Brown Sandra
Vergewaltigung erfahren. Graham ist vielleicht ihr einziger Enkel.«
»Du weißt wirklich nicht, wer von den dreien sein Vater ist?«
»Nein.«
»Und Graham weiß nichts von …«
»Nein! Und das soll auch so bleiben!«
»Aber er hat doch bestimmt schon danach gefragt, wer sein Vater ist.«
»Ich habe ihm gesagt, daß das nicht wichtig ist. Graham akzeptiert, daß ich sein einziger Elternteil bin.«
Dillon runzelte die Stirn. »Im Moment vielleicht noch. Aber je älter er wird, desto wahrscheinlicher wird es, daß er wissen will, wer ihn gezeugt hat.«
»Wenn es soweit ist, kann ich ihm aufrichtig antworten, daß ich es nicht weiß.«
»Jade, man kann so etwas herausfinden. Einen sogenannten genetischen Fingerabdruck machen lassen.«
»Ich will es gar nicht wissen. Es macht keinen Unterschied. Er gehört mir. Mir …« Ihre Stimme brach. »Wenn ich gewußt hätte, daß Hutch krank und Neal steril ist, hätte ich Graham vielleicht in New York gelassen. Ich habe nie angenommen, daß er für sie so wichtig werden könnte. Das macht mir angst, Dillon. Du denkst, ich habe heute nachmittag übertrieben reagiert, aber ich weiß, zu welchen Niederträchtigkeiten Neal und sein Vater fähig sind.«
Er konnte ihre Angst spüren. Instinktiv griff er nach ihr, doch sie zuckte genauso instinktiv zurück. »Verdammt, Jade. Ich wünschte, ich hätte dich nie so unter Druck gesetzt. Ich würde dich jetzt gerne in den Arm nehmen.« Die Dunkelheit schien die Heiserkeit in seiner Stimme zu verstärken. »Dich einfach nur in den Arm nehmen, mehr nicht, Jade.«
Nach einer Weile flüsterte sie: »Ich glaube, ich hätte nichts dagegen.«
»Ich würde dir niemals wehtun«, sagte Dillon, als er aufstand und sich zu ihr auf das Sofa setzte. »Niemals.«
»Das weiß ich.«
Er legte die Arme um sie und ließ sich mit ihr zusammen langsam in die Kissen sinken. Die Intimität dieser Position beunruhigte Jade. Sie umklammerte seinen Bizeps. »Es ist gut«, murmelte er. »Schon gut. Du mußt nur ein Wort sagen, und ich lasse dich sofort los. Willst du, daß ich dich loslasse? Sag es …«
Nach kurzem Zögern schüttelte sie den Kopf und entspannte sich. Offensichtlich störte es sie nicht, daß er nur ein Unterhemd trug. Sie legte den Kopf an seine Brust. Ihr Haar streichelte seine Haut, und fast hätte er vor Lust gestöhnt. Sie ließ die Hand auf seinem Arm.
»Jade?«
»Hmm?«
»Kannst du seit diesem Abend mit niemandem mehr schlafen?«
»Ich kann nicht, und ich will nicht.«
»Willst du es nicht wenigstens versuchen?«
»Ich habe es versucht. Mit Hank.«
»Hank Arnett?« Er spürte einen Stich der Eifersucht.
»Er war verliebt in mich. Ich wußte es und wehrte mich dagegen. Aber ich wollte ihm auch nicht weh tun. Immer wieder habe ich ihm gesagt, daß es keinen Sinn hat und daß ich mich nicht ändern würde. Ich habe ihn angefleht, keine falschen Hoffnungen in mich zu setzen. Hank kann manchmal ziemlich stur sein. Er wollte nicht auf mich hören.«
»Offenbar wurde er schließlich doch überzeugt.«
»Aber es hat Jahre gedauert. Ich wollte seine Zuneigung erwidern können, also fing ich an, eine Psychologin aufzusuchen. Irgendwann konnte ich ihn küssen, ohne völlig auszuflippen.«
»Hast du es genossen, ihn zu küssen?«
»Soweit ich dazu in der Lage bin.«
Dillons Eifersucht war etwas besänftigt. Jade hatte nicht direkt gesagt, daß sie Hank gerne geküßt hatte.
»Zu dieser Zeit starb Mitch«, fuhr sie fort. »Auf der Beerdigung tauchte Lamar auf. Als ich ihn sah, rissen die Wunden wieder auf. Ich habe Hank schließlich gesagt, daß ich keine sexuelle Beziehung zu einem Mann haben kann. Es war unmöglich.«
»Hast du ihm den Grund gesagt?«
»Nein. Und weil er ihn nicht kannte, war er wütend und ließ sich monatelang nicht blicken. Eines Tages kam er zurück, und seitdem sind wir Freunde. Er hat es akzeptiert.«
Dillon entschied sich dagegen, ihr zu sagen, daß Hank ein feiner Bursche war und daß sie ihm noch eine Chance hätte geben sollen. Schließlich war Hank in New York; und er, Dillon, war hier bei ihr und hielt sie im Arm.
»Warum hast du mir von der Vergewaltigung erzählt, Jade?« Als sie den Kopf hob und ihm in die Augen sah, wußte er, daß er keinen Grund hatte, auf Hank oder irgendeinen anderen Mann eifersüchtig zu sein.
»Weil du mich ohne Erklärung nicht so, wie ich bin, akzeptieren würdest.«
»Und?«
»Und … und weil es mir wichtig ist, daß du verstehst, warum ich so bin.«
Um sie nicht zu küssen, drückte er ihren
Weitere Kostenlose Bücher