Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Ihr Gesicht war makellos, schmale, dunkle Brauen überwölbten
dunkle, traurige Augen. Ihre Nase war schmal und gerade,
die Kinnpartie sanft, der kleine Mund wohlgeformt.
Sie begrüßte Lauren mit einem strahlenden Lächeln.
»Lauren Holbrook Lockett. Ich bin Maria Mendez. Willkommen auf Keypoint.« »Señora Mendez, angenehm, Sie
kennen zu lernen. Sie sind sicher Rudys Mutter?«
»Ja«, antwortete sie abwesend, während sie Laurens Gesicht betrachtete. »Sie sind wirklich so schön, wie er mir
vorschwärmte. Er hat sich ungeheuer auf Ihren Besuch gefreut. Ich denke, er hat das einzig Richtige getan.«
»Sie meinen Ben?« Lauren stutzte. Wieso wusste die Frau
das alles?
Die Mexikanerin nickte. »Als ich ihn das letzte Mal sah,
hat er mir viel über Sie erzählt.«
Sie brach ab, da Jared eben das Haus betrat, auf jedem
Arm ein Kind und einen kleinen Mendez huckepack. Der
auf den Schultern hielt sich mit beiden Händen an Jareds
Haaren fest. Lachend und kreischend folgten ihm die anderen Kinder.
»Ich auch mal, Jared!«
»Nein ich!«
»Bitte, Jared, ich bin als Nächster dran.«
Gloria schoss aus der Küche und klatschte in die Hände.
»Jetzt lasst Jared mal in Ruhe. Er ist eben erst angekommen. Ihr könnt später noch mit ihm spielen. Kommt, setzt
euch an den Tisch. Hoffentlich habt ihr euch vor dem Essen auch alle die Hände gewaschen.«
Die Kinder trennten sich nur widerwillig von Jared und
nahmen ihre Plätze ein. Jared fuhr sich mit den Fingern
durch die Haare und steckte seine herausgerutschten
Hemdschöße wieder in den Hosenbund.
Lauren hätte nie gedacht, dass es ihm Spaß machte, mit
Kindern zu spielen. Lachend glättete er das Baumwollhemd
über dem muskulösen Brustkorb, zog den Bauch ein und
stopfte die Enden in die Hose. Laurens Blick hüpfte unwillkürlich tiefer. Nervös leckte sie sich die staubtrockenen
Lippen.
Jared hob ruckartig den Kopf und fing ihren Blick auf. Sie
hatte sich das Haar neu geflochten, Jackett, Handschuhe
und Hut abgelegt. Der weiche Blusenstoff schmiegte sich
verheißungsvoll an ihre Brüste. Der enge Hosenrock betonte ihre weiblichen Kurven. Jared wischte sich die schwitzenden Handflächen an seiner Hose ab und riss den Blick
von ihrem Schritt. Verdammt, konnte sein Körper nicht
einmal Ruhe geben?, knurrte er insgeheim.
Sein Blick hellte sich auf, als er Maria Mendez am Tisch
sah. »Maria, wie geht es dir?«, fragte er weich und umarmte
sie stürmisch. Bei Olivia hatte sie ihn nie so herzlich erlebt,
überlegte Lauren.
»Jared, ich muss sagen, deine Braut ist ganz reizend.«
Nach einem Blick zu Lauren grummelte er: »Öhm ... ja,
danke.«
Rudy setzte sich zu ihnen, und nachdem Gloria die letzte
Platte aufgetragen hatte, konnte das Essen beginnen. Es
ging laut und lebhaft zu, aber das fand Lauren gar nicht
schlimm. Im Gegenteil, nach den einsamen Mahlzeiten zu
Hause, den langweiligen Gastessen bei den Prathers und
den angespannten Diners an Olivias vornehmer Tafel war es
für sie eine willkommene Abwechslung. Alle redeten durcheinander, jeder hatte etwas Wichtiges zu erzählen. Rudy gab
die Geschichte mit dem »Revolverduell« zum Besten, und
die Kinder lachten über Laurens Missgeschick. Worauf Gloria und Maria die Männer ärgerlich zurechtwiesen.
Der Tisch war zwar groß, trotzdem saßen sie beengt. Gloria hatte Lauren und Jared nebeneinandergesetzt. Ihre Ellbogen stießen fortwährend aneinander. Bisweilen berührten
sich ihre Knie oder die Schenkel unter dem Tisch. Dann
formten ihre Lippen ein verblüfftes Oh, und ihre Gabeln
verharrten einen Wimpernschlag lang bewegungslos in der
Luft.
Rudy verfolgte das amüsante Schauspiel und musste sich
jedes Mal ein Grinsen verbeißen. Sie kämpften dagegen an,
ganz klar. Es würde eine interessante Fehde werden - die
Bezwingung des berühmt-berüchtigten Womanizers Jared
durch die Hand dieser halben Portion, die ihm gerade mal
bis zur Schulter reichte.
Nach dem Essen widmeten die Männer sich wieder der
Arbeit auf der Ranch. Lauren beobachtete, wie Jared und
Rudy zu einer der Koppeln schlenderten. Sie waren nahezu
identisch gekleidet und von ähnlicher Statur, breitschultrig,
mit schmalen Hüften und langen, sehnigen Beinen. Beide
hatten weite Cowboyhosen und Lederhandschuhe übergestreift. »Von hinten sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich«,
sinnierte Lauren laut.
Gloria stand neben ihr. »Ja, man sieht, dass sie Brüder
sind.«
Laurens Kopf schnellte zu ihr herum. »Sie sind
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