Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
könnte ein Artillerieüberfall …«
» Mutmaßlicher Artillerieüberfall«, stellte General Messier richtig. »Bisher gibt es noch keine eindeutigen Beweise dafür, dass Makedonien im Raum Struga überhaupt Artillerie stationiert hatte.«
»… ein Artillerieüberfall in diesem Gebiet könnte leicht als Vorbereitung zu einer Invasion gedeutet werden«, fuhr Simorow unbeirrbar fort. »Die Fernstraße, entlang der die Kämpfe ausgebrochen sind, ist die Hauptroute zwischen der Adria und der Ägäis, zwischen Albanien und Griechenland. Bringt Makedonien sie unter seine Kontrolle, können seine Panzer in wenigen Stunden vor Tirana stehen. Sie können Tirana mühelos einschließen.«
»Tirana einschließen?« , fragte Greer ungläubig. »Das ist Unsinn, Oberst Simorow. Albanien wird von niemandem bedroht, schon gar nicht von Makedonien.«
»Von wem denn sonst, Oberst?«, fragte Simorow erregt. »Wer könnte sonst noch ein Interesse daran haben, Albanien zu schaden?«
»Niemand versucht, Albanien …«
»Makedonien wird von der NATO unterstützt und bewaffnet«, sagte Simorow. »Einzig die NATO profitiert davon, wenn Albanien destabilisiert und Makedonien gestärkt wird. Vielleicht sollte Russland beim NATO-Generalsekretär nachfragen, was er mit Albanien vorhat?«
»Oberst Simorow, als KFOR-Oberbefehlshaber und stellvertretender Stabschef im NATO-Oberkommando kann ich Ihnen versichern, dass es bei der NATO keinerlei Angriffspläne gegen Albanien gibt«, antwortete Willoughby. »Die NATO und ganz Europa würden im Gegenteil von engeren Bindungen zu Albanien profitieren. Makedonien ist ein Freund und potenzieller Partner des Bündnisses, aber es wird von der NATO weder aufgerüstet noch in einen Stellvertreterkrieg getrieben.«
»Sir, nur die NATO und Makedonien würden Vorteile aus einer erfolgreichen Invasion in Albanien ziehen«, sagte Simorow beharrlich. »Makedonien will nicht nur den Waffen- und Drogenschmuggel über seine Grenzen unterbinden, sondern auch die Voraussetzungen für eine Ausweisung der in Makedonien ansässigen Albaner schaffen. Gibt es eine bessere Methode, die albanische Regierung zu stürzen und sich einen sicheren Zugang zur Adria zu verschaffen, als entlang der Hauptverbindungsstraße zwischen zwei Meeren mysteriöse Terrorangriffe gegen Albanien durchzuführen und sie anschließend von der NATO entschuldigen und rechtfertigen zu lassen?«
»Ich weiß nicht, was Sie damit meinen, General«, wehrte der britische Oberbefehlshaber ab, »und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie statt wilder Spekulationen konstruktive Empfehlungen äußern würden. Also, was sollen wir tun, Gentlemen? Vereinte Nationen und Europäische Union warten auf unsere Vorschläge.«
»Im besten Interesse aller liegt es offenbar, die Kampfhandlungen nicht eskalieren zu lassen, nicht wahr?«, sagte der deutsche General Messier. Er wandte sich an den UNSondergesandten Joelson. »Bei allem Respekt, Herr Botschafter, die UN-Mission in Makedonien war ein grandioser Fehlschlag. Mir wär’s fast lieber, wir hätten die Schutztruppe dort stationiert gelassen. Nicht einmal Ihre schwedischen Blauhelme können in dieser Situation etwas ausrichten. Wir müssen in Albanien und Makedonien Truppen stationieren, um zu verhindern, dass der Konflikt zu einem Balkankrieg eskaliert und zuletzt vielleicht auf Mitteleuropa übergreift.«
»Ich bin völlig Ihrer Meinung – und die Schutztruppe war bei allem Respekt ebenfalls ein Fehlschlag«, stellte General Simorow fest, wobei er dem italienischen KFORKommandeur zunickte. Vor nicht ganz einem Jahrzehnt hatte Italien den größten Teil der UN-Friedenstruppe in Albanien gestellt. »Außerdem hat Italien sich ohnehin fast ganz von den Friedensbemühungen der NATO auf dem Balkan abgekoppelt.«
»Italien findet es sicherer und für uns vorteilhafter, die eigenen Grenzen schärfer zu überwachen«, sagte der italienische General. »Vielleicht wäre es besser, wenn Makedonien das auch täte.« Er wandte sich an Oberst Greer und fügte spöttisch lächelnd hinzu: »Ihr Land könnte natürlich eine respektable Streitmacht entsenden, wenn der USPräsident sich dazu entschließen würde, mehr als nur ein paar symbolische Luftwaffen- und Versorgungseinheiten auf den Balkan zu schicken. Aber ausgerechnet in dem Augenblick, in dem es auf dem Balkan wieder brennt, beschließt ihr Amerikaner, Kriegsdienstverweigerer zu werden!«
»Die Vereinigten Staaten sind bereit, ihren Beitrag durch Entsendung von
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