Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
Vom Netzwerk:
USA feierten Bruce und die Band das Ende der Born to Run -Tour und alles, was sie 1975 erreicht hatten, mit fünf aufeinanderfolgenden Konzerten im gut dreitausend Zuschauer fassenden Tower Theater in Philadelphia. Alle Shows waren im Nu ausverkauft, vor allem das Silvesterkonzert. Angesichts der Tatsache, dass sich über neunzigtausend Interessenten auf die verfügbaren fünzehntausend Tickets stürzten, stellt sich die Frage, warum Bruce nicht einsah, dass die Band mittlerweile zu populär für so kleine Veranstaltungsorte war, und warum er nicht stattdessen in der Spectrum Arena auftrat. Dort hätten mehr als achtzehntausend Zuschauer Platz gefunden, und bei der großen Nachfrage hätte Bruce die Halle gleich vier-, wenn nicht gar fünfmal ausverkaufen können. Warum ließ man sich diese Chance entgehen, wo das Geld doch immer noch knapp war und man mindestens in einer Hälfte des Landes weiterhin auf Publikumsfang gehen musste? 5 Die Antwort lautet: Bruce wollte nicht. Ende 1975 schon gar nicht.
    Mit der Vermarktung von Born to Run war er einen Kompromiss eingegangen. Das war für ihn angesichts der schwierigen Zeit nach The Wild, the Innocent überlebenswichtig gewesen. Aber: Er hatte seine Musik nicht verraten müssen. Selbst als man ihn bei Columbia gedrängt hatte, einen kürzeren, radiokompatibleren Mix von »Born to Run« zu produzieren, hatte er standhaft an seiner Version festgehalten. Zudem wollte er den unmittelbaren Kontakt zu seinem Publikum unter allen Umständen bewahren – jene kostbaren Momente, in denen er den Menschen in die Augen blicken, seine tiefsten Gefühle offenbaren und spüren konnte, wie ihre Energie zu ihm zurückfoss. Was das anging, war er nicht bereit, Kompromisse zu machen. Künstlichen Hall und Fans, die von einem weit entfernten Platz hoch unterm Dach das Bühnengeschehen verfolgen, würde es mit ihm nie geben, versicherte Bruce jedem, der fragte. Niemals.
    Ein respektabler Standpunkt. Aber auch einer, mit dem sich Bruce in eine Zwickmühle manövrierte. Er hatte hart daran gearbeitet, viele Menschen für seine Musik und seine Vision zu begeistern, doch mit der Weigerung, in größeren Hallen aufzutreten, nahm er zahlreichen Fans die Chance, ihn live zu erleben. Wenn es ihm wirklich darum ging, die eindrucksvollsten Shows der Rockgeschichte abzuliefern, musste er über die beste Band, die beste Soundanlage, die beste Lichttechnik und die beste Crew verfügen. Das alles wollte bezahlt werden, ebenso wie Bruce bezahlt werden wollte, als die Tantiemen für Born to Run zu fließen begannen. Solange er die Tore zu seinem Reich nicht weit genug öffnete, um alle einzulassen, die er mit seinem Durchbruchalbum eingeladen hatte, war die Situation ziemlich unbefriedigend.
    »Keine Frage: Das ist ein Problem«, gab Appel gegenüber dem Journalisten John Rockwell zu. Vielleicht war es ja trotzdem möglich, im Madison Square Garden aufzutreten, ohne dass der Stahlbeton-Flair dieser Halle die Konzertatmosphäre beeinträchtigte. Vielleicht könnte man einen riesigen Vorhang verwenden, um den Hall zu minimieren und einen Großteil der am weitesten entfernten Sitzplätze künstlich von der Halle abzutrennen. Irgendetwas mussten sie sich 1976 auf jeden Fall einfallen lassen.
    Aber zunächst musste entschieden werden, was mit den Konzertmitschnitten geschehen sollte, die Appel während der Tour im Herbst hatte erstellen lassen. Seiner Meinung nach war ein aus mehreren LPs bestehendes Livealbum das Beste, um weiter auf der Born to Run -Erfolgswelle zu reiten. Das würde vermitteln, wie leidenschaftlich Bruce auf der Bühne agierte, und neuen Fans zeigen, welche Schätze noch auf seinen ersten beiden Alben zu entdecken waren. Bruce wollte die Aufnahmen anhören, bevor er eine Entscheidung fällte. Landau, der offiziell gar nicht zur Truppe gehörte, erklärte Bruce schon vorher, dass er nicht viel von dieser Idee hielt. Doch zählten die unterschiedlichen Meinungen letztendlich weniger als die Frage, wer sie vertrat, warum er sie vertrat und was derjenige tun würde, um sich durchzusetzen.
    Am Ende zählt immer das, was im Vertrag steht. Die drei Verträge, die Appel mit Bruce geschlossen hatte, liefen über fünf Jahre – und das fünfte Jahr brach nun an. Der Manager und Produzent hatte vor langer Zeit versprochen, seine prozentuale Beteiligung an Bruce’ Einkünften zu verringern, sobald Bruce den Durchbruch geschafft hatte, was jetzt zweifellos geschehen war. Allerdings gab es auch noch

Weitere Kostenlose Bücher