Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
standen neben Jareds. Eine war geöffnet worden, stellte sie fest. Ihr grauste schon davor, mit ihrem Scheinehemann ein Zimmer teilen zu müssen. Zumal
die Mendez` nichts anderes erwarteten. Mit gemischten Gefühlen machte sie sich auf den Weg zum Abendssen.
Anders als beim Mittagessen war es himmlisch ruhig. Der
Tisch war mit Kerzen, feinem Porzellan und Kristallgläsern
eingedeckt und nicht mit einfachem Keramikgeschirr.
»Wo sind die Kinder?«, fragte Lauren.
»Gebadet und im Bett.« Gloria seufzte. »Ein ungestörtes
Abendessen ist der einzige Luxus, den Rudy und ich uns
hier gönnen.« Die beiden Brüder kamen von der Veranda,
wo sie ein paar Gläser Whiskey getrunken hatten. Jared
drückte seinen Zigarillo im Aschenbecher aus. Er war sauber und rasiert und trug ein frisches Hemd. Das hatte er bestimmt aus dem Koffer genommen, als sie im Bad war.
Rudy umarmte seine Frau und küsste sie innig auf den
Mund. Sie flüsterten zärtlich miteinander, als wären sie allein im Raum. Lauren fühlte sich unbehaglich.
Die Daumen in den Bund seiner engen Jeans geschoben,
schaute Jared unbeteiligt aus dem Fenster. Lauren blieb unschlüssig im Wohnraum stehen und betupfte nervös ihre
Ansteckuhr. Rudys und Glorias Zärtlichkeiten weckten in
ihr das Verlangen nach mehr Nähe zu Jared. Am liebsten
wäre sie zu ihm gelaufen und hätte ihn stürmisch umarmt.
Als sie zögernd einen Schritt in seine Richtung machte,
rief Maria, die eben ins Zimmer kam: »Was ist denn das
hier? Die frisch Verheirateten tun so distanziert, und Gloria
und Rudy sind wie die Turteltäubchen!«
»Finde ich auch.« Rudy trat zu Lauren und fasste ihre
Hände. »Wenn dein schusseliger Ehemann dich nicht
küsst, tu ich es eben. Willkommen in unserer Familie, Lauren.« Er küsste sie zart auf beide Wangen.
Eine gespannte Pause schloss sich an. Jared setzte sich
scheinbar unbewegt zu Tisch und bot Lauren mit einem
knappen Kopfnicken den Stuhl neben seinem an. Mit flammend roten Wangen nahm sie Platz. Die anderen folgten ihrem Beispiel.
Sie plauderten ungezwungen, mit den Mendez` konnte
man freimütig über alles reden. Bei Themen wie Kastration,
Brandzeichen und Besamung musste Lauren indes kräftig
schlucken. Sybil Prather wäre bestimmt in Ohnmacht gefallen.
Lauren und Gloria räumten den Tisch ab. Gloria lehnte
Marias Hilfe entschieden ab, gestand der jungen Frau jedoch in der Küche, dass sie in dem Riesenhaushalt und mit
den vielen Kindern froh über ein bisschen Unterstützung
sei.
Als sie sich wieder zu den Männern und Maria in den
Wohnraum gesellten, stellte Lauren erleichtert fest, dass Jared nicht trank. Er wirkte nicht mehr so herablassend distanziert wie sonst, sondern entspannt und ... ja, zufrieden.
Hier auf Keypoint war er irgendwie ein ganz anderer
Mensch.
Er fläzte lang hingestreckt in einem Sessel. Ihr Blick glitt
über die langen Beine und heftete sich unbeabsichtigt auf
seinen Schritt. Hastig wendete sie den Blick von der verräterischen Ausbuchtung ab.
Gloria setzte sich zu Maria und berichtete ihr von den
neuesten Streichen der Kinder. Die Männer sprachen über
die Arbeiten auf der Ranch. Lauren stellte sich derweil vor
ein Bücherregal, setzte ihre Brille auf und inspizierte die
vielen Buchrücken. Sie entschied sich für einen Titel, der
sie interessierte, und machte es sich damit in einem Sessel
gemütlich.
Das Buch beschrieb das Leben der Komantschen aus der
Sicht eines texanischen Ranchers. Vertieft in die spannende
Lektüre, schrak sie hoch, als Rudy in die Runde fragte, ob
jemand einen Kaffee wolle.
Nach einigen weiteren Seiten hob sie den Blick über den
Rand ihrer Brille. Jared fixierte sie durch den Rauch seines
Zigarillos hindurch. Nicht kühl reserviert, sondern geradezu
zärtlich, dabei umspielte ein feines Lächeln seine Mundwinkel. Sein Blick glitt zu ihrer Hand, die abwesend an der
Ansteckuhr herumspielte. Wieso nestelten diese feingliedrigen Finger dauernd an der Uhr herum? Welche Bedeutung
hatte das Schmuckstück für Lauren? Er wusste wirklich
verdammt wenig über sie, musste er insgeheim zugeben.
Heute, auf seinem Pferd, hätte er sie am liebsten zärtlich
auf den Nacken geküsst. Und er hätte noch stundenlang so
weiterreiten können mit ihr. Jede Berührung ihrer Leiber
war eine süße Verheißung gewesen.
Er erinnerte sich an die weiche Rundung ihrer Brust und
redete sich ein, dass er sie ganz zufällig gestreift hätte. War
es nicht vielleicht doch reine
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