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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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zurückfliegen konnte. Es klappte, doch an Seguso war das nicht spurlos vorbeigegangen. Kurze Zeit später feuerte ihn Bruce. 4
    Danach bot Bruce Bobby Chirmside, der ebenfalls schon lange zur Crew gehörte, den Posten des Roadmanagers an – der bei Bruce bekanntlich weitaus umfangreichere Aufgaben wahrnehmen musste als üblich. »Die Sache ist die, du musst bei mir einziehen«, erklärte Bruce. Das war kein Problem für Chirmside, der damals noch bei seinen Eltern wohnte. Allerdings gab es da noch etwas: »Haben [deine Eltern] zufällig irgendwelche Möbel, die sie nicht mehr brauchen?«, fragte Bruce. »Ich habe nämlich nur einen Buckaroo-Flipper, einen Schreibtisch, zwei Betten, einen tragbaren 19-Zoll-Fernseher und einen Billardtisch.« Als Chirmside wenige Tage später bei Bruce einzog, brachte er eine große Wohnzimmercouch mit. In dem Zehnzimmerhaus an der Telegraph Hill Road begann eine neue Ära.
    Ein typischer Tag begann dort zwischen elf und zwölf Uhr, wenn Bruce aus seinem Zimmer schlurfte und sich eine Schale Frühstücksflocken einverleibte. Derart gestärkt für den Tag, stieg er meist in seinen schmutzigen weißen Pickup, legte eine Hank-Williams-Kassette ein und fuhr los, um auf der Suche nach neuen Büchern in der Bibliothek herumzustöbern, durch die Antiquitätenläden in Long Branch zu schlendern oder am Strand oder an der Promenade entlangzuspazieren. »Das war seine Einsamer-Wolf-Phase«, sagte Chirmside, der im Hause blieb, um den Abwasch zu machen, ein paar Maschinen Jeans, T-Shirts und Sweatshirts zu waschen und zum Supermarkt zu fahren, um einzukaufen. Wenn Bruce am Nachmittag heimkehrte, machte er sich ein Sandwich und klimperte dann entweder auf dem Klavier herum oder zog sich mit seiner Akustikgitarre auf sein Zimmer zurück. Mehrere Stunden lang feilte er an neuen Songs, arbeitete eine Akkordfolge aus und sang oder summte eine Melodie dazu. Dann widmete er sich den Lyrics, wobei er sich meist auf sein Notizbuch stützte, das immer griffbereit lag. Auf diese Weise vergingen Stunden, doch Bruce sprach nie darüber, woran er konkret arbeitete oder wie er vorankam.
    »Wenn man etwas Gutes geschrieben hat, kann man nie genau sagen, wie man das gemacht hat«, sagt Bruce, »und man kann sich auch nicht sicher sein, dass es einem nochmal gelingt. Man sucht nach diesem gewissen Etwas, das man nicht näher erklären kann. Diesem Etwas, das die Menschen und Situationen, über die man schreibt, mit Leben füllt. Um da ranzukommen, muss man tiefer bohren als … nun ja, das Ganze funktioniert halt nicht nach mathematischen Gesetzmäßigkeiten. Das Mystische spielt auch eine Rolle. Und wenn das gewisse Etwas hinzukommt, ergibt eins plus eins plötzlich drei.« Gewiss lag es auch an dem – selbstgemachten – Druck, immer großartigere Songs schreiben zu wollen, dass Bruce sich ausschließlich auf seine Arbeit konzentrierte. Trotzdem hatte er noch Zeit für seine Freunde, seine Freundin oder abendliche Barbesuche, doch das geschah für ihn nur am Rande. In der Hauptsache drehte sich alles um die Bilder, Verwicklungen und Rätsel, die ihn gedanklich beschäftigten.
    Bruce hatte es Chirmside gegenüber bereits angedeutet: Die Ausstattung des Hauses an der Telegraph Hill Road konnte man nicht einmal spärlich nennen. Dafür gab es reichlich Bücherstapel und Plattenkisten, und überall lagen Zeitschriften herum. Man stelle sich die Bude eines Studenten der englischen Literatur mit einer Leidenschaft für Musik und einem Bibliotheksausweis von Monmouth County vor. Zwei Billardtische – einer für Pool-, der andere für Bumper-Pool-Billard – standen in einem Hinterzimmer. Goldene Schallplatten und andere Auszeichnungen wurden in der Abstellkammer gelagert, während Bruce Bilder und kleine Kunstwerke, die Fans angefertigt hatten, so platzierte, dass er sie um sich hatte. Die Fans versuchten darin auszudrücken, welche Gefühle oder Vorstellungen sie mit bestimmten Songs oder Alben verbanden. »Irgendjemand hatte ihm eine Kiste mit einem Kiesweg drin geschickt, auf dem ein heißer Flitzer fuhr. Daneben stand ein Schild mit der Aufschrift ›Thunder Road‹. Dieses Teil hat er auf den Kaminsims gestellt«, sagte Lance Larson, ein Musiker aus Asbury Park, der mit Bruce und Chirmside befreundet war. »Wir durften diesen Kram auf keinen Fall anfassen. Er konnte fuchsteufelswild werden und brüllen: ›Lass die Finger davon!‹ Ihm bedeutete dieses Zeug sehr viel.«
    Als herausragendes Beispiel für

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