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Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Titel: Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandaloses Angebot 8762E5C5
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euphorisch. Doch währte das Hochgefühl nur kurz,
ehe die Realität sie schmerzhaft wieder einholte. Eins nämlich durfte sie nie vergessen: Auch wenn sie die Ehe vollzogen hatten, handelte es sich doch nur um ein arrangiertes
Zweckbündnis. Darüber würde auch ein Kind nicht hinwegtrösten können.
Nach Jareds Einschätzung konnte die Eisenbahnlinie gegen Ende des Sommers beziehungsweise im Frühherbst in
Betrieb genommen werden. Das Baby würde um den ersten
November geboren werden. Unmöglich, ihre Schwangerschaft bis zur Fertigstellung der Bahntrasse zu kaschieren
und dann zu verschwinden, wie es ihre Abmachung vorsah.
Was sollte dann aus ihr und dem Baby werden? Sie würde
es natürlich mitnehmen, aber würde sie mit einem Kind eine Anstellung finden? Die von Olivia in Aussicht gestellten
zwanzigtausend Pfund reichten zwar sicher für die nächsten
Jahre, wenn sie sparsam haushaltete, aber was dann?
Die Prathers hatten in ihrem Brief auf Laurens Rückkehr
gedrängt. Die junge Frau hatte ihnen daraufhin zurückgeschrieben, sie über Bens Tod informiert, über ihre Heirat
mit Jared, ihre neue Familie und die lieb gewonnenen
Freunde in Keypoint. Daraus hatte sich ein reger Briefwechsel entwickelt. Gleichwohl grauste ihr vor der Eintönigkeit und Langeweile in der bedrückenden Enge des Pastorenhauses. Aber wo sollten sie und ihr Baby sonst hin?
Zunehmend quälte sie der Gedanke, dass sie ihr Kind
nicht würde mitnehmen können. Womöglich brachte sie gar
den nächsten Lockett-Erben zur Welt - und was dann? Wie
würden Jared und Olivia dazu stehen? Eins stand jedenfalls
fest: Nichts und niemand würde sie von ihrem Kind trennen. Sie liebte es bereits im Mutterleib und würde es vor allen Unbilden beschützen. Vermutlich war es ohnehin das
Einzige, was ihr von Jared blieb, wenn die Locketts sie
nicht mehr brauchten, um den schönen Schein aufrechtzuerhalten.
    Sie klammerte sich an einen letzten Hoffnungsstreif, der
weiterhin am Horizont erstrahlte. Jared hatte zwar nie von
Liebe gesprochen, dennoch hatte sie Zärtlichkeit und Zuneigung in seinen Augen gelesen. Sie ließ ihn bestimmt
nicht ganz kalt. Das war zwar nicht viel, aber immerhin etwas.
    Aber auch dieser letzte Hoffnungsschimmer verglühte
allmählich, da Jared zunehmend ungenießbarer wurde.
Die Spannungen im Hause Lockett wuchsen. Die Kluft
zwischen dem jungen Paar wurde tiefer. Seine nächtlichen
Ausritte wurden ihm zur Routine. Er war nervös, unausgeglichen und neigte bisweilen zu cholerischen Ausbrüchen,
weshalb Lauren ihm geflissentlich aus dem Weg ging. Er
hatte beteuert, sie könne ihm vertrauen. Ein frommer
Wunsch, aber im höchsten Maße unrealistisch, wie sie inzwischen fand. Sein Verhalten wirkte alles andere als vertrauenerweckend.
Eines Morgens, als sie die Stallungen betrat, stellte sie
entsetzt fest, dass sich an einer Wand Kisten mit Gewehren
und Munition stapelten. Es war ein immenses Waffenarsenal. Ihr Herz sank ins Bodenlose. Bisher hatten ihre Bedenken dem Umstand gegolten, dass Menschenleben gefährdet
würden. Jetzt realisierte sie schlagartig, dass ihr Mann
ebenfalls angeschossen oder gar getötet werden könnte. Sie
hoffte inständig, dass sich das drohende Fiasko in letzter
Sekunde noch verhindern ließe.
Nichts dergleichen jedoch geschah.
Lauren, die endlich aus ihrer Lethargie erwachte, beschloss zu handeln. Sie würde das Drama zwar letztlich
nicht verhindern können, seufzte sie, aber immerhin konnte
sie den Akteuren das Leben schwermachen. Also stahl sie
sich eines Abends aus dem Haus und verschwand heimlich
im Stall. Pepe reparierte dort im Schein der Gaslampe eine
Reitpeitsche.
»Señora Lockett«, entfuhr es ihm erstaunt, als seine junge
Herrin hastig die Stalltür zudrückte.
»Pepe, du weißt, was in diesen Kisten ist, nicht wahr?«
Er kaute nervös an seiner Unterlippe und sah weg. »Si,
aber Señor Jared hat mir ausdrücklich verboten, über diese
... ähm ... Sache zu sprechen.«
»Und damit genau diese Sache nicht passiert, Pepe, werden du und ich jetzt etwas dagegen unternehmen.«
»Aber Señora Lockett, der Señor ...«
»Papperlapapp, was machen wir mit den Waffen, Pepe?«,
ging sie locker über seinen Einwurf hinweg.
»Señora, die Flinten ...«
»Stimmt. Wir würden es niemals schaffen, sie komplett
von hier wegzubringen. Das fiele auf. Also, hast du eine
Idee?« Sie rieb sich nervös die Hände. Unversehens hellte
sich ihr Blick auf. »Die Munition! Das ist es. Ohne

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