Brown Sandra
zuckte er jedesmal zusammen, wenn das Thema zur Sprache kam. Von Kindesbeinen an hatte man ihm eingetrichtert, daß er einen männlichen Erben zu zeugen hatte. Es wurde von ihm erwartet. Das allein zählte wirklich.
Er klopfte Ivan auf den Rücken. »Überlaß nur alles mir, Daddy. Er ist mein Sohn, und ich werde ihn mir holen. Aber zuerst müssen wir seine Mutter in die Knie zwingen.«
Neal summte auf dem Weg in die Stadt. Jetzt, da er einen festen Plan hatte, fühlte er sich besser. Es machte ihn rasend, daß Jade ihn noch immer wie weißen Abschaum behandelte. Vor langer Zeit hatte sie ihm, zugunsten von Gary Parker, eine Abfuhr erteilt. Sie betrachtete ihn noch immer, als sei er etwas, das man aus der Mülltonne gezogen hatte.
Er ertrug es nicht, daß eine Frau annahm, sie wäre ihm überlegen. Jade Sperry würde den Tag noch verfluchen, an dem sie ihn zu ihrem Feind erkoren hatte.
***
Jade bog in die Auffahrt ein. Graham spielte auf dem Rasen vor dem Haus Fußball.
»Hey, Mom.«
»Hi.«
»Paß auf!« Er dribbelte den Ball über den Hof. Als er nur noch ein paar Meter von ihr entfernt war, schoß er hart und traf den Stamm einer Pinie. »Tor!« schrie er und warf die Arme als Zeichen des Triumphes über den Kopf.
»Ziemlich einfach, ohne Gegenspieler.«
Er strich sich die schwarzen Locken aus der verschwitzten Stirn. »Hä?«
»Versuch’s noch mal, aber diesmal mit mir als Torwart.«
»Okay!« Er holte den Ball und lief zum anderen Ende des Gartens.
Jade streifte ihre Schuhe ab und ging vor dem Baum in Position. »Fertig!«
Anstatt wie eben den direkten Weg zu nehmen, dribbelte Graham den Ball erst gekonnt über den ganzen Rasen. Jade blieb vor dem »Tor« stehen, doch er trickste sie mit geschickten Manövern aus, lockte sie von der Mitte weg und plazierte den Ball sicher gegen den Baum.
»Tor!« schrie er.
Jade warf sich auf ihn und kitzelte ihn.
»Foul! Foul!«
Jade kitzelte ihn unter den Armen, doch zu ihrer Überraschung befreite er sich, rollte sich im Gras herum und warf sie ab. Sie setzte sich außer Atem auf. »Seit wann schaffst du das denn? Vor ein paar Monaten konnte ich dich noch mindestens eine Stunde unten halten.«
»Bin eben gewachsen.«
Sie sah ihn stolz an. »Das bist du allerdings.«
»Mom, wieviel wiegst du?«
»Das fragt man eine Dame nicht!«
»Sag doch mal. Wieviel wiegst du?«
»Ungefähr hundertzehn Pfund.«
»Dann wiege ich schon mehr als du!«
»Was um alles in der Welt treibt ihr da?« Cathy beobachtete sie von der Veranda aus.
»Fußball spielen. Ich habe verloren«, sagte Jade seufzend. Graham stand auf und half seiner Mutter hoch.
»Telefon für dich«, sagte Cathy. »Soll ich sagen, er soll in der Halbzeit noch mal anrufen?«
»Sehr witzig«, bemerkte Jade, als sie die Stufen hochtrabte. Cathy lachte. »Ichbring’ dir ’ne Cola.«
»Danke«, rief Jade über die Schulter. Sie lief in Strümpfen zum Telefon in der Eingangshalle. »Hallo?«
»Miss, äh, Jade?«
»Ja, bitte?«
»Hier spricht Otis Parker.«
Mehr als eine Woche war verstrichen, seit sie den Vertrag bei ihm zurückgelassen hatte. Sie hatte der Versuchung, ihn anzurufen, widerstanden und war froh, daß er sich jetzt meldete. Dennoch spielte sie die Gleichgültige. »Guten Tag, Mr. Parker.«
»So ein Bursche hat sich unter der Nummer gemeldet, die auf Ihrer Karte steht. Er hat mir diese Nummer gegeben.«
»Das ist wahrscheinlich Mr. Burke gewesen. Ich hoffe, Ihr Anruf bedeutet, daß Sie mein Angebot annehmen?«
»Nein, nicht ganz. Ich möchte noch etwas darüber nachdenken.«
Sie legte beide Hände um den Hörer und nickte Graham, der ihr das kalte Getränk brachte, ein Dankeschön zu.
»Mr. Parker, ich bin bereit, das Angebot zu erhöhen.« Sie mußte vorsichtig vorgehen, weil sie nicht wußte, weshalb er die Sache hinauszögerte. »Was würden Sie zu siebenhundertfünfzigtausend Dollar sagen?«
Er legte die Hand auf die Muschel. Jade konnte Fetzen einer Unterhaltung hören. Offensichtlich besprach er sich mit jemandem. Mit Mrs. Parker? Fragte er sie um ihre Meinung, um Rat? Oder war eine dritte Partei im Spiel?
Er war wieder am Apparat. »Sie müssen die Farm ja wirklich wollen, wenn Sie bereit sind, so hoch zu gehen.«
»Das stimmt.«
»Warum?«
»Ich bin nicht befugt, darüber Auskunft zu geben.« »Na ja, nun, ich …«
»Bevor Sie mir antworten, lassen Sie mich noch sagen, daß ich Ihnen eine achtzehnmonatige Räumungsfrist zugestehe. Mit anderen Worten: Der GSS würde die Farm nach Vertragsunterzeichnung
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