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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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Erinnerung. Jade hatte mehrere Versuche unternommen, den Aufenthaltsort ihrer Mutter herauszufinden – ohne Erfolg. Velta hatte ihre Spuren sorgfältig verwischt; oder war es Harvey gewesen? Offensichtlich wollte sie nichts mehr mit Jade oder Graham zu tun haben. Die Trennung von ihrer Mutter hatte Jade fast das Herz gebrochen, doch irgendwann hatte sie sich damit abgefunden. Sie hoffte, daß Velta ihr Glück gefunden hatte.
Jade hatte ihres sicherlich gefunden. Von jenem Tag an, als die Hearons darauf bestanden hatten, daß sie mit Graham zu ihnen zog, hatten sie sie wie ihre eigene Tochter behandelt und wollten dennoch von ihr beim Vornamen angeredet werden. Wenn Graham ›Cathy‹ sagte, klang es wie ›Cass‹, Mitch nannte er ›Poppy‹.
Aus Tagen waren Wochen geworden und aus Wochen Monate, und bald konnte sich Jade ein Leben ohne Cathy und Mitch nicht mehr vorstellen. Sie bewohnte mit Graham die große Wohnung im ersten Stock des Hauses. Cathy liebte es sie zu bekochen. Das wunderschöne Haus, einst ihr Zufluchtsort, wurde bald ihr Zuhause.
Cathy trug Bilder von Graham im Portemonnaie mit sich herum und erzählte jedem stolz von den Fortschritten, die er machte. Sie respektierten Jades Privatsphäre und stellten ihr nie Fraugen über Grahams Vater, obwohl sie ganz sicher war, daß sie sich Gedanken darüber machten. Die Peinlichkeiten, zu denen es kam, wenn die Hearons ihren Freunden Jade und Graham vorstellten, wurden beflissen ignoriert oder von Cathys Taktgefühl überspielt. Jade stand tief in ihrer Schuld, doch sie hoffte, daß sie und Graham ein wenig von dem Glück erwidern konnten, das ihnen geschenkt worden war. Ohne die Großzügigkeit der Hearons wäre ihr Leben ganz anders verlaufen. Sie hätte nicht nur keine Ausbildung bekommen, sondern – und das wog viel mehr– auch keine Zuneigung, Liebe und Anteilnahme.
Mitch setzte sich auf den Stuhl neben dem kleinen Tisch im Flur. »Würden mir die Damen vielleicht endlich mal sagen, was los ist?«
»Irgendwas ist heute abend zwischen Hank und Jade vorgefallen.«
Jade lächelte bitter. »Falsch, Cathy. Nichts ist zwischen uns vorgefallen. Und das wird es auch nie. Das ist ja das Problem.« Sie holte tief Luft. »Unglücklicherweise hat sich Hank in mich verliebt.«
»Und du empfindest nicht das gleiche für ihn?« hakte Cathy sanft nach.
»Ich liebe ihn wie einen Freund.«
»Für einen Mann, der sich verliebt hat, ist das so ziemlich das Schlimmste«, meinte Mitch.
»Ich weiß«, antwortete Jade betrübt. »Ich habe ihm schon vor Monaten zu erklären versucht, daß es keinen Sinn hat. Ich habe ihm gesagt, er soll sich mit anderen Mädchen verabreden. Ich wußte, daß es nicht gut sein würde, wenn wir uns weiter treffen, aber er wollte nicht auf mich hören. Jetzt ist genau die Situation entstanden, die ich befürchtet habe.«
»Bist du sicher, daß sich deine Gefühle für ihn nicht noch ändern können?« fragte Cathy. »Er ist so ein netter junger Mann, und er vergöttert dich. Vielleicht, wenn ihr jetzt über den Sommer ein bißchen Abstand habt …«
Jade schüttelte den Kopf. »Ich werde mich nicht in ihn verlieben. In keinen Mann.«
Es stand ihnen ins Gesicht geschrieben, wie sehr dieser Satz sie bedrückte. Und für Jade hätte es eine ungeheure Erleichterung bedeutet, ihnen die ganze Wahrheit zu erzählen. Doch sie wollte nicht, daß irgend jemand von der Vergewaltigung erfuhr. Sie hatte lernen müssen, daß Opfer eines Verbrechens ihr ganzes Leben lang Opfer blieben. Selbst wenn sie völlig unschuldig waren – wie sie selbst–, begegnete man ihnen doch stets mit Neugier und Mißtrauen, so als seien sie gebrandmarkt. Jade lebte in der ständigen Furcht, die Hearons könnten die Wahrheit herausfinden. Wahrscheinlich würden sie auf ihrer Seite stehen, und doch wagte sie nicht, das Risiko einzugehen. Immer wenn sie versucht war, sich ihnen anzuvertrauen, mußte sie daran denken, daß ihre Mitschüler, ihre beste Freundin, ja sogar ihre Mutter an ihr gezweifelt hatten.
Jade stand auf. »Ich bin müde. Gute Nacht.« Sie umarmte die beiden, bevor sie die Treppe hinaufging, und verließ sich darauf, daß sie auch diesesmal ihre Privatsphäre respektierten. Sie stellten keine weiteren Fragen.
Jade besuchte die Sommerkurse an der Uni und fand dennoch die Zeit, länger als sonst im Laden zu arbeiten. Bald war sie mit den Waren und der Abrechnung ebenso vertraut wie Miss Dorothy selbst. Am Ende des Sommers hatte sie sich so unentbehrlich gemacht, daß

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