Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
ich nicht sicher sein
konnte, ob er nicht vorher schon etwas mit ihr gehabt hatte
...«
Laurens Herz quoll über vor Liebe und Mitgefühl für ihren Mann. Kein Wunder, dass er Ressentiments gegen sie
gehabt hatte. »Allmählich leuchtet mir ein, dass du über
meine Ankunft wenig begeistert gewesen sein musstest.
Und dich interessiert sicher brennend, wieso ich Bens Einladung annahm, hm?« Sie nahm sein Schweigen als Einverständnis.
Seufzend starrte sie auf ihre Hände, die nervös an dem
Gürtel ihres Morgenrocks herumspielten. »Jared, zwischen
deinem Vater und mir ist nie etwas gewesen. Ehrenwort.
Ich gebe gern zu, dass ich ihn umwerfend charmant und
aufregend fand. Für jemanden wie mich, der in einem
Pfarrhaus bei naiven, lieben Leutchen groß geworden ist
und nichts von der Welt kennt, war er wie einer der Helden
in meinen Büchern. Unter normalen Umständen hätte ich
seine Einladung nach Texas auch niemals angenommen,
aber dann ... kurz nach seiner Abreise ... passierte etwas
Schreckliches.«
Sie schauderte bei der Erinnerung an Williams Nötigungen. Nervös stotterte sie: »Glaub mir, es ... ich hatte berechtigte Gründe, die Einladung anzunehmen.«
Er umschloss mit seiner Hand zärtlich ihr Kinn und fragte: »Was ist passiert, dass du unbedingt fortwolltest?«
Sie versuchte, ihren Kopf wegzuziehen, aber er blieb hartnäckig, bohrte prüfend seinen Blick in ihren. »Es ... ich ...
Ist das so wichtig?«, platzte sie schließlich heraus.
»Ja.«
Um seinem Blick auszuweichen, schlug sie die Augen
nieder. »Bitte nicht«, bettelte sie im Flüsterton. Widerstrebend ließ er die Hand sinken. Sie kehrte ihm den Rücken
und starrte in die Kaminflammen.
»Da war ein Mann«, fuhr sie stockend fort. »Er heißt William Keller. Er ... die Prathers hätten es gern gesehen, wenn
wir geheiratet hätten. Ich hab ihnen unzählige Male erklärt,
dass ich ihn nicht leiden kann, aber ...« Ihre Stimme verlor
sich in einem tiefen Seufzen. Sollte sie Jared wirklich alles
erzählen? Würde er sich dann nicht entrüstet von ihr abwenden, genau wie die Prathers? »Erzähl weiter«, forderte
er.
Widerstrebend berichtete sie ihm von Williams Übergriff,
dass er ihre Pflegeeltern belogen habe und dass die Prathers
ihm mehr geglaubt hatten als ihr. »Danach musste ich einfach weg«, schloss sie mit tränenerstickter Stimme.
Für eine lange Weile beherrschte unangenehmes Schweigen den Raum. Lauren hatte die Knie angezogen und den
Kopf darauf gebettet. Sie mochte gar nicht wissen, was Jared von ihr dachte. Immerhin hatte sie ihm die Wahrheit berichtet.
Plötzlich sprang er auf. Als sie erschrocken den Kopf herumriss, gewahrte sie, dass er nach seinem Hut griff und
ihn sich blindwütig aufsetzte. Während sie ihn mit vor Verblüffung geöffneten Lippen anstarrte, schlang er sich den
Revolvergürtel um die Hüften.
»Jared? Was ... was hast du vor?«, stammelte sie.
Er setzte zur Tür und drückte die Klinke hinunter, seine
Mimik signalisierte zornige Entschlossenheit. Aus seinen
goldbraunen Augen sprühte kalter Hass. »Ich schnapp mir
diesen Hurensohn und knall ihn ab.«
Ungeachtet seiner todernsten Ankündigung huschte ein
Lächeln um Laurens Lippen. Sie kicherte verschmitzt. »So,
wie du aussiehst?«, fragte sie mit Augen voller Liebe. Sie
bedeutete ihm etwas! Er war nicht wütend auf sie, sondern
auf William. Ihr Lachen brachte ihn halbwegs wieder zur
Vernunft. Er spähte an sich hinunter und wurde sich seines
grotesken Aufzugs bewusst. Heiliges Kanonenrohr! Er trug
den schweren Waffengurt und ansonsten nur nackte Haut!
Er grinste ihr unter seinem Hutrand verlegen zu. »Meinst
du, er ist es nicht wert, dass ich splitterfasernackt durch einen Schneesturm reite und mir den Idioten schnappe?«
»Er ist es nicht mal wert, dass du einen Gedanken an ihn
verschwendest«, versetzte sie, wieder ernst geworden.
Jared riss sich den Gürtel vom Leib, stürmte zu ihr und
schloss sie in seine Arme. »Wenn er dich noch einmal anrührt, bring ich ihn um. Darauf kannst du Gift nehmen«,
knurrte er ihr ins Ohr, bevor ihre Lippen zu einem feurigen
Kuss verschmolzen. Ihre Zungen suchten und fanden sich,
gaben und nahmen.
Laurens Finger wühlten sich in seine wilden Locken, und
sie zog ihren Mund weg. »Jared, das zwischen Ben und mir
war nichts Sexuelles, ganz bestimmt nicht. Ich sah in ihm
eine Art Vaterersatz, liebevoll und fürsorglich, wie ich mir
das heimlich immer gewünscht hatte. Bei dir war es anders.
Als ich
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