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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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sich wund an.

    Die Wolken über ihr verdeckten den Mond. Es gab nichts, was das Dunkel um sie herum aufhellte. Mit seitlich ausgestreckten Armen tapste sie wie eine Blinde vorwärts. Erst, als sie über die tiefen Spuren stolperte, die Neals Wagen im sumpfigen Boden hinterlassen hatte, wußte sie, wo sie war.

    Sie ließ sich erneut auf Hände und Knie sinken und tastete sich an der Reifenspur entlang, um zum Highway zurückzufinden. Ein Tier huschte aus dem Gebüsch und kreuzte ihren Weg. Jade zuckte zurück, kauerte sich zusammen und hielt ängstlich lauschend den Atem an. Mehrere Minuten verstrichen. Als sie nichts mehr als ihren eigenen rasenden Herzschlag hörte und auch nichts im hohen Gras am Wegrand sehen konnte, kroch sie wieder der Reifenspur nach und setzte erst die eine, dann die andere Hand auf den kalten, feuchten Untergrund. Sie zog die Knie nach, bis auch diese so wund waren wie der Rest ihres Körpers. Regen rann ihr in den Kragen, den Rücken hinunter, durchnäßte ihr Haar bis auf die Kopfhaut.

    Von Zeit zu Zeit war sie nahe dran aufzugeben. Sie wollte sich einfach hinlegen und sterben, denn innerhalb weniger Stunden war ihr Leben plötzlich häßlich und leer geworden. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was ihr angetan worden war; sie wollte sich nicht mit den Folgen auseinandersetzen.

    Doch wenn sie aufgab, würden ihre Vergewaltiger ungeschoren davonkommen.
Und so kroch sie weiter. Hand, Knie, Hand, Knie, Hand…
Nach Stunden, so kam es ihr vor, erreichte sie den Graben, der entlang dem Highway verlief. Sie krabbelte weiter, bis sie den Asphalt unter den Händen spürte. Mit einem kehligen, glücklichen Schrei ließ sie sich bäuchlings auf die Straße sinken, als wolle sie den Boden umarmen. Der Straßenbelag fühlte sich hart an ihrer Wange an, trotzdem blieb sie liegen, um sich auszuruhen. Wenn sie es so weit geschafft hatte, dann konnte sie es auch bis zur Stadt, bis zum Krankenhaus und bis zum Büro des Sheriffs schaffen. Sie dankte Gott. Sie hatte überlebt, um das Verbrechen zu melden. Es würde nicht schwer werden, Hutch, Lamar und Neal ausfindig zu machen. Sie würden innerhalb kürzester Zeit hinter Schloß und Riegel sitzen.
Lange bevor sie sich ausreichend erholt hatte und wirklich in der Lage war aufzustehen, zwang sie sich auf die Füße. Getrieben von dem Gedanken, ihre Peiniger bestraft zu sehen, quälte sie sich zur Straßenmitte. Es würde einfacher sein, der weißen Markierung zu folgen, als sich den unebenen Seitenstreifen entlangzumühen.
Während sie sich vorwärtsschleppte, überlegte sie, wie lange sie wohl bis Palmetto brauchen würde. Oder sollte sie vielleicht zum nächsten Haus gehen? Von da aus könnte sie Hilfe rufen.
Ihre Mutter war sicher schon ganz verrückt vor Sorge um sie. Velta mußte immer genau wissen, wo Jade war. Bestimmt hatte Donna Dee ihre Entführung bereits gemeldet– außer sie war auch vergewaltigt worden.
»O Gott, bitte nicht«, murmelte Jade zu sich selbst.
Sie klammerte sich an die Vorstellung, daß Freiwillige auf der Suche nach ihr das Gelände durchkämmten. Vielleicht waren die drei Verbrecher schon in Haft, wenn sie die Stadt erreichte.
Die Scheinwerferkegel hatten sie beinah schon erfaßt, als sie den Wagen endlich bemerkte. Sie war dermaßen in Gedanken versunken gewesen, daß sie die warnenden Lichter nicht gesehen hatte.
Neal! Er war zurückgekommen. Er war noch nicht verhaftet worden. Er war wiedergekommen, um ihr wehzutun, vielleicht, um sie zu töten, damit sie ihn nicht anzeigen konnte.
Jade stolperte über den Highway und sprang in den Graben. Sie stand knietief in übelriechendem Wasser. Ihre Zehen versanken in kaltem Schlamm. Doch ihre Angst war stärker als der Ekel.
Voller Panik und leise wimmernd wühlte sie sich durch das Gestrüpp und durch den Schlamm, der sie am Saum ihres Rockes zurückzuhalten schien. Sie erreichte den Stacheldrahtzaun auf der anderen Seite, kauerte sich an einen Pfosten und versuchte, sich unsichtbar zu machen.
Der Wagen wurde langsamer, kroch auf der Seitenspur entlang. Als das Scheinwerferlicht auf sie fiel, hielt er an.
»Nein, nein!« Sie zog den Kopf zwischen die Schultern und verschränkte schützend die Arme, die mit blutenden Kratzern übersät waren, vor der Brust.
»Misses, Misses, was machense bloß hier um diese Uhrzeit?« Es war die Stimme eines Schwarzen. Schwarze Hände streckten sich nach Jade aus. »Misses, sindse verletzt?«
Er berührte ihre Schulter. Jade zuckte zurück.

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