Brown Sandra
eindringlichen Blick an, der in ihr
ungewollte Hitze aufsteigen ließ. Warum nur mußte er einfach
alles mit dieser verfluchten Intensität tun – arbeiten, schauen …
und küssen.
»Gottverdammter Mist, allmählich bin ich diese Scheiße leid.«
Ivan meinte damit nicht seine Behinderung oder den Rollstuhl, obwohl er wütend auf dessen Armstütze hämmerte. Er fluchte auf den Vertrag, den Neal Mrs. Parker abgeluchst hatte, und der nun auf seinem Schoß lag.
»Niemand, der noch alle beisammen hat, würde für diese
Mistfarm eine halbe Million Dollar hinblättern!«
»Sieht aber so aus, als müßten wir das tun, Dad«, sagte Neal
grimmig.
»Warum, um alles in der Welt, will sie ausgerechnet dieses Stück Land haben?«
»Vielleicht nur, um ein paar Eisenbahnschienen drüber laufen zu lassen. In der Zeitung stand, daß die Fabrik von Port Royal aus nach Übersee verschiffen wird. Egal, wozu sie es nun eigentlich braucht. Für uns bedeutet es schlechte Nachrichten.«
Neal starrte stirnrunzelnd auf den Vertrag. »Vielleicht ist das sogar nur ein erstes Angebot. Die GSS kann mit ihrem Geld doch alles zuscheißen. Sie erhöht einfach weiter, bis Otis nachgibt.«
»Schenk mir was ein«, grollte Ivan.
Neal goß sich ebenfalls einen doppelten Bourbon ein. Er hatte heute morgen Mühe gehabt, sich nicht anmerken zu lassen, daß Jade den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Zum erstenmal in seinem Leben hatte sein Selbstvertrauen einen Riß erhalten.
Jade war nicht so einfach auszumanövrieren, wie er und Ivan sich das gerne vormachen wollten. Sie hatte seine Anrufe einfach ignoriert. Sie hatte die Blumen, die er ihr geschickt hatte, weggeworfen. Sie hatte die ganze Gemeinde mit der verdammten Fabrik fasziniert. Neal beschlich langsam das dunkle Gefühl, daß sie ihn an den Eiern hatte.
Sein Daddy war alt und verkrüppelt. Seine Stimme trug noch immer, aber hörte ihm auch noch jemand zu? Wieviel Schlagkraft würde Ivan noch besitzen, wenn eine zweite Industrie in Palmetto Einzug hielt? Bisher hatte Ivan die Leute mit seinem Monopol auf Jobs manipulieren können. Vielleicht würde er sie bald anflehen müssen, für ihn zu arbeiten …
Neals Blick schweifte durch das Haus. Die Perserbrücken, das Porzellan, das Kristall– alles Erbstücke aus der Familie seiner Mutter, unbezahlbare Kostbarkeiten. Er liebte es, das größte und schönste Haus in der Gegend zu besitzen. Er liebte es, jedes Jahr einen neuen Wagen zu fahren. Er liebte es, Neal Patchett zu sein, jemand, der in der Stadt etwas galt. Verdammt, er wollte nicht, daß sich daran etwas änderte. Nicht jetzt.
Er sah seinen Vater an, der im Rollstuhl kauerte, und erkannte, daß er seine Zukunft nicht einem alten Krüppel überlassen durfte.
Sein Daddy war zu schwach, um diesen Kampf auszufechten, aber hatte er nicht seinem Sohn alle schmutzigen Tricks beigebracht? Es war an der Zeit, daß Neal die eigenen Muskeln spielen ließ.
» Hör zu: Ich sag’ dir, was ich tun werde, alter Mann. Ich werde zur Bank gehen und fünfhunderttausend Dollar aufnehmen.«
Ivan warf ihm einen scharfen Blick zu. »Und was willst du als Sicherheit angeben?«
»Einen Morgen Land hier, zwei, drei dort. Ich werde schon genug auftreiben, um an das Geld zu kommen.«
»Es gefällt mir nicht, mein Land zu verschachern.«
»Ich weiß, die Idee zu expandieren hat dir auch nie gefallen. Darum sitzen wir ja jetzt auf dieser einen verdammten Fabrik fest, die bald von einer neuen Industrie überrollt werden wird. Wenn du früher auf mich gehört und modernisiert und expandiert hättest, würden wir jetzt nicht in dieser Klemme stecken«, schnaubte Neal wütend. »Also halt jetzt die Klappe und laß mich machen.«
Ivan murmelte etwas in sich hinein.
Neal fuhr fort: »Jade interessiert sich für mehrere Anwesen, aber die Parkerfarm ist mit Abstand am größten, und deshalb muß sie ihr besonders wichtig sein. Das ist unsere Chance. Der alte Otis muß sie an uns verkaufen.«
»Die Bank wird dir nicht soviel leihen.«
»Das wird sie doch, wenn es eine kurzfristige Anleihe ist. Ich muß nicht mehr tun, als die Parkerfarm in unseren Besitz zu bringen. Dann muß Miss Großkotz ihren kleinen Hintern zu uns schwingen – mit dem Vertrag in der Hand, wo GSS draufsteht. Und wenn sie kommt, darauf kannst du wetten, ist der Preis mal eben angestiegen. Inflation. Und das gilt nicht nur für die Parkerfarm, sondern auch für die angrenzenden Felder, die uns gehören.
Wenn sie jetzt schon eine halbe
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