Brown Sandra
ausgesehen. Als sie dann erfahren hatte, was Jade angetan worden war, hatte sie sie voller Mitgefühl angeschaut. Jetzt allerdings verriet ihr Blick so etwas wie Mißtrauen. Und Ivan Patchett hatte dieses Mißtrauen geschürt, indem er bei seiner Schilderung die sexuelle Seite betont und die Gewaltanwendung heruntergespielt hatte. Er wußte, wie alle anderen auch, was Donna Dee für Hutch empfand, und hatte erfolgreich ein Feuer der Eifersucht in ihr entflammt.
»Donna Dee, ich konnte nichts dafür«, beschwor Jade sie mit brüchiger Stimme. »Ich habe sie nicht ermuntert. Ich wollte ja noch nicht einmal allein mit ihnen mitfahren. Du warst dabei. Du weißt es. Sie haben mich gezwungen.«
»Donna Dee?«
Sie hielt den Blick auf Jades flehendes Gesicht gerichtet, selbst dann noch, als sie den Kopf bereits Sheriff Jolly zuwandte. Dann sah sie ihn schließlich an. »Sie hatten getrunken, glaube ich.«
»Das hat Neal auch bereits zugegeben. Sind sie ausfallend geworden, haben sie euch bedroht, irgendwas in der Art?«
Donna Dee leckte sich nervös die Lippen. »Nein. Sie waren wie immer. Haben sich aufgespielt. Sie wissen schon. Na, eben so wie immer.«
»Erzähl, wie sie mich ins Auto gelockt haben«, drängte Jade. »Sag ihnen, daß ich mich gewehrt habe, Donna Dee.«
Sie warf Jade einen ungeduldigen Blick zu, ehe sie antwortete: »Das stimmt.«
Erleichtert sank Jade zusammen. Sie schloß die Augen und atmete auf. Endlich gab es jemanden, der auf ihrer Seite stand und ihre Version bestätigte.
»Nachdem Jade eingestiegen ist«, sagte Donna Dee, »hat sie gegen die Fensterscheiben getrommelt.«
»Das stimmt. Ich habe vorhin schon erzählt…«
»Würdest du sagen, daß sie unbedingt raus wollte?« Der Sheriff ignorierte Jade völlig.
»Mmm-mm. Lamar hat sie hinten festgehalten. Sie versuchte, zwischen die Vordersitze und an den Türgriff oder den Knopf zu kommen. Neal hat ihre Hände abgewehrt. Ich glaube, Hutch hat sie an den Handgelenken gepackt.«
»Das hat er auch. Bitte!« Jade hielt ihre Hände hoch. An beiden Gelenken befanden sich Druckstellen.
Sheriff Jolly runzelte die Stirn, als er das sah. Dann senkte er den Blick auf seine Stiefelspitzen und biß sich auf die Unterlippe. Schließlich sah er zu Ivan. »Also haben sie Gewalt angewendet.«
»Ja!« schrie Jade.
»Das habe ich nicht gesagt.«
Donna Dees Worte gingen in Jades Aufschrei fast unter.
»Was?« Ungläubig starrte Jade ihre Freundin an.
»Es gab einen Kampf im Wagen«, beeilte sich das andere Mädchen zu sagen, »aber die Jungs haben nur rumgealbert, wissen Sie? Sie wollten Jade ärgern, so, wie sie mich ärgern wollten, indem sie mich zurückließen.«
Jade fuhr hoch. »Was sagst du da, Donna Dee?«
»Setz dich, Jade.«
»Gib endlich auf, okay?« sagte Neal in gelangweiltem Tonfall. »Jade, du verhältst dich unvernünftig«, sagte Velta.
»Sie sagt die Unwahrheit, und sie weiß es!« Jade, die völlig außer sich war, zeigte anklagend mit dem Finger auf ihre Freundin.
Da das gesamte Beweismaterial zerstört worden war– und Jade glaubte nicht an einen Zufall–, war diese Augenzeugin ihre letzte Hoffnung auf eine Anklage. Zwar konnte Donna Dee die eigentliche Tat nicht bezeugen, doch sie konnte Jades Behauptung, mit Gewalt in Neals Wagen festgehalten worden zu sein, untermauern. Das, in Verbindung mit der Aussage des Arztes, würde jeder Jury genug Anlaß zum Zweifel bieten.
Jade schlug mit ihren wunden Handflächen auf die Tischplatte und beugte sich zu Donna Dee vor. »Ich weiß, du willst Hutch in Schutz nehmen, aber er ist ein Vergewaltiger. Er hat mich vergewaltigt.« Sie betonte sorgfältig jedes einzelne Wort.
»So was würde Hutch niemals tun.«
»Er hat es aber getan!«
Donna Dee wich vor Jade zurück und sah Sheriff Jolly an.
»Mehr weiß ich nicht. Kann ich jetzt gehen?«
»Donna Dee, tu mir das nicht an«, flehte Jade, als der Sheriff aufstand, um Donna Dee zur Tür zu begleiten. Sie griff nach dem Arm ihrer Freundin, doch Donna Dee schüttelte Jades Hand ab. »Hutch verdient es nicht, daß du ihn in Schutz nimmst«, schrie Jade. »Er hat mich vergewaltigt! Um Himmels willen, Donna Dee, bitte sag ihnen die Wahrheit!«
Donna Dee fuhr herum, ihre Augen funkelten. »Die Wahrheit? Okay, ich werde ihnen die Wahrheit erzählen.«
Sie wandte sich den anderen zu. »Vor ein paar Wochen hat Jade mir erzählt, daß sie keine Lust mehr hat, mit dem Sex bis zur Heirat zu warten. Sie hat gesagt, sie würde sich wünschen, sie könnte Gary endlich
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