Brown, Dale - Feuerflug
für den erdnahen Weltraum«, fuhr Jon fort. »Mit ihrem dreistufigen regelbaren Feststofftriebwerk kann sie auf einer ballistischen Flugbahn über fünfhundert Kilometer weit fliegen oder zur Satellitenbekämpfung über hundertfünfzig Kilometer hoch steigen. Die zusätzlichen Wachen stehen wegen des Gefechtskopfs der Lancelot da: Sie trägt einen Plasmafeld-Gefechtskopf. Er ist in Höhen über zehntausend Metern am wirkungsvollsten, was ihn zu einer idealen Waffe gegen ballistische Raketen und Satelliten macht. Auf Meereshöhe liefert er bis zu einer halben Kilotonne Sprengkraft. In größeren Höhen lassen Stärke und Größe des bei der Detonation entstehenden Plasmafeldes sich elektronisch regeln – bei maximaler Stärke kann es ein Ziel zerstören, das doppelt so groß wie die Internationale Raumstation ist, und bei maximaler Ausdehnung kann es die Flugbahnen anfliegender Atomsprengköpfe in einem Zielraum von über eineinhalb Millionen Kubikkilometer Größe stören. Das Plasmafeld zerstört sein Ziel nicht nur, sondern verwandelt es in einen Materiezustand, der in der Natur nur für eine Milliardstelsekunde vorkommt – oder im Inneren einer Sonne.
Alle diese Waffen sind dafür konstruiert, an Bord unserer Kampfflugzeuge mitgeführt zu werden, aber sie lassen sich für praktisch alle Militärmaschinen adaptieren – sogar für Transporter. Ihr habt draußen unser Erprobungsflugzeug vom Typ DC-10 gesehen – es kann bis zu drei FlightHawks oder sechs Wolverines tragen, und wir können so gut wie jedes Transportflugzeug mit ihnen bewaffnen. Die Lancelot wird von den Air Reserve Forces erprobt und gehört zur Bewaffnung des 111. Bombergeschwaders, das vorläufig hier stationiert ist, aber bald auf die Battle Mountain Air Force Base hier in Nevada verlegt werden wird.«
Dann führte er sie zu dem ersten der beiden großen Flugzeuge hinüber. »Dies ist eines unserer fliegenden Schlachtschiffe EB-1C Vampire – ein stark modifizierter strategischer Bomber B-1B Lancer. Die Vampire kann nach wie vor alle strategischen und taktischen Waffen der Air Force tragen, ist aber zusätzlich mit unseren neuen Waffen ausgerüstet. Sie ist schneller, besitzt bessere Stealth-Eigenschaften, hat mehr Reichweite und trägt eine größere Waffenlast als die B-1B im aktiven Dienst oder bei den Reserveeinheiten. Sie benutzt Laserradare zur Zielsuche und im Terrainfolgemodus, braucht keinem Luftkampf auszuweichen und kann mit Anacondas oder Lancelots sogar Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen angreifen. Von den zur Umrüstung vorgesehenen zwölf Maschinen, die alle aus der den Air Reserve Forces zugewiesenen B-1B-Flotte stammen, sind bisher sechs Bomber zu EB-1C umgebaut worden.«
Kelsey Duffield war bereits an das zweite Flugzeug getreten und ließ ihre Fingerspitzen vorsichtig über seine tiefschwarze glatte Außenhaut gleiten, als sei es ein nervöses junges Fohlen. Sie stellte fest, dass die Sicherheitsbeamtin Sandy, die ihre rote Dobermann-Hündin Sasha neben sich hatte, sie aufmerksam beobachtete.
»Das muss die Dragon sein«, sagte sie. »Sie ist sehr hübsch.«
»Richtig, Kelsey«, sagte Jon stolz. »Unser neuestes und bestes Projekt – das Waffensystem AL-52 Dragon mit einem Flugzeuglaser zur Bekämpfung von ballistischen Raketen. Wir haben einen Bomber B-52H Stratofortress so umgebaut, dass er einen diodengesteuerten Festkörperlaser mit 0,75 Megawatt Leistung und LADAR-Antennen zur Zielsuche und Bahnverfolgung tragen kann. Ich spreche von ihm als unserem neuesten Projekt, aber tatsächlich arbeiten wir seit acht Jahren daran. Wir haben damit an dem ursprünglichen Wettbewerb der U.S. Air Force für einen Flugzeuglaser teilgenommen.«
»Bei dem Sie gegen Boeing, TWR und ihre modifizierte 747 verloren haben«, erinnerte Cheryl ihn.
»Wir haben nicht ›verloren‹ – Boeing hat sein Produkt nur aggressiver vermarktet«, stellte Jon fest. »Unser Marketingbudget war zehnmal niedriger, trotzdem hätten wir den Auftrag fast bekommen.«
Die neuen Bombenklappen der AL-52 Dragon reichten bis zur halben Rumpfhöhe hinauf und gaben den Blick in die gesamte Bombenkammer frei, als Kelsey unter dem Rumpf stehend nach oben sah.
Auf beiden Seiten des Flugzeugrumpfs waren je vier Lasergeneratoren angeordnet, vor denen sich der große Edelstahlbehälter des Laseroszillators befand, aus dem eine große Stahlröhre nach vorn durch den Rumpf führte. Hinter den Generatoren waren die Kondensatoren zu erkennen, die genügend Leistung
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