beiden wie üblich in den Osterferien zu uns kommen. Ehrlich gesagt, ich wollte sowieso mit dir sprechen. Ich möchte dich zwar nicht beunruhigen, aber letztes Mal war Tom merkwürdig still und verschlossen. Ganz anders als sonst.“
„Ruf Mary und Jim an, und erzähl ihnen, was mit Tom los ist“, hatte Marcus zu ihr gesagt. Weil sie sich über ihn geärgert hatte und den kindischen Verdacht hegte, dass er Vanessa gegen sie in Schutz nahm, hatte sie seinen Rat nicht befolgt.
Mit schlechtem Gewissen erzählte Eleanor ihrer ehemaligen
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