Brown Sandra
Million bietet, dann kann sie noch mehr raustun. Sie wird von uns kaufen müssen, ich zahle den Bankkredit zurück. Kostet mich nur ein paar Zinsen. Und wir machen einen Höllenprofit.«
»Und was willst du der Bank sagen, wofür du das Geld brauchst?«
»Ich denk’ mir was aus. In der Stadt darf keiner drauf kommen. Ich will, daß es Jade trifft wie ein Tritt in den Arsch.«
Neal hatte bereits Pläne, wie er den Profit aus der Sache anlegen würde, die er erst dann mit seinem Vater besprechen wollte, wenn der ganze Spuk vorbei war. Er hoffte, daß Ivan dann endlich bereit sein würde, zu expandieren und zu modernisieren. Seit Jahren stritten sie sich deshalb, und immer hatte Ivan stur an Tradition und völlig veralteter Technologie festgehalten. Vielleicht änderte er jetzt seine Meinung. Seit dem Unfall hatte Neal mehr und mehr die Zügel in die Hand genommen, doch Ivan war die Autoritätsperson geblieben. Es war an der Zeit, daß er, Neal, von den anderen, einschließlich seinem Vater, als Boß akzeptiert wurde.
Er schüttete den Rest seines Drinks herunter. »Soll ich dir für heute nacht ein Mädchen aus der Stadt mitbringen, Daddy?«
Ivans Augen leuchteten auf. »Diese kleine Rothaarige, die du mir zum Geburtstag mitgebracht hast, die hatte ’nen Mund wie ’n Staubsauger …«
»Ich kann ja mal sehen, ob sie noch in der Stadt ist.«
»Nicht heute. Ich muß über zu vieles nachdenken, kann mir jetzt nicht meinen Verstand raussaugen lassen.« Er strich sich nachdenklich übers Kinn. »Ich überlege die ganze Zeit, ob wir nicht was übersehen haben. Was ist mit Otis? Was willst du ihm sagen?«
»Den überlasse ich dir. Ihr kennt euch schließlich schon ’ne Ewigkeit.«
Ivan kicherte. »Der ist doch dümmer als der Mist, den er schaufelt. Ich werde ihn daran erinnern, wie gut ich all die Jahre zu ihm war. Ich werde ihm klarmachen, daß er, wenn er schon verkauft, besser an einen ›Freund‹ verkaufen sollte.« Er überlegte einen Moment. »Du solltest dir besser sechshunderttausend leihen. Kann nichts schaden, wenn man was in petto hat. Diese kleine Sperry-Schlampe kann ganz schön hartnäckig sein.«
»Gute Idee.«
Neal schickte sich an zu gehen, doch Ivan stoppte ihn.
»Zeig mir noch mal das Foto von dem Jungen.«
Für Ivan war die Neuigkeit, daß Jade einen Sohn im Teenageralter hatte, ebenso schockierend gewesen wie für Neal. Er hatte den Schnappschuß, den Neal ihm jetzt zum wiederholten Mal gab, schon stundenlang betrachtet.
Neal sagte: »Ich bin heute morgen noch mal rausgefahren und habe ihn gesehen. Er hat genau das Alter.«
»Du hast mir doch erzählt, daß Jade bei Georgie war.«
»Ja, stimmt. Aber ich glaube, sie ist mit dem Baby im Bauch auch wieder rausgekommen.«
»Das weißt du aber nicht sicher. Und Georgie ist tot. Die können wir nicht mehr fragen.«
»Ich habe Jade heute drauf angesprochen. Sie hat es nicht abgestritten. Selbst, wenn sie’s hätte, ich weiß, daß ich recht habe. Ich habe ihr Döschen gesprengt. Von Gary war sie ganz sicher nicht schwanger.«
»Gott, Sohn«, sagte Ivan beinahe ehrfürchtig, den Blick fest auf das Polaroid geheftet. »Stell dir vor, was es für uns bedeuten würde, wenn dieser Junge tatsächlich dein Sohn ist.«
»Ich muß es mir nicht vorstellen. Ich weiß, daß er mein Sohn ist.« Neals Miene war unheilvoll und verbissen. »Ich will ihn haben, Daddy.«
»Ihr wart damals drei«, bemerkte Ivan stirnrunzelnd. »Er könnte auch von Hutch sein. Sogar von Lamar.«
»Er sieht ihnen noch nicht einmal ähnlich!«
»Dir aber auch nicht!« schrie Ivan zurück. »Ihr ist er wie aus dem Gesicht geschnitten. Auch wenn du’s nicht hören willst – was macht dich so verdammt sicher, daß er von dir ist?«
»Er ist mein Sohn.«
»Du willst es so unbedingt, daß du es schmecken kannst stimmt’s?« fragte Ivan mit einem gemeinen Lachen. »Weil du weißt, daß er der einzige Erbe ist, den du je haben wirst!«
Neal preßte den Handrücken gegen den Mund. Der Unfall hatte nicht nur Ivan verkrüppelt, sondern auch Neal steril gemacht. Der Güterzug hatte die Motorhaube ihres Wagens pulverisiert. Neal war stundenlang in dem Wrack eingeklemmt gewesen, ehe ihn die Rettungsmannschaft endlich herausgeschweißt hatte. Die Blutzufuhr zu seinen Hoden war zu lange unterbrochen gewesen, und das hatte ihn unwiderruflich zeugungsunfähig gemacht. Er dachte nicht gerne daran.
Glücklicherweise war er nicht impotent geworden. Wäre das der Fall gewesen, er hätte sich umgebracht. Dennoch
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