Brown, Dale - Schattenpilot
mit zunehmender Höhe fünfzehn Zentimeter breit wurden. Die Anlage erinnerte an einen modernen U-Bahnhof - allerdings ins Riesenhafte übersteigert. Entlang der Landebahn ragten in Abständen von dreihundert Metern gewaltige stählerne Stützpfeiler auf, die nur wenige Meter von ihrem Rand entfernt standen. Die Bahn selbst war betoniert und wie das Landedeck eines Flugzeugträgers mit Fangvorrichtungen ausgestattet - daher die Fanghaken, die Patrick McLanahan an den hier stehenden F-16 und LJ-Bootjägern aufgefallen waren. Blickte man durch den offenen Höhleneingang ins Freie, waren ringsum nur Berge zu sehen: Ein gerader Landeanflug nach Kai-Shan war nicht möglich.
»Wir haben jahrelang Gerüchte über diesen unterirdischen Flugplatz gehört«, sagte Wendy McLanahan, »aber nie geahnt, dass er wirklich existiert!«
»Kai-Shan ist seit knapp sechs Jahren in Betrieb«, antwortete Hsiao. »Ursprünglich sollte hier ein unterirdisches Kommandozentrum für das Luftverteidigungssystem auf dem Le Shan entstehen, aber das ist dann näher bei Taipeh eingerichtet worden. Dieser Bau hat als Luftschutzbunker für Soldaten und Politiker gedient, bis weitere Kavernen angelegt wurden. Als wir erkannt haben, dass der Platz für eine Landebahn ausreichen würde, ist entschieden worden, sie zu bauen. Das erste Flugzeug, eine S-2 Tracker, ist vor drei Jahren hier unten gelandet; die Landung unserer ersten F-16 liegt erst wenige Monate zurück.«
Beim Überschreiten der Landebahn, um auf die Südseite der Höhle zu gelangen, kam man sich vor, als durchquere man die Grand Central Station in New York oder den Skydome in Toronto. »Wir haben diese Einrichtung nach fünf Jahren Planung und zehn Jahren Bauzeit Ende letzten Jahres in Betrieb genommen«, erklärte General Hsiao seinen Gästen. »Die größte Kaverne hat einen Rauminhalt von weit über zweiundzwanzig Millionen Kubikmetern; Decke und Wände bestehen etwa zur Hälfte aus gewachsenem Fels, dessen Lücken mit Stahlbeton ausgefüllt und verstärkt sind. Wir haben hier rund hundert natürliche Höhlen vorgefunden, die wir zu einer einzigen großen Kaverne zusammengefasst haben. Auf zwei Ebenen über und unter ihr befinden sich Lageräume, Unterkünfte und Treibstofflager mit einer Grundfläche von knapp zwanzigtausend Quadratmetern. Und über unseren Köpfen liegt eine fast zweitausend Meter mächtige Felsschicht.
Auf dieser Ebene können wir bis zu zwanzig Jäger von der Größe einer F-16 auf Abstellflächen entlang der Startbahn unterbringen«, fuhr Hsiao fort. »Weitere zwanzig haben im Untergeschoss Platz und werden durch Hubplattformen wie auf einem Flugzeugträger nach oben gebracht. Die hier lagernden Vorräte an Waffen, Treibstoff und Ersatzteilen reichen aus, um zwei Jagdstaffeln etwa eine Woche lang pausenlose Einsätze zu ermöglichen. Die Unterkünfte bieten Platz für bis zu tausend Mann Bodenpersonal, hundert Offiziere und zweitausend Soldaten zur Bewachung des Komplexes. Wir haben ein Lazarett mit fünfzig Betten, vier Kantinen, zwei Wäschereien und sogar ein Filmtheater.«
»Sir, wie um Himmels willen... ich meine, wie ist es möglich gewesen, diesen Komplex geheim zu halten?«, fragte Patrick McLanahan, als sie um die riesigen Stahlabweiser herumgingen und das aus der Höhlenwand herausgehauene Einsatzzentrum erreichten. »Hier müssen doch Tausende von Bauarbeitern gearbeitet haben. Der finanzielle Aufwand, die schweren Baumaschinen, die vielen Arbeiter - das alles muss Aufmerksamkeit erregt haben. Wie haben Sie es geschafft, diesen gewaltigen Aufwand zu tarnen?«
»Nicht anders als wir, Patrick - man hält die Klappe und tritt jeden in den Hintern, der seine aufmachen will«, warf Brad Elliott ein.
»Genau«, bestätigte General Hsiao. »Die Anlage ist unter strengster Geheimhaltung gebaut worden. Zum Glück ist dieser Teil der Insel nur dünn besiedelt, was die Tarnung erleichtert hat. Sobald die Ingenieure und Arbeiter in der Kaverne waren, haben sie völlig unsichtbar arbeiten können.«
»Wie haben Sie den chinesischen Luftangriff auf Hualien überstanden?«, fragte Paul White.
»Uns ist nichts passiert - Kai Shan ist auf allen Seiten von Bergen umgeben, und unser hydraulisch ausfahrbares Höhlentor ist massiv genug, um selbst einem Bombentreffer zu widerstehen«, antwortete Hsiao. »Aber unser Lazarett ist mit Verletzten und Sterbenden von außerhalb überfüllt. Seit dem chinesischen Angriff haben wir hier in Kai-Shan fast tausend Männer,
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