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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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Sofort zog er die Hände wieder weg. »Ich tu Ihnen doch nix, Misses. Was is’ denn bloß passiert?«
Er war kaum mehr als eine Silhouette im Licht der beiden Scheinwerferkegel, doch Jade konnte erkennen, daß er einen Overall und einen Schlapphut aus Filz trug. Wieder streckte er die Hände nach ihr aus. Diesmal wich sie nicht zurück. Er faßte Jade bei den Oberarmen, richtete sich vorsichtig auf und zog Jade mit sich aus dem Graben.
Er öffnete die Tür auf der Beifahrerseite und half Jade in seinen alten Lastwagen. Die Tür fiel mit dem lauten Klappern rostigen Metalls ins Schloß; Jade zuckte zusammen. Hier drinnen war es trocken, aber es gab keine Autoheizung. Jade fing an, unkontrollierbar zu zittern.
»Wo wolltense denn hin, Misses?« fragte der Mann, als er hinter das Lenkrad rutschte. »Wohnense hier in der Nähe?«
»Würden Sie mich bitte ins Krankenhaus bringen?« Ihre eigene Stimme kam ihr fremd vor, ganz heiser vom Schreien. Neal hatte sie geschlagen, weil sie geschrien hatte. Hutch hatte ihr mit seiner großen Hand den Mund zugehalten. Ihr Schreien hatte Lamar angst gemacht.
»Ins Krankenhaus? Aber klar doch, Misses. Ruhn Se sich jetzt mal aus. Wird schon alles werden.«
Jade befolgte den Rat des Mannes. Sie ließ den Kopf gegen die Lehne sinken und schloß die Augen. Tränen strömten ihr über das Gesicht. Sie weinte leise vor sich hin, während der klapperige Kleinlaster über den Highway rumpelte.
Sie mußte eingenickt sein, vielleicht war sie auch ohnmächtig geworden, jedenfalls kam es ihr vor, als hielt der Laster fast im nächsten Augenblick schon wieder an. Der Mann stieg aus, ging um den Wagen und öffnete ihr die Tür.
»Danke«, flüsterte Jade, als er ihr heraushalf. Sobald ihre Füße den Boden berührten, begann ihr Unterleib zu schmerzen. Sie schwankte und suchte Halt an einem Pfeiler. Mit geschlossenen Augen, an das kalte Metall gelehnt, wartete sie, bis das Schwindelgefühl nachließ. »Danke, vielen Dank«, flüsterte sie.
Sie wandte sich dem Mann zu, der ihr so selbstverständlich geholfen hatte, doch er setzte bereits mit seinem Laster zurück. »Nein, warten Sie…« Sie schirmte mit der Hand das grelle Scheinwerferlicht ab und konnte die Marke des Wagens nicht erkennen. Zudem hatte er kein Nummernschild. Der Fahrer schaltete hoch, sobald er die Hauptstraße erreichte, und der Wagen rumpelte in die regnerische dunkle Nacht. Jade vermutete, daß der Mann Angst vor den Verdächtigungen derjenigen hatte, die ihn als Schwarzen sofort mit der Vergewaltigung eines wießen Mädchens in Verbindung bringen würden. Unglücklicherweise gab es in Palmetto noch immer zu viele Vorurteile.
Zögernd ging sie auf die Glastüren zu, über denen in rotem Neon NOTAUFNAHME stand. Die Türen öffneten sich automatisch. Das blauweiße gleißende Licht dahinter war abschreckend. Sie fürchtete, von dieser Helligkeit entblößt zu werden, also blieb sie bei der Tür stehen und hoffte, daß jemand sie bemerkte. Zwei Schwestern und ein Mann, der dem Aussehen nach der Hausmeister sein mußte, plauderten und lachten am Tresen.
Jade hatte geglaubt, es würde sie erleichtern, die Tat zu melden, doch jetzt wurde ihr nur allzu bewußt, daß sie Angst hatte. Und dies war nur der erste Schritt von vielen, die sie gehen mußte, wenn sie Gerechtigkeit wollte. Doch sie würde alle Schwierigkeiten und Demütigungen meistern, um ihr Ziel zu erreichen, dessen war sie sich sicher.
Sie nahm all ihren Mut zusammen und ging zum Tresen, dabei hinterließ sie eine Schlammspur auf dem Boden. »Entschuldigen Sie.« Drei Augenpaare richteten sich auf sie.
»Können Sie mir bitte helfen?«
Für einen Augenblick stand der Schock ihres Anblicks den Angesprochenen ins Gesicht geschrieben. Dann trat der Hausmeister einen Schritt zur Seite, eine der Schwestern griff nach dem Telefon, und die andere kam um den Tresen herum, um Jade zu stützen.
»Was ist denn mit Ihnen passiert, Kleines? Hatten Sie einen Unfall?«
»Ich bin vergewaltigt worden.«
Die Schwester warf ihr einen scharfen Blick zu. »Vergewaltigt? Hier, in Palmetto?«
»Am Kanal, beim Küstenhighway.«
»Großer Gott…«
Jade spürte den Blick des Hausmeisters, der jedes ihrer Worte aufzusaugen schien und unverwandt auf ihre Brüste unter der zerrissenen Bluse starrte. Die zweite Schwester telefonierte. »Dr. Harvey, Sie werden in der NA gebraucht. Ein junges Mädchen, sie sagt, sie sei vergewaltigt worden.«
»Ich wurde vergewaltigt.« Jades Stimme kippte. Sie war den

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