Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Güte! Wie kann man so was Bescheuertes
bloß verlangen?«, erregte Gloria sich. »Los, reitet ihr nach.
Alle beide.«
Die beiden Männer akzeptierten ihre Logik, denn die Reiterin war nur noch ein winziger Punkt am Horizont.
»Okay, wird gemacht.« Die beiden schwangen sich auf ihre Hengste und ritten mit donnerndem Hufschlag über die
weite Ebene in Richtung Lauren. Gloria bedachte die beiden Männer mit leisen Beschimpfungen, während sie kopfschüttelnd die Kinder ins Haus scheuchte.
Lauren liefen unkontrolliert die Tränen herab, was jedoch
nicht an dem eisigen Wind lag, der in ihren Augen brannte.
Wie hatte sie sich bloß darauf einlassen können, Jared Lockett zu heiraten? Er war ein Brutalo und ein roher, gefühlloser Zyniker. Völlig kopflos raste sie über den felsigen Untergrund hinweg. Für gewöhnlich hatte sie die brave Stute
selbst im Galopp unter sanfter Kontrolle. Mit ihren eigenen
Problemen beschäftigt, steuerte sie dieses Mal jedoch geradewegs auf einen Präriehundbau zu. Flames Huf sackte in
das Loch ein, und Lauren registrierte noch das Knacken des
Sprunggelenks, bevor sie im hohen Bogen durch die Luft
katapultiert wurde.
Kapitel 14
Sie landete mit voller Wucht auf dem Rücken. Blieb einen
Moment bewegungslos liegen, während sie überlegte, ob sie
ernsthaft verletzt war. Nein, wohl eher nicht. Sie setzte sich
stöhnend auf, betastete sich behutsam. Keine Knochenbrüche, aber mit Sicherheit jede Menge blauer Flecken.
Sie vernahm Flames leises, gequältes Schnauben und
stolperte zu der Stute. Das Tier musterte sie mit ängstlich
gesenktem Kopf und blähte schmerzvoll die Nüstern. Lauren bemerkte das seltsam verdrehte Sprunggelenk.
»Oh nein«, murmelte sie. Sie kniete sich neben Flame und
streichelte begütigend ihr Fell. »Es tut mir so leid, mein
Mädchen«, schluchzte sie. »Das hab ich wirklich nicht gewollt. Ich sorge dafür, dass das wieder in Ordnung kommt.
Du wirst wieder gesund. Ganz bestimmt.« Sie wischte sich
mit dem Ärmel die Tränen fort und hinterließ eine breite
Schmutzspur auf den Wangen.
Sie vernahm entferntes Hufgetrappel, nahm den Blick indes nicht von der Stute, die leise schnaubte.
Jared und Rudy preschten heran und erfassten blitzschnell
die Situation. Jared fiel ein Stein vom Herzen, als er sah,
dass Lauren nichts fehlte. Die beiden Brüder wechselten
vielsagende Blicke und nickten. Saßen gleichzeitig ab wie
bei einer einstudierten Choreografie.
Lauren blickte auf, als sie ihre Schritte hörte. Sie sprang
auf, flog zu ihrem Mann, fasste ihn an den Armen. »Oh, Jared, es ist alles meine Schuld«, murmelte sie unter Tränen.
»Sie ist in ein Präriehundloch getreten. Sie ... Sie wird doch
wieder gesund ... Hilf ihr ... Sie muss wieder gesund werden!«
Jared ignorierte ihren flehenden Blick und zog seelenruhig
den Revolver aus dem Holster. »Nein«, hauchte sie entsetzt.
»Nein!«
»Rudy«, rief er.
Lauren wurde beiseitegeschoben, Jared zielte und feuerte.
Schlagartig verstummte das schmerzvolle Stöhnen der Stute, überlagert von dem Echo des Schusses. Dann hallte Laurens gellender Schrei von den Felswänden wider, sie stürzte
sich auf Jared.
»Du Ungeheuer! Du hast sie umgebracht. Bestie! Tier!
Mörder, Mörder, Mörder.« Sie trommelte mit ihren kleinen
Fäusten auf seine Brust ein, trat ihn vor die Schienbeine. Sie
wollte ihm wehtun, um damit ihren eigenen Schmerz zu betäuben. Er verharrte völlig unbeteiligt und wehrte sich
nicht. »Ich hasse dich!«, fauchte sie. »Du bist gnadenlos
und brutal. Grausam.« Ihre Stimme versagte, ihre Hände
schmerzten. »Ich hasse dich«, murmelte sie. Von haltlosen
Schluchzern geschüttelt sank sie zu Boden.
Rudy kniete sich neben sie und legte ihr tröstend eine
Hand auf die Schulter. »Er musste es tun, Lauren. Für die
Stute bestand keine Hoffnung mehr. Jared hat sie erschossen, damit sie nicht mehr leiden musste.« Seine Stimme
wurde sanft. »Aber das weißt du doch selbst.«
Die Tränen versiegten, sie hielt den Kopf jedoch weiterhin
gesenkt. Rudy stand auf. »Ich bring sie nach Hause«, sagte
er leise. »Du kümmerst dich um das Pferd.« Seine Miene
spiegelte Ratlosigkeit. Was mochte zwischen seinem Bruder
und seiner jungen Braut in den letzten Tagen vorgefallen
sein? Er wusste sich keinen Reim darauf zu machen, ihm
schwante lediglich, dass beide darunter litten, und ihm waren die Hände gebunden.
Jared blickte von dem Häufchen Elend am Boden zu seinem Bruder und sagte resolut:
Weitere Kostenlose Bücher