Brown, Dale - Feuerflug
aus; der Batteriechef stellte das Signal wieder ab, indem er den Funkschalter in seiner linken Hand betätigte, womit er gleichzeitig dem Startoffizier seine Zustimmung übermittelte.
Draußen in der zweihundert Meter entfernten Raketenstellung wurde mit komprimiertem Stickstoff eine dreizehnhundertfünfzig Kilogramm schwere Fla-Lenkwaffe aus ihrer Startröhre ausgestoßen. Sie stieg gut zwanzig Meter hoch, bevor ihr Feststofftriebwerk gezündet wurde und sie rasch auf über Mach fünf beschleunigte.
»Zwanzig Sekunden bis zum Aufschlag.« Drei Sekunden später war von draußen ein weiterer Knall zu hören: die zweite Fla-Lenkwaffe 5V55K hatte ihre Startröhre verlassen und war zum Ziel unterwegs. »Zweite Rakete gestartet. fünfzehn Sekunden bis zum Aufschlag.«
»Klar zum Umschalten auf engen Suchstrahl ... jetzt.«
Der Radaroperator schaltete sein Gerät um. »Zielsuche mit engem Suchstrahl ... Ziel erfasst, Leutnant! Zehn Sekunden bis zum ...«
Plötzlich schwankte der gesamte mobile Befehlsstand heftig auf seinen acht Rädern. Das im India/Juliett-Band arbeitende S300-Radar befand sich auf demselben Sattelschlepper-Auflieger wie der Befehlsstand. Das Licht flackerte, dann erlosch es ganz. Sekunden später erhielt das Fahrzeug einen zweiten, noch schwereren Treffer. Aus der Kontrollkonsole schlugen Flammen. »Alles raus! Sofort!«, rief der Batteriechef. Als die Männer ins Freie stürzten, quoll bereits dichter schwarzer Rauch aus dem Befehlsstand.
Während sie sich in sicherer Entfernung versammelten, erkannte der Leutnant die Ursache der beiden Detonationen: Ein Kampfhubschrauber Mil Mi-24 beschoss die S-300-Batterie aus höchstens drei Kilometern Entfernung mit Lenkwaffen zur Panzerbekämpfung.
Damit war klar, dass die Mi-24 keineswegs abgestürzt war – sie war nur unter den Erfassungsbereich des S-300 gegangen, um die Stellung anzusteuern und zu beschießen. Sie flog nicht höher als zehn Meter, war nur dreißig oder vierzig Stundenkilometer schnell und nahm sich in aller Ruhe ein Ziel nach dem anderen vor. Aus ihrem Bugturm kamen einzelne kurze Feuerstöße, dann war wieder ein Feuerschweif zu sehen, mit dem eine lasergesteuerte Lenkwaffe ihre Halterung verließ und ins Ziel raste. Sekunden später war alles vorbei: Die gesamte S300-Batterie mit acht Startvorrichtungen und einem Befehls- und Radarfahrzeug war zerstört, und der Mi-24-Hubschrauber verschwand in der Nacht. Bald waren nur noch das Knistern und Knacken brennender Fahrzeuge und die Schreie der Verwundeten zu hören.
An Bord des Kampfhubschraubers Mil Mi-24 klopfte König Idris II. von Libyen, der auf dem Platz des Bordmechanikers saß, dem Piloten anerkennend auf die Schulter, bevor er sich der Funkkonsole hinter dem Cockpit zuwandte. »Headbanger, hier Löwe«, funkte er. »Ziel Alpha zerstört, ich wiederhole, Ziel Alpha zerstört. Sie können Ihren Angriff beginnen.«
In diesem Augenblick sah er eine lange Feuerspur, die vom Luftwaffenstützpunkt Zillah herkam. Die Bomber waren unterwegs.
Er konnte nur hoffen, dass es der Megafortress gelingen würde, sie zu stoppen.
»Schalte LADAR ein ... jetzt«, meldete Greg Wickland. Sekunden später: »LADAR in Stand-by.« Das Standbild auf seinem großen Supercockpit-Display war fast so klar wie ein gutes Farbfoto. Aber was es zeigte, erschreckte ihn. »Die Bomber ... sie sind weg!«
»Verdammt«, murmelte George Tanaka. Er verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf das Display zu werfen. »Zwei sind anscheinend noch da, stehen am Start.«
»Jäger«, sagte Wickland.
»MiG-23. Das müssen die letzten Begleitjäger der Bomber sein.« Er schaltete das LADAR mehrmals ein und wieder aus, damit er die Jäger beobachten konnte, machte weitere LaserSchnappschüsse und drehte die dreidimensionalen Bilder dann, um möglichst viele Einzelheiten sichtbar zu machen. Bald konnte er sehen, wie sie die Startbahn entlangrasten – das LADAR entdeckte sogar die Feuerschweife ihrer Nachbrenner. »Sie scheinen nach Norden abzufliegen, nicht auf uns zu.« Er wandte sich an seinen Flugzeugkommandanten.
»Wir sollten die Bomber zerstören oder die Startbahn bombardieren, damit die Bomber nicht starten können. Wir haben sie verpasst. Was machen wir jetzt? Es hat keinen Zweck, den Platz anzugreifen, wenn die Bomber fort sind.« Er riss erschrocken die Augen auf, als ihm klar wurde, was Tanaka vermutlich vorhatte. »Du willst doch nicht etwa Jagd auf die Bomber machen?«
»Das ist unsere einzige Chance, sie
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