Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Gefühl. Er
küsste ihr Schulterblatt, bevor sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf glitten. Träume waren überflüssig geworden.
Zum Schutz vor der Kälte in eine Decke gehüllt, kniete Jared sich vor den Kamin. Er stocherte in der Glut und legte
neue Scheite auf, die knisternd Feuer fingen. Durch die
Vorhänge fiel kein Licht. Es war bestimmt schon Abend,
tippte Lauren. Sie glitt aus dem Bett, schnappte sich ihren
Morgenmantel und schlüpfte hinein. Barfuß tappte sie über
die kalten Holzdielen zum Kamin und hockte sich neben
Jared.
»He, du frierst ja. Wieso bist du nicht im Bett geblieben?«
Wie um sie zu wärmen, rieb er ihr mit den Händen über die
Arme. »Weil du nicht da warst«, erwiderte sie mit blitzenden
Augen. Und küsste ihn spontan auf den Mund.
Er schlang die Arme um ihre Taille und zog sie auf den
Teppichläufer, der vor dem Kamin lag. Schweigend spähten
sie in die Flammen. Er stützte sein Kinn auf ihren Scheitel,
streichelte abwesend ihre langen Haare.
»Jared?«
»Mmh?«
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie entsetzt ich war,
als ich dich das erste Mal sah.«
Er hob den Kopf. »Entsetzt? Von mir?«, fragte er halb
spöttisch. In seine Augen trat ein spitzbübisches Glitzern.
»Du lagst hingegossen auf der Pritsche des Pferdewagens,
wo du deinen Rausch ausgeschlafen hast. Bis dahin hatte
ich noch keinen Mann gesehen, der so ... maskulin und ...
einschüchternd ... wirkte. Ich weiß nicht recht, wie ich es
ausdrücken soll. Na ja, irgendwie hast du mich auch angemacht. Und als du dich in mein Zimmer stahlst, dachte ich,
ich fall in Ohnmacht!«
Er lachte leise. »Ich war nicht minder fasziniert von dir,
obwohl ich dich kaum wahrgenommen hatte. Pepe erzählte
mir später, wie ich herumgetorkelt und auf dich gestürzt
bin.« Schmunzelnd umarmte er sie. »Ich wollte dich bewusst verunsichern. Meinst du, ich hätte keine Skrupel gehabt?«
»Skrupel? Vor mir? Wieso?« Sie starrte ihn ungläubig an.
Jared tastete mit der Hand über den kleinen Tisch, auf
dem er am Vorabend seine Taschen ausgeleert hatte, nach
einem Zigarillo. Er strich ein Zündholz am Kaminsockel an,
paffte genüsslich und blies blaue Rauchkringel in die Luft.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Er musste endlich reinen Tisch machen und es ihr sagen.
»Ich hab dich gehasst wie der Teufel das Weihwasser,
Lauren. Nicht dich persönlich, sondern jede Frau, die mir
so wie du aufs Auge gedrückt wurde. In der Nacht, als Ben
starb, hatten wir eine heftige Auseinandersetzung. Ich hab
ihm förmlich die Pistole auf die Brust gesetzt, sonst hätte er
mir von seinen Kuppelplänen bestimmt nichts erzählt. Es
begann damit, dass er mir mal wieder einen Vortrag hielt.
Dass ich endlich Verantwortung übernehmen müsse und
dass meine Weibergeschichten mir irgendwann das Genick
brechen würden. .Du bist ein erwachsener Mann, Jared. Also benimm dich auch wie einer und nicht wie ein gedankenloser Halbstarker, der alles zerstört, was ich für dich
aufgebaut habe - mein Vermächtnis..«
Jared zog an dem Zigarillo und schnippte die Asche in
den Kamin. Lauren schwieg. Sie wollte alles wissen, was in
jener Nacht passiert war und warum Jared sie so lange abgelehnt hatte.
»Aus reiner Provokation hab ich jedes seiner Argumente
abgelehnt, bis er die Nerven verlor und mit der Sprache herausrückte. Unser Gast, den ich vom Bahnhof in Austin abholen solle, sei eine Frau, ließ er die Bombe platzen. Da ich
ständig kneifen würde, habe er die Sache letztlich selbst in
die Hand genommen und mir eine Ehefrau ausgesucht. Als
ich darauf anspielte, dass du mit Sicherheit ein berechnendes kleines Biest wärest, betonte er, dass du von seinen Plänen keinen blassen Schimmer hättest.«
Er riss sich von dem Anblick der tanzenden Flammen los
und senkte seine Augen in ihre. Kraulte ihren Nacken,
strich mit dem Daumen zärtlich über ihren Wangenknochen. »Weißt du, Lauren, meine Eltern haben mich immer
als Spielball benutzt, um sich gegenseitig wehzutun. Sobald
ich irgendetwas machte, um mich bei dem einen einzuschmeicheln, wurde der andere wütend. Wenn ich auf Keypoint gewesen war, an dem ich sehr hänge, machte meine
Mutter mir noch wochenlang später Vorhaltungen. Meine
ganze Kindheit und Jugend waren ein einziger Kampf mit
meinen Eltern. Und je älter ich wurde, desto weniger scherte mich das. Ich lebte zu meinem Vergnügen und damit
basta. Und dass Ben mir eine Ehefrau aussuchte, war das
Letzte, was mir vorschwebte, zumal
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