Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Gesicht auf. Wie er sie nach dem Liebesakt mit
Blicken angebetet hatte. Keine Spur von Zynismus oder Bitterkeit in seinen Zügen, nur Zärtlichkeit. Wo bist du, Jared?
Was machst du gerade? Denkst du manchmal an mich?
Sie zog Rock und Bluse aus und streifte sich Jareds Hemd
über den Kopf. Kuschelte das Gesicht in ein Kissen und
schlief auf der Stelle ein.
Die Geburt der Zwillinge brachte die geordnete Haushaltsführung in den nächsten Tagen völlig durcheinander.
Die anderen Kinder bettelten fortwährend darum, ihre neugeborenen Geschwister sehen zu dürfen. Gloria verhielt sich
vorbildlich, fand Lauren. Sie lauschte ihrem aufgeregten
Geschnatter und kümmerte sich rührend um jedes Einzelne. Und das, obwohl sie von der anstrengenden Geburt erschöpft war und zwei gesunde Kinder stillen musste.
Der Junge bekam den Namen Benjamin - nach seinem
Großvater väterlicherseits. Lauren weinte vor Rührung, als
sie das Mädchen nach ihr benannten.
»Na ja, immerhin hast du sie auf die Welt geholt. Und ich
hoffe inständig, dass sie eine Dame wird, genau wie du.«
Gloria, die ihre schluchzende Schwägerin umarmte, fand,
dass sie in letzter Zeit verflucht nahe am Wasser gebaut hatte.
Kurz darauf, Benjamin junior und die kleine Lauren waren
gerade einmal eine Woche alt, geschah ein merkwürdiger
Zwischenfall. Rudy saß bei Tisch, als einer der Vaqueros
ihn vom Essen wegholte. Draußen sei jemand, der ihn unbedingt sprechen wolle. Der Cowboy verdrehte skeptisch
die Augen, was bedeutete, dass er Rudy, wenn nötig, mit
der Waffe verteidigen würde.
Lauren folgte Rudy zum Gartentor, wo der Köhler Wat
Duncan mit seiner Schwester June auf einer klapprigen
Mähre saß - alle drei starrten vor Schmutz.
Duncan saß ab und schritt zu ihnen. »Wie geht`s denn so,
Seeenor Meeendez? Hab gehört, Sie haben Zwillinge.«
Duncan grinste frech. Er trug noch dieselben Sachen wie
damals, als Lauren ihn zum ersten Mal getroffen hatte, und
darüber eine Decke zum Schutz vor der beißenden Kälte.
»Was willst du hier, Duncan? Du weißt genau, dass ihr auf
dem Besitz nicht nach Lust und Laune herumstreunen
dürft. Und die Ranch ist definitiv verbotenes Terrain, verstanden?«, versetzte Rudy scharf und eiskalt.
»Ich wollt ja auch bloß gratulieren. Sieht aus, als wären Sie
der Einzige, der von den Locketts Gören in die Welt setzt.
Jared hat seine kleine Braut wohl wieder mal sitzenlassen,
was?« Sein sardonisches Grinsen machte Lauren schaudern.
Ihr Blick schweifte zu June, deren wohlgeformte - und trotz
der Kälte - nackte Beine den Pferdeleib umspannten.
June musterte Lauren abschätzig und leckte sich die
spröden, aufgesprungenen Lippen. »Ich tippe mal darauf,
dass Jared in Austin ist, wo er sich ein warmes Bett für den
Winter gesucht hat«, meinte sie gedehnt.
»Lasst meinen Bruder aus dem Spiel«, ätzte Rudy nach
einem flüchtigen Blick zu Lauren. Wieso wussten die beiden so viel über das Leben auf Keypoint und wo Jared abgeblieben war? »Er ist wegen der Eisenbahn in Austin und
steht in ständigem Kontakt mit uns. Also, war`s das?«
Wat Duncan ließ sich nicht einfach so abspeisen. Er nahm
Haltung an, räusperte sich wichtigtuerisch. »Nun regen Sie
sich mal nicht so auf, Rudy. Ich komm mit guten Absichten. Vandiver und ein paar andere von diesen Bonzen
schnüffeln bei uns rum und stellen`ne Menge Fragen. Ist
mir ehrlich gesagt piepegal, was mit den Mexikanern passiert. Ich will bloß nicht, dass mein Abkommen mit den Locketts in die Binsen geht. Das verstehen Sie ja wohl, oder?
Ich mach mir Sorgen um meine Geschäfte.« Die Muskeln in
Rudys Kinnpartie verhärteten sich, als wären sie in Granit
gemeißelt, und Lauren sah, wie er nach seinem Holster mit
der geladenen Waffe tastete. »Verschwinde, Duncan. Und
komm ja nie wieder auf die Idee, dich in der Nähe der
Ranch herumzutreiben, sonst knall ich dich eiskalt ab. Und
deine Geschäfte funktionieren so lange, wie Jared und ich
euch hier dulden. Vandiver hat damit nichts zu tun. Und
jetzt haut endlich ab.«
»Ja, ja, ich geh ja schon. Wollt ja bloß einen auf gute
Nachbarschaft machen.« Er schlurfte zu dem klapprigen
Gaul und schwang sich vor seine Schwester. June steckte
demonstrativ ihre Daumen in seinen Gürtel und fummelte
mit den Fingern an seinem Hosenlatz herum. »Mit wem
schläft Rudy eigentlich, Miz Lockett, wo seine Frau doch
unpässlich ist?«
Rudy zog seinen Revolver, und Lauren fuchtelte abwehrend mit dem Arm. »Nein,
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