Brown, Dale - Phantomjäger
betrauern, oder mir gehorchen, diesen Stützpunkt räumen und Ihre Familien retten. Unsinnige Fragen zu stellen, ist Zeitverschwendung. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Sie haben bis Tagesanbruch Zeit. Hören meine Männer bis dahin nichts von mir, nehmen sie an, dass ich nicht mehr am Leben bin, und führen meinen letzten Befehl aus: Sie töten die Gefange nen und setzen sich in kleinen Gruppen ab.«
»Sie ... widerliches ... Schwein. Ich hoffe, dass Sie dafür in der Hölle verfaulen.« Aber der Kommandeur nickte den Wachen zu, die hinter Zarazi traten und ihm die Handschellen abnahmen.
»Machen Sie sich keine Sorgen um mein Leben nach dem Tod, Oberstleutnant. Ich bin zuversichtlich, dass Allah mir das Paradies zugedacht hat«, antwortete Zarazi. »Aber Sie müssen mir noch eine Bitte erfüllen.«
»Wir räumen den Stützpunkt, um unsere Familien zu retten. Was verlangen Sie noch?«
Zarazi sah zu seinen Bewachern hinüber. Als gehorche er einem stummen Befehl, gab einer der beiden Soldaten ihm sein Sturmgewehr AK-74.
»Korporal, was fällt Ihnen ein?«, fuhr der Chef des Sicherheitsdienstes ihn an.
»Er tut, was vermutlich die meisten Ihrer Männer tun werden – sich meiner Brigade anschließen, statt sich mit Ihnen fortzustehlen«, warf Zarazi ein. »Nun zu meiner letzten Bitte, Oberstleutnant. Ich ersuche Sie, sich zur Sühne für den Mord an meinem Kameraden selbst zu opfern.« »Was?« Der Kommandeur riss ängstlich die Augen auf, dann sah er zu den anderen hinüber, als hoffe er auf ein Zeichen der Unterstützung. Aber er bekam keines – nicht vom Chef des Sicherheitsdienstes und erst recht nicht von den beiden Wehrpflichtigen. Sie schienen sehr damit einverstanden zu sein, dass ihr Kommandeur sterben sollte. »Verdammter Hundesohn! Erschießen Sie mich meinetwegen.
Aber wenn Sie jemandem aus meiner Familie auch nur ein Haar krümmen, stehe ich aus dem Grab auf und verfolge Sie bis in alle Ewigkeit, das schwöre ich Ihnen.« Während er das sagte, ergriff der Kommandeur die Mündung des Sturmgewehrs und zog sie unter sein Kinn. »Bringen wir’s hinter uns, Hundesohn«, knurrte er mit zitternden Lippen, während er Zarazi mit blankem Hass in den Augen anstarrte. , »Dies ist Ihre erste tapfere Tat, Oberstleutnant – nur leider auch die letzte«, sagte Zarazi, bevor er abdrückte. Dann hängte er sich das Sturmgewehr über die Schulter, während der Schussknall verhallte, der stechende Pulverdampf in ihre Nasen stieg und der Leichnam des Kommandeurs, dem der größte Teil des Kopfes fehlte, mit einem entsetzlichen dumpfen Geräusch auf dem Fußboden aufschlug. Er wandte sich an den Chef des Sicherheitsdienstes und sagte: »Mir scheint, Sie führen jetzt den Befehl, Major. Ich schlage vor, dass Sie die Kompanie- und Staffelchefs zusammenrufen, damit sie ihre Männer vor dem Tor antreten lassen, um dann zügig abzumarschieren.«
Als der Morgenhimmel über dem Ayrybaba, dem Dreitausender an der Grenze zwischen Turkmenistan und Usbekistan, allmählich heller zu werden begann, war die Besatzung des Heeresfliegerstützpunkts Kerki vor dem Tor angetreten.
Zu General Zarazis freudiger Überraschung entschlossen sich vier Fünftel der turkmenischen Soldaten, darunter nicht wenige Hubschrauberpiloten, zum Übertritt in seine Brigade. Die turkmenischen Wehrpflichtigen waren sehr unglücklich über ihre Behandlung durch die elitär denkenden Offiziere, und die jüngeren Berufssoldaten, die nichts mit dem quasi-russischen Regime in Aschchabad am Hut hatten, entschlossen sich ebenfalls zum Bleiben.
Jalaluddin Turabi, der kurz nach Ablauf des Ultimatums mit Zarazi zusammengetroffen war, vereidigte fast zweitausend vor dem Stabsgebäude angetretene turkmenische Soldaten, wozu er einen Handlautsprecher benutzte. Sie hatten bereits Kompanien gebildet, neue Kompaniechefs gewählt und die turkmenischen Aufnäher von ihren Uniformen abgetrennt. Zarazi, der noch die Spuren der Misshandlung durch den toten Kommandeur trug, führte die versammelte Truppe im Gebet an. Dann befahl er den Männern, in ihre Unterkünfte zurückzukehren, und rief die neu gewählten Kompaniechefs und Unteroffiziere zu einer Besprechung im Stabsgebäude zusammen.
»Allah war uns gnädig und hat unsere Gebete erhört, meine Freunde«, begann er. »Unser Feldzug zur Schaffung eines sicheren Zufluchtsorts für islamische Krieger beginnt hier, er beginnt in diesem Augenblick. Es ist unsere Pflicht, dieses Gebiet zu sichern, uns darauf
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