Brown Sandra
Schwester hinaus auf den Korridor und machte so kleine Schritte wie möglich, damit der Kittel nicht wehen konnte.
»Sie haben Glück. Unser Doc Harvey kommt aus einem Krankenhaus in der Stadt. Er weiß, was man in solchen Fällen tun muß«, bemerkte die Schwester.
Sie gingen durch eine Schwingtür, auf der NUR FÜR KRANKENHAUSPERSONAL stand, und kamen in einen Aufenthaltsraum, in dem mehrere Schwestern Kaffee tranken und sich aus Automaten etwas zu essen zogen. Neugierig blickten sie Jade nach, als sie hinter der Schwester den Raum durchquerte.
»Gleich dort drinnen«, sagte die Schwester und öffnete die Tür zum Umkleideraum. »Handtücher und alles, was Sie sonst brauchen, finden Sie im Schrank neben der Duschkabine. Auch eine Vaginaldusche.«
Jade wünschte, die Schwester würde leiser sprechen. »Ich habe noch nie so eine– Dusche benutzt«, flüsterte sie.
»Nichts weiter dabei. Die Anleitung steht auf der Packung.«
Jade schlüpfte durch die Tür. Sie fand alles, was sie brauchte, im Schrank, wie die Schwester gesagt hatte. Sie zog den Kittel aus und stieg in die Duschkabine. Gott sei Dank, das Wasser war heiß. Jade stellte es so ein, daß es fast siedend war. Sie ließ es so und genoß den prasselnden Strahl. Das Wasser war reinigend, läuternd. Sie wollte die drei und ihre ekelhaften Rückstände von ihrem Körper abspülen. Es erstaunte sie, daß sie sie so lange auf ihrer Haut ertragen hatte, ohne ihren Verstand zu verlieren.
Nachdem sie sich dreimal eingeseift hatte, stellte sie einen Fuß auf den Seifenhalter und wusch den Bereich zwischen ihren Schenkeln. Es schmerzte so sehr, daß ihr Tränen in die Augen stiegen, doch sie schrubbte, bis ihre Haut wund war. Unbeholfen benutzte sie die Vaginaldusche und war froh, als sie es getan hatte. Schließlich shampoonierte sie sich das Haar, wusch den Schlamm heraus und spülte sich dann Mehrmals den Mund mit heißem Wasser aus.
Danach ging es ihr besser, obwohl ihr klar war, daß sie sich nie wieder wirklich rein fühlen würde. Sie war beschmutzt worden– geistig, körperlich und emotional. Sie würde nie wieder so wie früher sein. Dieser Gedanke machte sie traurig und wütend.
Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, wickelte sie ein grobes Handtuch um ihr Haar. Ganz oben im Schrank lagen mehrere grüne Operationskittel. Der zweite paßte einigermaßen. Sie fand Papierslipper, die eigentlich als Überschuhe gedacht waren, und zog sie über die nackten Füße.
Zaghaft öffnete sie die Tür und lugte hinaus in den Aufenthaltsraum. Die Schwester war allein, sie wartete auf dem Sofa und sah sich eine Talk Show im Fernsehen an. Als sie Jade bemerkte, stand sie auf. »Möchten Sie etwas zu trinken haben? Einen Kaffee? Oder Cola?«
»Nein, danke.«
»Die Aufnahme hat angerufen. Der Deputy ist jetzt da, um mit Ihnen zu sprechen.«
»Ich bin bereit.«
Die Papierschuhe knisterten unter ihren Füßen. Der Deputy tratschte gerade mit dem Hausmeister und Dr. Harvey, als Jade und die Schwester die Aufnahme betraten. Der Vertreter des Gesetzes setzte sich augenblicklich den Hut auf, nahm Haltung an und beäugte Jade mißtrauisch.
»Miss Sperry?«
»Ja.«
»Setzen Sie sich doch bitte.«
Zaghaft nahm Jade auf der Kante des lilafarbenen Plastiksofas Platz. Der Deputy, kaum älter als Dr. Harvey, zückte einen Notizblock aus der Brusttasche seiner Uniformjacke.
»Dr. Harvey hier sagt, Sie würden behaupten, heute nacht vergewaltigt worden zu sein.«
Jade sah ungläubig von einem zum anderen. »Warum sagt hier eigentlich jeder, ich würde›behaupten‹ oder ›sei angeblich‹ vergewaltigt worden. Glauben Sie, daß ich lüge?«
»Moment mal. Niemand bezichtigt Sie hier der Lüge. Ich versuche nur herauszufinden, was geschehen ist. Also, beruhigen Sie sich, in Ordnung?«
Jade versuchte sich zusammenzureißen, was ihr nicht ganz leicht fiel. Sie mußte ihre ganze noch verbliebene Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht loszuschreien. Der Hausmeister und die Schwestern steckten hinter dem Tresen erneut die Köpfe zusammen. Jade war sicher, daß sie über sie flüsterten. Von Zeit zu Zeit warf ihr einer aus dem Grüppchen einen schnellen Blick zu, um dann die verstohlene Unterhaltung fortzusetzen.
»Ihr voller Name?« fragte der Deputy.
Das Bild vor ihren Augen verschwamm. Sie spürte Tränen in sich aufsteigen. »Ich wurde vergewaltigt«, preßte sie hervor. »Meine Vergewaltiger laufen da draußen frei herum, während ich mich beleidigen und erniedrigen lassen muß.« Sie rang
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