Brown Sandra
beinahe ihre Bücher fallen.
» Gary! Wie … Warum bist du nicht beim Training?« »Ich wollte mit dir reden, Donna Dee.«
»Worüber?« Sie warf die Bücher auf die Rückbank und setzte
sich hinters Steuer. Sie wollte so schnell wie möglich weg. Gary langte durchs Fenster und zog den Schlüssel aus dem Zündschloß.
» Hey, was …?«
»Ich will wissen, was mit Jade los ist.«
»Mit Jade?« wiederholte Donna Dee.
»Ja, mit Jade. Jade Sperry, deiner besten Freundin, falls du
dich erinnern kannst.«
»Und?« Ihr Gesicht nahm plötzlich feindselige Züge an. »Was soll mit ihr sein?«
»Warum ist sie schon so lange nicht mehr zur Schule
gekommen? Was ist los mit ihr? Wenn ich bei ihr anrufe, höre ich immer nur von ihrer Mutter, daß sie krank ist. Jade will nicht mit mir sprechen. Ist sie wirklich so krank? Hast du sie gesehen?«
»Nicht seit letzter Woche«, antwortete sie knapp. »Wenn ihre Mutter sagt, daß sie krank ist, dann wird sie wohl auch krank sein.«
»Hast du mit ihr telefoniert?«
»Nein.«
»Das glaube ich einfach nicht, Donna Dee. Du bist doch ihre beste Freundin.«
»Und du bist ihr Freund. Wenn sie schon mit dir nicht sprechen will, warum sollte sie dann mit mir sprechen? Gib mir jetzt bitte die Schlüssel zurück. Ich muß nach Hause.«
Sie hielt die ausgestreckte Hand aus dem Fenster. Gary ignorierte sie.
»Willst du damit sagen, du hast versucht sie anzurufen, und sie wollte nicht mit dir sprechen?«
Donna Dee sah unsicher und gereizt aus. »Hör zu, Gary, du weißt genau, daß wir uns gestritten haben und nicht mehr miteinander reden.«
Er schaute sie ungläubig an. »Du machst Witze …«
»Nein, mache ich nicht.«
»Und weshalb habt ihr euch gestritten?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Bitte …« Sie griff nach dem Schlüsselbund, doch er hielt es außer Reichweite. »Gary, gib mir sofort die Schlüssel!«
»Nicht, bis du mir endlich sagst, was hier eigentlich los ist!«
Gary war sonst eher ein ruhiger Typ. Seine Wut war mehr die Folge von Frustration und Angst. Schon seit Tagen spürte er, daß etwas nicht stimmte. Seine Mitschüler warfen ihm fragende Blicke zu. Wenn er irgendwo auftauchte, verstummten schlagartig die Gespräche. Jade hatte eine mysteriöse Krankheit. Seit dem Tag, an dem er von dem Stipendium erfahren hatte, war nichts mehr normal. Obwohl er keinen konkreten Anlaß dazu hatte, wurde er das Gefühl nicht los, daß es irgend etwas mit ihm zu tun hatte.
»Was ist mit Jade?« fragte er.
»Wenn du’s wirklich wissen willst, warum fragst du sie nicht einfach selbst?« Donna Dee schnappte sich die Schlüssel, ehe Gary reagieren konnte.
Er langte durchs Fenster und hielt sie am Arm fest. »Hat Neal irgendwas damit zu tun?«
Donna Dees Kopf zuckte so schnell herum, daß ihr Nacken dabei knackte. »Wie kommst du darauf?«
»Weil er sich total merkwürdig benimmt. Er behandelt mich plötzlich wie seinen besten Kumpel. Wenn er nicht so leicht zu durchschauen wäre, würde ich mir glatt Sorgen machen. Ich komme mir vor, als würde ich in einem Sketch mitspielen, den ich nicht kenne.«
Donna Dee leckte sich nervös über die Lippen. Sie wich seinem Blick aus und wirkte, als sei sie in eine Falle getappt. Gary ahnte, daß seine Befürchtungen sich bestätigen würden.
»Hat es irgendwas mit Jade zu tun, daß Neal auf einmal so freundlich zu mir ist?«
»Ich muß jetzt fahren.«
»Donna Dee!«
»Ich muß los.« Sie startete den Wagen und fuhr vom Parkplatz, ohne sich noch einmal umzuschauen.
»Verdammt!«
Gary rannte zu seinem Wagen. Es war keine bewußte Entscheidung, das Training ausfallen zu lassen, er folgte einfach seinem Instinkt, sofort Jade sehen zu müssen. Und wenn er die Tür eintreten mußte – Jade würde mit ihm reden. Jetzt.
Jade erkannte Garys Wagen am Motorengeräusch. Sie ging zum Wohnzimmerfenster, sah, wie Gary die Auffahrt hochlief, und hörte ihn zweimal heftig an die Tür klopfen. Unwillkürlich stöhnte sie auf und versuchte, sich zusammenzureißen, ehe sie ihm öffnete.
»Jade!«
»Hallo, Gary.«
Er strahlte übers ganze Gesicht und war offensichtlich überglücklich und erleichtert, sie wiederzusehen. »Naja, du siehst zwar ein bißchen blaß und dünn aus, aber sonst ziemlich normal …«
»Was hast du denn erwartet?«
»Ich weiß nicht«, antwortete er bekümmert. »Ein paar offene eiternde Wunden vielleicht.«
Er nahm Jade beim Oberarm und zog sie an sich. Anscheinend merkte er gar nicht, daß sie sich nicht wie sonst in seine Arme
Weitere Kostenlose Bücher