Brown Sandra
zu. »Ich hätte vielleicht vorher anrufen sollen, aber … kann ich dich einen Moment allein sprechen?«
Jade hatte bei ihrer letzten Begegnung keinen Zweifel an ihrer Haltung gelassen. Sie wollte keine Wiederholung der Auseinandersetzung, besonders nicht vor Cathy, Graham und ihrem Gast. »Gehen wir auf die Veranda.«
Als Jade die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, sagte sie: »Den Besuch hättest du dir sparen können, Donna Dee. Ich hätte dir auch am Telefon sagen können, daß du nur deine Zeit bei mir verschwendest.«
Donna Dee ließ alle Höflichkeitsfloskeln beiseite. »Sei nicht so pampig zu mir, Jade. Ich habe den Artikel in der Sonntagsbeilage über dich gelesen. Du bist jetzt ’ne große Nummer. Wenn man dieser Garrison-Tante glauben soll, bist du so ziemlich das Beste, was uns hier je passiert ist. Wenn du nicht meine letzte Hoffnung wärest, hätten mich keine zehn Pferde hierher bringen können.«
»Um was geht es?«
»Um Hutch. Es geht ihm schlechter. Sein Zustand ist kritisch. Wenn wir nicht innerhalb der nächsten Tage einen Spender finden, werde ich ihn verlieren.«
Jade senkte den Blick und starrte auf die gestrichenen Dielen der Veranda. »Es tut mir leid, Donna Dee. Ich kann dir nicht helfen.«
»Du mußt! Graham ist die einzige Hoffnung, die uns noch bleibt!«
»Das weißt du doch gar nicht.« Jades Stimme war leise, zitterte jedoch vor Zorn. »Was bildest du dir eigentlich ein, die ganze Verantwortung für Hutchs Leben auf die Schultern meines Sohnes zu laden?«
»Nicht auf seine – auf deine. Wie kannst du nur so hart sein, einfach zuzusehen, wie ein Mann stirbt?«
»Nicht irgendein Mann, Donna Dee. Es ist der Mann, der mich vergewaltigt hat. Wenn Hutch in Flammen stehen würde, würde ich ihm einen Eimer Wasser übergießen. Aber du verlangst viel mehr als das. Ich würde nicht einmal zulassen, daß Graham sich den notwendigen Tests unterzieht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ein für allemal, nein.«
»Und wenn Hutch wirklich Grahams Vater ist?«
»Pst! Er könnte dich hören. Sprich leiser.«
»Was wirst du deinem Sohn sagen, wenn er wissen will, wer sein Vater ist? Wirst du ihm sagen, daß du seinen Daddy aus Rache hast sterben lassen?«
»Sei still, um Himmels willen!«
»Um deinetwillen, meinst du doch, oder? Du willst nicht, daß Graham weiß, daß du fähig bist zu töten. Glaubst du, er wird dich auch noch lieben, wenn er herausfindet, daß du seinen Vater einfach hast sterben lassen?«
»Verdammt, was soll diese ganze Schreierei?«
Jade schnellte herum. Dillon stand hinter ihnen in der offenen Verandatür. »Wo ist Graham?« fragte Jade sofort. Sie hatte Angst, er könnte Donna Dees gemeine Beschuldigungen mitangehört haben.
»Cathy hat ihn hochgescheucht.« Er trat zu ihnen auf die Veranda. »Was geht hier vor?«
»Ich bin gekommen, um für das Leben meines Mannes zu bitten«, antwortete Donna Dee. »Jade könnte ihn retten, wenn sie es wollte.«
»Das stimmt nicht, Donna Dee. Das kannst du doch gar nicht wissen.«
»Hutch liegt in diesem Moment auf der Intensivstation in Savannah«, erklärte Donna Dee an Dillon gerichtet. »Er wird sterben, wenn Jade es nicht zuläßt, daß ihr Sohn eine Niere spendet. Sie weigert sich, weil sie nicht will, daß ihr Junge seinen Vater kennenlernt.«
Dillons Blick schwang zu Jade. Er musterte sie eindringlich. Sie schüttelte nur den Kopf. »Okay«, sagte Dillon zu Donna Dee. »Sie haben gesagt, was Sie sagen wollten. Auf Wiedersehen.«
Hochmütig starrte Donna Dee ihn an, doch seine Miene war ungerührt. Ihr Stolz bröckelte. Sie sagte zu Jade: »Wenn dein Sohn das erfährt, wird er dir nie vergeben. Ich hoffe, er wird dich dafür hassen.« Sie drehte sich um und ging eilig über die Veranda und den Bürgersteig zu ihrem Wagen. Gerade als sie losfuhr, stürmte Graham mit Cathy auf den Fersen durch die Tür. »Mom, warum habt ihr so geschrien?«
»Ist schon gut, Graham. Nichts, worüber du nachdenken solltest«, antwortete sie, bewußt Dillons Blick meidend.
»Aber sie war schon zweimal da. Was will sie denn von dir?«
»Das geht dich nichts an, Graham.«
»Ich will es aber wissen.«
»Ich will mich jetzt nicht mit dir streiten. Laß es einfach gut sein!«
Diese Zurechtweisung vor seinem Idol Dillon war ihm peinlich. »Du sagst mir nie was«, schrie er. »Du behandelst mich wie ein Baby!« Er rannte zurück ins Haus und hinauf auf sein Zimmer.
Cathy war versucht zu schlichten, doch sie hielt sich diesmal weise im Hintergrund. »Ich bin auf
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