Brown Sandra
nehmen.«
Ivan setzte sich. Er sah Velta an. »Sie kriegen den Tag selbstverständlich bezahlt.«
»Danke.«
Jade funkelte ihre Mutter an. Veltas unterwürfiges Verhalten gegenüber Ivan Patchett machte sie wütend.
»Nun, Jade«, sagte Fritz und zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. »Erzähl die Geschichte bitte noch mal für Neal und Ivan.«
Jade schien das eine unglaubliche Aufforderung. Sie wußte nicht, ob sie in der Lage sein würde, die Details der Vergewaltigung in Anwesenheit der beiden laut auszusprechen. Aber dann sagte sie sich, daß ihr Publikum bei einer Verhandlung weit größer sein würde.
Ivan sah Jade teilnahmsvoll an, doch sie ließ sich von diesem Blick nicht täuschen. Sie spürte deutlich die Hinterhältigkeit darin. Neal lehnte mit verschränkten Armen an der gegenüberliegenden Wand. Er grinste selbstgefällig.
»Ja, Jade. Ich würde wirklich gerne hören, wie ich dich vergewaltigt habe…«
Sein hämischer Ton spornte sie nur an. Er würde nicht ungeschoren davonkommen, und wenn sie die Geschichte tausendmal wiederholen mußte.
Also nahm sie zuerst einen Schluck von dem lauwarmen Sodawasser und erzählte dann alles ganz von vorn bis zu ihrer Ankunft im Krankenhaus. »Alles andere steht im Bericht«, sagte sie zum Schluß leise.
»Hast du diesen mysteriösen Nigger schon ausfindig gemacht?« wollte Ivan von Fritz wissen.
Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Ihre Beschreibung reicht nicht aus.«
Ein zufriedenes Grinsen umspielte Ivans Lippen.
»Es gibt ihn aber«, beharrte Jade. »Wie soll ich denn sonst in die Stadt zurückgekommen sein, in dem Zustand, in dem ich war?«
»Tja, genau das will mein Dad ja damit sagen«, meinte Neal. »Dein ›Zustand‹ war bei weitem nicht so schlimm, wie du tust. Du hattest jede Menge Zeit, in die Stadt zurückzuspazieren. Und genau das hast du auch getan. Dann hast du kalte Füße gekriegt, hast an Parker-Baby gedacht und was der wohl zu unserer kleinen Party sagen könnte…«
Jade sprang auf. »Wag es nicht noch einmal, seinen Namen zu erwähnen! Dazu hast du kein Recht! Zieh bloß nicht Gary in die Sache rein!«
»Jade, um Himmels willen, setz dich wieder hin.« Velta zog sie am Ärmel auf den Stuhl zurück.
Ivan zündete sich eine Zigarre an und warf das Streichholz auf den Boden.
Sheriff Jolly sagte: »Neal, du mußt jetzt keine Aussage dazu machen.«
»Warum nicht? Sie lügt.«
»Ivan, bist du sicher, daß du nicht lieber deinen Anwalt anrufen willst?«
»Darin waren wir uns doch schon einig, Fritz. Warum sollten wir ihn in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett klingeln? Wir haben nichts zu verbergen. Du kannst dem Jungen jede verdammte Frage stellen, die du willst.«
Fritz wandte sich Neal zu. »Was genau ist passiert, als ihr Jade und Donna Dee getroffen habt?«
»Es war so, wie Jade gesagt hat«, antwortete Neal. »Wir haben ihr angeboten, bei uns mitzufahren. Sie ist freiwillig eingestiegen. Sie mußte ja sogar über den Vordersitz klettern, um zu Lamar zu kommen.«
»Ihr habt sie nicht gezwungen einzusteigen?«
»Verdammt, nein.«
»Aber nur, weil ich dachte, daß Donna Dee auch mitfährt«, warf Jade schnell ein. »Als mir klar wurde, daß sie vorhatten, sie dazulassen, wollte ich raus. Sie haben mich festgehalten. Sie haben Donna Dee nicht einsteigen und mich nicht aussteigen lassen.«
Neal lachte. »War nur ein Spaß. Wir haben rumgejuxt, haben so getan, als würden wir sie entführen…«
Er redete weiter. Schließlich erzählte er seine Version von der Szene am Kanal. »Jade stieg aus und setzte sich zu uns, na ja, wir haben ein paar Bierchen gekippt.«
»Wo sollte ich denn sonst hin?« warf Jade ein. »Als du gesagt hast, was du mit mir vorhast, bin ich weggerannt. Sag’s ihnen, Neal. Du weißt, daß es wahr ist. Ich wollte weglaufen.«
»Neal, was genau hast du zu ihr gesagt?« fragte Fritz.
»Ich hab’ gesagt, daß wir sie ficken werden.«
Velta legte die Hand auf die Brust und schlug die Beine übereinander. Ivan zog an seiner Zigarre. Fritz rieb sich die Schläfen. »Das bestätigt Jades Aussage.«
»Ich habe mich umgedreht und bin in Richtung Highway gerannt«, sagte Jade. »Ich bin nicht weit gekommen. Neal hat mich an den Haaren gepackt und zu Boden gezerrt.«
Neal zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Sie hat irgendwas gesagt wie›Den Teufel werdet ihr tun‹, aber sie hat gelacht dabei.«
»So was hab’ ich nie gesagt, und ich habe bestimmt nicht gelacht. Ich hatte furchtbare Angst.«
»Vor wem denn? Vor deinen drei Freunden?«
Weitere Kostenlose Bücher