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Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Titel: Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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zu überlassen, steckte er sein Handfunkgerät in die Gürtelhalterung zurück und machte sich auf den Weg zu dem Offizier, der eben aus dem Hubschrauber gestiegen war. »Chief, was haben Sie vor?«, fragte einer seiner Schreiber besorgt.
    »Ich will mit ihm reden.«
    »Aber sollen wir nicht lieber warten, bis der Oberst da ist?«
    »Das dauert mindestens noch eine Stunde.«
    »Was ist mit dem Major?« Ihr Kommandeur in Resna war Major Bruce Kramer, der Nachrichtenoffizier des 158. Jagdgeschwaders. Kramer hasste Makedonien, um es zurückhaltend auszudrücken. Wie jeder wusste, hockte Kramer die meiste Zeit in seinem Zelt und schrieb Briefe an seinen Abgeordneten, um ihn aufzufordern, gefälligst dafür zu sorgen, dass er nicht länger auf dem Balkan bleiben musste.
    »Den brauchen wir nicht«, entschied Lewis. »Ich werde mit ihnen reden. Ruft der Oberst inzwischen an, sagen Sie ihm, dass die Russen gelandet sind und hier anscheinend den Laden übernehmen wollen.« Er wünschte sich, er hätte seine Kevlarweste und sein Webkoppel mit Waffen. Obwohl die Green Mountain Boys zur kämpfenden Truppe gehörten, waren sie hier in Makedonien nicht dafür ausgerüstet, gegen irgendjemanden zu kämpfen – schon gar nicht gegen diese Russen. Lewis konnte nur hoffen, dass es ihm gelingen würde, den kampfbereiten Krieger zu spielen, auch wenn er gerade nicht wie einer aussah.
    Die russischen Soldaten ließen ihn herankommen, behielten ihn dabei aber scharf im Auge und suchten gleichzeitig ihr Schussfeld nach verdächtigen Bewegungen ab. Alle Waffen wurden vor der Brust getragen oder so gehalten, dass ihre Mündungen nach oben zeigten – keine war auf NATOSoldaten oder Makedonier gerichtet. Immerhin ein beruhigendes Zeichen. Als Lewis bis auf ungefähr fünf Schritt an den Offizier herangekommen war, machte er freiwillig Halt, weil einer der Sicherungsposten ihm einen warnenden Blick zuwarf und sich etwas zur Seite drehte, sodass er nur noch den Lauf seines Sturmgewehrs senken musste, um ihn durchsieben zu können. Keine Frage, was passieren würde, wenn Lewis nicht sofort stehen blieb.
    Chief Master Sergeant Lewis grüßte militärisch, behielt die Hand aber nicht lange am Mützenschirm. Der russische Offizier machte sich nicht die Mühe, seinen Gruß zu erwidern. Lewis musste schreien, um das Pfeifen der im Leerlauf arbeitenden Triebwerke der Mi8 zu übertönen. »Wer sind Sie und was wollen Sie?«
    Ein Adjutant brüllte dem Kommandeur die Übersetzung ins Ohr, erhielt eine Antwort und übersetzte sie Lewis. »Major Rokow führt das Kommando«, sagte er. »Er hat befohlen, dass alle hier stationierten NATO-Soldaten und Makedonier sich sofort sammeln sollen.«
    Lewis fiel auf, dass der Major sich weder für seinen Namen interessiert noch den Wunsch geäußert hatte, seinen Kommandeur zu sprechen – anscheinend war ihm egal, wer dieser kleine Sergeant oder sonst jemand war. »Wozu, Sir?«, fragte Lewis.
    »Sie führen diesen Befehl aus, Sergeant«, beschied ihn der Adjutant knapp.
    »Ich habe keinen Befehl, Ihre Anweisungen zu befolgen, Sir«, antwortete Lewis. »Wenn Sie einverstanden sind, warte ich lieber meine Befehle ab.«
    »Wer ist Ihr Kommandeur, Sergeant?«
    »Der Kommandeur dieser Einheit bin ich«, behauptete Lewis. Das stimmte nicht ganz, aber praktisch hatte er im Augenblick die Befehlsgewalt. »Ich stehe in direkter Verbindung mit KFOR- und NATO-Kommandeuren in Skopje. Erhalte ich den Befehl, Ihre Anweisungen zu befolgen, führe ich ihn aus, aber bis dahin muss ich darauf bestehen, dass Sie Ihre Männer aus meinem Zuständigkeitsbereich abziehen. Wir haben unsere Befehle, und ich werde dafür sorgen, dass sie ausgeführt werden.«
    »Welche Befehle haben Sie, Sergeant?«, fragte der Adjutant. »Wie weit erstreckt sich Ihr gegenwärtiger Zuständigkeitsbereich?«
    »Für Sie bin ich ›Chief Master Sergeant‹ oder ›Chief‹, Sir«, erklärte Lewis ihm. »Tut mir Leid, aber über meine Befehle kann ich nicht mit Ihnen diskutieren. Mein Zuständigkeitsbereich umfasst Teile der Provinz Bitola; seine genauen Abmessungen können Sie gern im NATO-Hauptquartier in Skopje erfragen. Und jetzt möchte ich Sie bitten, Ihre Männer vom Schulgelände abzuziehen. Sie stören uns bei der Arbeit und ängstigen die Zivilbevölkerung. Ich schlage vor, dass Sie die Hubschrauber zurückholen und Ihre Soldaten zum internationalen Verkehrsflughafen Ohrid bringen lassen. Dort finden Sie ohnehin weit bessere Unterkünfte

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