Brown Sandra
etwas Suppe auf. Gerade als sie aus der Badewanne kam, klingelte das Telefon.
»Hallo?«
»Hallo, Mrs. Sperry. Ich bin’s, Donna Dee. Könnte ich bitte Jade sprechen?«
»Wie? Mr. Jones hat mir gesagt, ihr seid zusammen weg!«
»Äh, na ja, waren wir auch. Ist Jade noch nicht zu Hause?«
»Donna Dee, ich will wissen, was hier eigentlich los ist. Jetzt. Sofort. Jade ist um kurz vor sechs aus dem Laden, und jetzt ist es fast neun. Wo steckt sie?«
»Wir wollten zu Gary, aber dann ist uns das Benzin ausgegangen.«
»Was habt ihr denn um die Uhrzeit bei den Parkers gewollt?«
»Jade wollte Gary etwas sagen.«
»Und das konnte sie nicht am Telefon tun?«
»Mrs. Sperry, bitte fragen Sie mich nicht danach, okay?« bat Donna Dee. »Das muß Jade Ihnen selber sagen. Naja, uns ging also auf halber Strecke das Benzin aus. Dann kam Neal Patchett mit seinem Sportwagen an. Hutch und Lamar waren auch dabei. Sie… äh… sie haben Jade im Wagen mitgenommen.«
»Wohin mitgenommen?«
»Weiß ich nicht. Sie sind einfach weggefahren und haben mich stehenlassen. Sollte wohl witzig sein, ich fand’s aber ziemlich mies von Neal.«
»Und von wo aus rufst du jetzt an? Von zu Hause?«
»Ja, ich bin schon eine ganze Weile zu Hause.« Sie erklärte, wie sie in die Stadt zurückgekommen war. »Ich hab’ gedacht, daß Jade jetzt eigentlich schon da sein müßte– daß Neal oder Gary sie heimgefahren hätten. Das letzte, was ich von ihnen sah, war, daß sie in Richtung der Parker-Farm fuhren.«
»Nun, hier ist sie jedenfalls nicht. Und gemeldet hat sie sich auch noch nicht.«
»Glauben Sie, daß was passiert ist?« fragte Donna Dee beklommen.
»Wenn Neal sie zu Gary gebracht hat, hat sie wahrscheinlich nur die Zeit vergessen. Ist ja neuerdings keine Seltenheit bei ihr.«
»Aber warum ist sie dann nicht zu meinem Auto zurückgekommen?«
»Wie lange hast du denn dort gewartet?«
»Nicht sehr lange.«
»Dann habt ihr euch wahrscheinlich verpaßt.«
»Ja, wahrscheinlich. Aber vielleicht sollte lieber jemand bei den Parkers anrufen und fragen, ob sie da ist. Ich habe mich noch nicht getraut, weil Gary Neal nicht ausstehen kann. Er würde fuchsteufelswild werden, wenn er erfährt, daß Jade mit Neal gefahren ist.«
»Na ja, wenn Jade da ist, dann wird er es bereits wissen, oder nicht?«
»Stimmt«, antwortete Donna Dee. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. »Vielleicht ist Gary sauer, und Jade versucht ihn zu beruhigen…«
»Laß mal, Donna Dee. Ich kümmere mich schon drum. Ich rufe selber bei den Parkers an. Gute Nacht.«
Velta überlegte, ob sie die Parkers tatsächlich anrufen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Wenn Jade bei Gary war, konnte nichts passieren. Und wenn sie bei Neal Patchett war– warum dann schlafende Hunde wecken? Was Gary nicht wußte, würde ihn auch nicht aufregen.
Ein Lächeln umspielte Veltas Mundwinkel, und ein seltenes Funkeln trat in ihre grauen Augen. Jade war also mit Neal zusammen– um so besser. Einen Abend in seiner Gesellschaft konnte so einiges in ihrer Tochter bewirken. Vielleicht würde sie endlich daraufkommen, wie wichtig es war, mit den richtigen Leuten zusammen zu sein, und wieviel Spaß es machte, einen reichen Freund zu haben.
Wenn sie es genau bedachte, war es das Beste, was Jade passieren konnte.
***
Jade wollte im Morast am Kanal liegenbleiben, bis sie vor Hunger, Durst oder Erschöpfung starb. Doch ihr Überlebenstrieb war zu stark. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie schon, zusammengekrümmt wie ein Embryo, in der Dunkelheit gelegen hatte, benommen von der Gewalt, die ihr angetan worden war.
Der Nebel, der sich den ganzen Tag über gehalten hatte, war zu einem Dauerregen geworden. Durchgefroren, beschämt und wütend raffte sie sich schließlich auf und kroch auf allen vieren einige Meter, bis sie einen ihrer Schuhe fand, den sie irgendwann während des Kampfes verloren hatte. Sie tastete in der Dunkelheit nach dem zweiten, konnte ihn aber nicht finden. Es war auch nicht wichtig. Nichts war wichtig. Sie konnte ebenso gut sterben wie leben.
Nein, das stimmte nicht ganz. Denn stärker noch als ihr Wille zu überleben war der Wunsch, Hutch Jolly, Lamar Griffith und Neal Patchett für das, was sie ihr angetan hatten, bestraft zu sehen.
Mit diesem Gedanken, der wie eine Fackel in ihrer Seele brannte, richtete sie sich auf und versuchte vergeblich, sich die Bluse wieder anzuziehen. Die Knöpfe waren abgerissen. Sie konnte lediglich ihren BH wieder zuhaken. Ihre Brüste fühlten
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