Brown, Dale - Schattenpilot
erhoffte Chance. »Achtung, Lenkwaffenstart, Crew!«, rief er laut. Er betätigte den Fußschalter für gesprochene Befehle. »Startsequenz für eine Scorpion gegen Ziel eins.«
WARNUNG , STARTSEQUENZ FÜR SCORPION , antwortete die ruhige,
sanfte Frauenstimme des Computers.
»Start!«, befahl Luger.
START LENKWAFFE SCORPION AUS WAFFENBEHÄLTER, kündigte der
Computer an. Eine AIM-12O AMRAAM übernahm die Zieldaten vom Gefahrenwarner, schoss aus dem rechten Waffenbehälter, stieg etwa hundert Meter höher und flog dann nach links auf die anfliegende Su27 zu. WARNUNG , ANGRIFFSRADAR EIN , sagte der Computer kurz nach dem Start und aktivierte ihr Radar vier Sekunden lang, um der Scorpion neueste Zieldaten zu übermitteln. ANGRIEFSRADAR IN STAND - BY - BETRIEB , meldete er dann. Sobald die Scorpion neue Zieldaten hatte, aktivierte sie ihr eigenes Zielsuchradar, erfasste sofort die Su-27, nahm eine leichte Kurskorrektur vor, als der Jägerpilot auszuweichen versuchte, weil er merkte, dass das Radar der Megafortress ihn kurz erfasst hatte, und detonierte dann, sobald die Su-27 in den Wirkungsbereich ihres zwanzig Kilogramm schweren Gefechtskopfs kam.
Dieser Angriff war erfolgreich. Die Scorpion detonierte dicht hinter der rechten Tragfläche der Su-27 in Rumpfnähe, sodass Splitter das rechte Triebwerk und die rechten Flügeltanks durchlöcherten. Da der chinesische Pilot blitzschnell reagierte, gelang es ihm, seinen kostbaren Jäger zu retten, indem er das rechte Triebwerk abstellte, bevor es sich festfraß oder unkontrollierbar hochdrehte. Aber für ihn war der Kampf damit beendet - er hatte gerade noch genug Treibstoff, um seine schwer getroffene Maschine heimzubringen.
»Den sind wir los, Crew«, meldete Luger mit einem Seufzer der Erleichterung. »Pilot, Kurs wieder aufnehmen.«
»Linkskurve, Kurs drei-drei-zwo zum nächsten Wendepunkt«, sagte McLanahan. »Zwölf Meilen vor uns steigt das Gelände wieder an. Mindestsicherheitshöhe in diesem Bereich sechstausendeinhundert Fuß.«
»Gute Arbeit, Major Luger«, stellte Nancy Cheshire fest. »Sie scheinen Ihre Hausaufgaben gemacht zu haben.«
»Ich bin in Gedanken immer an Bord gewesen, Nancy«, antwortete David Luger, der unter seiner Sauerstoffmaske breit grinste. »Sogar nach all diesen Jahren kommt's mir vor, als wäre ich nie fort gewesen. Ich habe...« Er reagierte auf ein Warnsignal, begutachtete die neuen Gefahrenanzeigen und meldete: »Banditen bei zehn oder elf Uhr, weit unterhalb der Ortungsschwelle, halten auf uns zu, ohne uns schon erfasst zu haben. Und ich sehe Jäger bei fünf Uhr, die uns noch nicht erfasst haben, aber ebenfalls auf uns zukommen. Wir sind von Banditen eingekreist.«
Oval Office des Weißen Hauses, Washington, D.C.
Dienstag, 24. Juni 1997,14-19 Uhr Ostküstenzeit
»Eines unserer U-Boote hat sich in der Straße von Hormus in einem Fischernetz verfangen?«, fragte Barbara Finegold, die Mehrheitsführerin im Senat, ungläubig erstaunt. Auf ihren attraktiven Zügen waren Überraschung und Verärgerung zu lesen. »Wie um Himmels willen ist das passiert?«
Während Senatorin Finegold sprach, stand der Präsident aus seinem hohen Ohrensessel am Kamin auf, in dem er für ein Foto mit führenden Politikern aus Senat und Abgeordnetenhaus gesessen hatte, und ließ sich in den bequemeren Ledersessel an der Schmalseite des Couchtischs im Oval Office fallen. Er lockerte demonstrativ seine Krawatte und nahm einen Schluck Orangensaft, als mache er es sich jetzt gemütlich, um mit der Mehrheitsführerin im Senat zu reden.
Neben Martindale saß Vizepräsidentin Ellen Christine Whiting, und um den Tisch herum war das Beraterteam des Präsidenten gruppiert: Verteidigungsminister Chastain, Außenminister Hartman und Nationaler Sicherheitsberater Freeman sowie Admiral Baiboa, der Vorsitzende der Vereinten Stabschefs, und Jerrod Haie, der Stabschef des Weißen Hauses. Neben Senatorin Finegold saßen Edward Pankow, der politische Chefberater des Senats, Nicholas Gant, der Mehrheitsführer im Abgeordnetenhaus, und Joseph Crane, der Minderheitsführer im Abgeordnetenhaus.
»Das ist offenbar kein normales Fischernetz gewesen - die Besatzung der Miami hat es als großes Treibnetz aus Kevlar beschrieben - ein für Panzerwesten verwendeter Kunststoff, der leicht wie Nylon, aber fester als Stahl ist«, antwortete Philip Freeman. »Das Ganze ist offenbar eine Falle gewesen.«
»Wo ist das U-Boot ins Netz geraten, General?«, fragte Finegold.
Freeman
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