Brown Sandra
Er hätte sich unterwegs eine Frau aufreißen sollen.
Wenn er sich eine warme, willige Frau ins Bett geholt hätte, wäre er jetzt vielleicht nicht so gierig. Vielleicht würde sich seine Sehnsucht nach Jade dann eher in Grenzen halten. Vielleicht würde sein Schwanz nicht jedesmal hart werden, wenn er sich an ihren Anblick im Sturm auf dem Feld erinnerte.
Er bog in den Schotterweg ein, der zum Trailer führte. Loner spürte, daß sie zu Hause waren, er kam hoch und schüttelte sich von der Schwanzspitze bis zur Nase. Dillon lachte, aber er verstummte sofort wieder, als er sah, daß in Jades Büro Licht brannte und daß ihr Jeep vor der Tür geparkt stand.
»Verdammt, was hat sie um diese Uhrzeit hier noch zu suchen?«
Er stellte den Motor ab und stieg aus. Loner schlüpfte hinter ihm aus dem Wagen und lief zu seiner Wasserschale. Dillon probierte, die Tür zum Büro zu öffnen. Sie war verschlossen.
»Jade?« Er zog den Schlüssel aus der Tasche und drehte ihn im Schloß. Die Tür schwang geräuschlos auf.
Ihr Kopf lag auf der Schreibtischplatte. Sie schlief. Dillon ging auf Zehenspitzen zu ihr. »Jade?«
Sie rührte sich nicht. Ihr Kopf lag auf ihrem Arm. Sie hatte äußerst schlanke Finger. Ihre schmalen Hände wirkten fast zerbrechlich. Ihr Haar war völlig zerzaust und fiel auf ihren Arm und die Unterlagen, an denen sie gearbeitet hatte. Es war pechschwarz; der perfekte Kontrast zu ihrem hellen Teint. Ihre Wange war leicht gerötet. Die Augenbraue wirkte so fein gezeichnet. Als gehörte sie zu einer Porzellanpuppe. Jade schlief tief und fest. Sie atmete durch den leicht geöffneten Mund.
Dillons Verlangen, sie zu berühren, sprengte ihm fast das Herz.
Er rang mit sich, was er tun sollte. Sie würde es nicht mögen, in einer so verletzlichen Position gefunden zu werden. Es konnte eine für sie beide peinliche Situation entstehen, die ihre Zusammenarbeit gefährden konnte, und das wollte er unter keinen Umständen riskieren. Und offensichtlich ging es ihr gut.
Es würde das Beste sein, sie einfach schlafen zu lassen. Wenn sie aufwachte und merkte, daß er wieder da war, konnte sie ja zu seinem Trailer herüberkommen, wenn sie wollte. Sonst würden sie sich eben morgen früh unterhalten. Allerdings sah er keinen Grund, weshalb er die Lampe, die ihr direkt ins Gesicht schien, anlassen sollte. Er knipste sie aus.
In diesem Moment wachte Jade auf.
»Nein!« Sie schoß von ihrem Stuhl hoch, und sie stießen fast mit den Köpfen zusammen.
»Jade, ich bin es.«
»Rühren Sie mich nicht an.« Sie tastete nach etwas auf dem Schreibtisch.
»Was tun Sie da?«
»Wenn Sie mich anfassen, bringe ich Sie um!«
Dillon war von ihrer heftigen Reaktion wie gelähmt. Er sah einen kalten Schimmer von Metall in ihrer Hand aufblitzen. »Jade«, sagte er beschwörend, »ich bin es, Dillon.«
Er tastete nach dem Schalter der Lampe.
»Nein!« Sie stach mit einem Brieföffner nach seinem Bauch.
»Jesus!«
Entweder schlafwandelte sie, oder sie war so verstört, daß sie nicht mehr wußte, was sie tat. Er versuchte, ihre Hand festzuhalten, bevor sie ihn, sich selbst oder beide verletzen konnte. Das Telefon krachte zu Boden. Papiere flatterten auf wie Herbstblätter im Wind. Jade schrie. Sie kämpften um den Brieföffner. Jade taumelte gegen die Wand hinter ihr und riß dabei einen Kalender herunter.
Dillon umklammerte ihre Handgelenke, aber sie wollte den Brieföffner nicht loslassen. Er wußte, daß er ihr wehtat, obwohl sie beinahe übermenschliche Kräfte entwickelt zu haben schien. Er würde sich später bei ihr entschuldigen. Jetzt mußte er erst einmal zusehen, daß sie ihm kein Loch in den Körper bohrte.
Endlich bekam er sie richtig zu fassen und riß ihre Arme über den Kopf. Sie warf den Kopf wie wild hin und her.
»Erst müssen Sie mich umbringen!«
»Jade.«
»Nein, nein! Ich lasse es nicht zu. Nur über meine Leiche!«
» Jade! «
Es war, als hätte er sie mit einer Ohrfeige aus einem Alptraum geweckt. Plötzlich hörte sie auf zu kämpfen. Ihr Kopf blieb stehen. Ihre Brust hob und senkte sich an seiner.
»Wer sind Sie?«
Er spürte ihren heftigen Atem auf seinem Gesicht.
»Ich bin es. Dillon.«
»Dillon?«
»Ja, ich bin es.«
»Dillon.«
»Ja.«
Erschöpft ließ er seinen Kopf gegen ihre Stirn sinken. Auch er atmete schnell. Er ließ ihre Handgelenke los. Ihre Arme fielen herunter.
»Sind Sie okay?« fragte er kehlig.
Sie nickte. Er trat von ihr zurück und knipste die Lampe an. Der Brieföffner in ihrer Hand hatte eine scharfe
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