Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
gezischten Kraftausdruck ließ Kurt sie los
und walzte durch die Tür zu den anderen. Lauren lehnte
sich aufgelöst an den Sessel, ihre Knie weich wie Pudding.
Als das Portal hinter den Gästen ins Schloss schwang,
huschte sie blitzgeschwind in ihr Zimmer und schloss sich
ein. Schleppte sich in ihr Bad, wo sie sich heftig übergeben
musste.
Lauren neigte den Kopf über die Waschschüssel im Bad
und würgte trocken, sie hatte sich in der Nacht pausenlos
übergeben müssen. Ihre Kehle schmerzte von dem dauernden Brechreiz. Als die Bauchkrämpfe schließlich nachließen, sank sie geschwächt zurück auf ihr Bett.
Dass ihr übel war, lag bestimmt an der ekelhaften Episode
mit Kurt, sann sie. Und den morgendlichen Brechreiz schob
sie auf eine leichte Magenverstimmung. Sie hatte sich
schon die ganzen letzten Tage nicht besonders wohlgefühlt.
Jeden Morgen stand sie widerwillig auf. Ihr war schwindlig, und sie hatte Kopfweh. Das Ankleiden empfand sie als
lästige Pflicht. Wenn sie sich die Haare frisierte, konnte sie
kaum die Arme heben, so schlapp war sie. Beim Zähneputzen schmeckte sie bittere Galle im Mund, und der Duft eines köstlichen Frühstücks bereitete ihr Übelkeit. Obwohl
sie wenig aß, hatte sie ständig jenes unangenehme Völlegefühl im Magen, so dass sie keinen Bissen mehr hinunterbekam.
Der tiefe Riss, der durch ihre Beziehung mit Jared ging,
machte sie gereizt und übellaunig. Und dass Olivias heimtückischer Plan, den Parker Vandiver vehement forcierte,
alsbald umgesetzt werden könnte, gab ihr den Rest. Diese
Geschichte war ihr bestimmt auf den Magen geschlagen,
redete sie sich ein.
Rosas weiches kaffeebraunes Gesicht verzog sich sorgenvoll, während sie Lauren betrachtete. »Die Señora fühlt sich
heute Morgen nicht wohl?« Sie schob ihr behutsam das
Haar von den kränklich blassen Wangen.
Lauren sank zurück in die Kissen. »Nein, ich fühle mich
ziemlich mies. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich
bin so müde, Rosa. Wenn ich etwas esse, wird mir schlecht.
Schon bei dem Gedanken an Essen dreht sich mir der Magen um. Dabei fühle ich mich aufgedunsen und ...« Kraftlos
brach sie ab.
Rosa runzelte die Stirn. »Wann hatten Sie Ihre letzte Blutung?«, fragte sie leise.
Lauren errötete vor Scham und überlegte fieberhaft. »Ich
... ich weiß nicht mehr so genau. Ich glaube, irgendwann im
Januar. Da war ich noch auf Keypoint. Ach ja, stimmt, Gloria hatte gerade die Zwillinge bekommen.«
»Señora, wie schön!« Rosa grinste breit. »Das war vor zwei
Monaten. Sie sind guter Hoffnung.«
Die Worte knallten wie ein Peitschenhieb in ihren Ohren,
und ihr schmerzender Magen rebellierte erneut. Ein Baby!
Nein, es war unmöglich. Gliederschwäche und Bauchkrämpfe waren ausgeblendet, und sie setzte sich ruckartig
auf.
»Nein, Rosa. Das kann nicht sein. Es ist irgendetwas anderes, ganz bestimmt!«
Sie sah ihre Vertraute beschwörend an, suchte die Bestätigung in ihren Zügen, doch die Mexikanerin strahlte wie ein
Honigkuchenpferd über ihre freudige Entdeckung. Für
Lauren dagegen war es nur ein weiterer Wermutstropfen.
Immerhin würde sie Jared eines Tages verlassen müssen.
Zu Rosas Bestürzung brach sie in Tränen aus und verbarg
ihr Gesicht an der Schulter der molligen Köchin.
Wieder halbwegs gefasst, hob sie den Kopf und musterte
Rosa betreten.
»Es tut mir leid, Rosa. Ich konnte einfach nicht anders.«
»Das ist nur ein weiterer Beweis für Ihren Zustand, Se ñora. Es geht Ihnen bestimmt gleich besser. Möchten Sie,
dass ich Ihnen Tee mache?«
»Ja, bitte«, murmelte Lauren abwesend. Sie stand auf und
schlenderte zum Fenster. Als Rosa hinausschlurfte, um den
Tee zu holen, rief die junge Frau ihr leise nach: »Rosa, bitte
erzählen Sie niemandem etwas von dem ... dem Baby, ja?
Wenigstens noch nicht.«
»Verstehe, Señora Lauren.« Rosa schloss die Tür hinter
sich.
Obwohl sie es ihrer Freundin Gloria brennend gern verraten hätte, behielt Lauren ihr Geheimnis für sich. Sie raffte
sich dazu auf, lange Spaziergänge durch den Park zu machen, indes blieb ihr Gesicht kränklich blass. Dunkle Ringe
malten sich unter ihren Augen. Jared, den sie immer seltener sah, ging kommentarlos über ihren fehlenden Appetit
und ihre Antriebslosigkeit hinweg. Falls er überhaupt etwas
merkte! Olivia behandelte ihre Schwiegertochter, als wäre
sie Luft. Vor ihrem ersten Wiedersehen mit Jared - Lauren
hatte gerade von ihrer Schwangerschaft erfahren - war sie
total
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