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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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fuhr sich mit den Fingern durchs pomadige Haar und rollte die Schultern, um sie zu entspannen. Dann öffnete er mit einem breiten Grinsen die Tür und schlenderte raus ins Office.
Fritz schaute ihm nach. Er haßte Ivan für seine Selbstsicherheit, er verachtete ihn für seinen Mangel an Moral– und er bewunderte seine unendliche Dreistigkeit. Fritz bellte einen Namen. Augenblicklich meldete sich ein Officer zur Stelle.
»Ja, Sir?«
»Wenn Sie diese Anzeige hier fertig getippt haben, fahren Sie rüber zu den Sperrys. Geben Sie sie dort ab«, ordnete Fritz an. Dann setzte er seine grimmigste Miene auf und sah dem Officer in die Augen. »Und danach vergessen Sie das Ganze. Wenn mir jemals zu Ohren kommen sollte, daß Sie etwas über diese Anzeige ausgeplaudert haben, werden Sie es bitter bereuen– und zwar bis ans Ende Ihrer Tage.«
Der Untergebene schluckte.
Fritz nickte; er wußte, daß seine Warnung angekommen war. »Wenn jemand nach mir fragt, ich bin in einer Stunde zurück.«
Fritz brauchte nur fünf Minuten bis zu seinem Haus. Er wohnte wenige Blöcke vom Revier entfernt in Palmettos Innenstadt, in der das höchste Gebäude, die Citizen First National Bank, ganze sechs Stockwerke hatte. Die Stadt selber zählte zehntausend Einwohner, doch ungefähr zehnmal soviel lebten im Umland.
Die Jollys wohnten in einem netten Viertel. Fritz und Dora hatten als Frischvermählte das geräumige Haus gekauft, weil sie Kinder gewollt hatten. Unglücklicherweise bekam Dora kurz nach Hutchs Geburt einen Tumor in den Eierstöcken und mußte sich einer Totaloperation unterziehen. Danach richtete sie sich in einem der vielen Kinderzimmer einen Nähraum ein, ein anderes diente Hutch und Fritz als Stauraum für Angelund Jagdausrüstungen.
Dora war in der Küche und wusch das Geschirr ab, als Fritz durch die Hintertür hereinkam. Er legte seine Weste ab. »Hallo. Ist der Kaffee noch frisch?«
Dora Jolly war eine große, schlanke Frau. Bei ihrer Heirat war sie ein lebensfrohes Mädchen gewesen, doch ihre Fröhlichkeit war nach der Operation der Verbitterung und der Resignation gewichen. Sie war eine gute Hausfrau, aber schon lange nicht mehr das liebenswerte, lustige Mädchen, das Fritz einmal gekannt hatte.
Sie wischte sich die nassen Hände an einem Handtuch ab.
»Was geht hier eigentlich vor, Fritz? Warum bist du mitten in der Nacht ins Gericht gerufen worden? Warum sollte Hutch heute nicht zur Schule?«
Fritz schenkte sich Kaffee ein. »Wo steckt er?«
»Oben auf seinem Zimmer. Er benimmt sich genauso merkwürdig wie du. Ich habe ihm Frühstück gemacht, aber er hat kaum was angerührt. Irgend etwas ist doch mit euch beiden los. Ich will wissen, was es ist.«
»Nein, das willst du nicht, Dora. Glaub mir – das willst du nicht. Frag nicht weiter.«
Er stellte seine Tasse auf die Spüle und ging aus der Küche. Die Tür zu Hutchs Zimmer im zweiten Stock war geschlossen. Fritz klopfte einmal kräftig und ging dann hinein.
Hutch war angezogen. Er saß auf seinem ungemachten Bett, den Rücken ans Regal gelehnt, und starrte düster ins Leere. Unter seinen Sommersprossen wirkte er noch blasser als sonst. Letzte Nacht hatte er behauptet, daß der lange Kratzer auf seiner Wange von einem Ast stammte. Jetzt, da Fritz es besser wußte, drehte sich ihm beim Anblick der Schramme der Magen um.
Hutch beäugte seinen Vater mißtrauisch, als dieser näher kam und sich auf die Bettkante setzte.
»Deine Mutter hat gesagt, du hast dein Frühstück kaum angerührt.«
»Stimmt, Sir.«
»Bist du krank?«
Hutch nestelte am Saum der Überdecke und zuckte stumm mit den Schultern. Fritz hatte schon zu viele Verdächtige verhört, um Schuld nicht zu erkennen, wenn er ihr begegnete. Seine Magenschmerzen wurden schlimmer.
»Nun, Junge, was ist dann los mit dir?«
»Nichts.«
»Warum hörst du nicht auf mit dem Versteckspiel und erzählst mir davon?« fragte Fritz streng.
»Wovon?«
Fritz verlor die Geduld. »Ich muß mich stark zusammenreißen, um dir nicht die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Besser, du machst jetzt den Mund auf. Erspar dir die Schläge. Ich hoffe, daß du sie nicht verdient hast.«
Hutchs Widerstand brach. Er fing unkontrolliert an zu schlucken. Seine breiten Schultern bebten. Es sah aus, als würde er entweder in Tränen ausbrechen oder sich übergeben müssen. Schließlich stotterte er: »Ich schätze, du weißt von der Sache mit Jade.«
»Ich weiß, daß sie gestern abend um elf Uhr dreißig im Krankenhaus ankam.«
»Um halb zwölf?«

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