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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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and start all over again clean.«
    Danach bricht Dunkelheit herein. Sie durchzieht die apokalyptische Kriegsballade »Lost in the Flood« und rattert wie die besungene U-Bahn neben jeder Zeile von »It’s Hard to Be a Saint in the City« her. Dunkelheit lastet auch auf »For You«, in dem ein ohnmächtiger junger Mann von seiner strahlend schönen, aber seelisch zerrissenen Freundin Abschied nimmt, die ihren gerade unternommenen Selbstmordversuch möglicherweise nicht überlebt.
    »For You« ist ein echter Hammer, vielleicht der beste Song des Albums. Er könnte es wenigstens sein, wenn nicht »Spirit in the Night«, jene märchenhafte Schilderung des nächtlichen Ausflugs an den Greasy Lake, direkt darauf folgen würde. Die Lovestory spielt sich dabei wie in einer Art Sommernachtstraum ab, bei dem die Zauberwesen, die sich durch die Baumwipfel winden, dem Treiben ihren Segen geben. Es ist wohl kein Zufall, dass »Spirit« musikalisch von Clemons und seinem Saxofon dominiert wird. Man kann sich seine magisch-reale Präsenz durchaus in die Szene hineindenken und hört auch das Echo des orkanartigen Sturms, der – ihm zufolge – von seiner Ankunft bei seinem musikalischen Bruder kündete. Umso enttäuschender es ist, dass der Band auf Greetings eine so untergeordnete Rolle zukommt, auch da wo sie für die Arrangements von zentraler Bedeutung ist.
    Sich einerseits nach Hammonds Folk-Geschmack richtend und andererseits auf den extrem erfolgreichen Sound von Cat Stevens schielend, hatten Appel und Cretecos die Gitarren- und Keyboardspuren eher als eine gefühlte denn als tatsächlich hörbare musikalische Grundlage benutzt. Bei der Abmischung der Drumspuren von Lopez (der auf einem Studioschlagzeug spielte, statt auf seinem eigenen Drum Kit) lag die Betonung auf den Tiefen (Tomtom und Bassdrum), und selbst Bruce’ Gitarre, die sich auf der Bühne so gut in den Vordergrund drängen und laut losfetzen konnte, besaß kaum mehr Durchschlagskraft als der Schatten einer Gitarre. »Die Musik, die ich alleine schrieb, war individueller als das, was ich mit meinen Bands geschaffen hatte«, schrieb Bruce in seiner Lyrics-Sammlung Songs von 2001 über Greetings . »Die Unabhängigkeit, die man als Solokünstler hat, war mir wichtig.«
    In einer Beziehung lebend, die in seinen Augen mehr Substanz hatte und ihm wichtiger war als all seine früheren Bindungen, entschloss sich Bruce, zwei emotionale Hürden auf einmal zu nehmen: Zum einen unterschrieb er einen Mietvertrag, und zum anderen bat er Diane Lozito, mit ihm in die neue Wohnung zu ziehen. Diane nahm sein Angebot sofort an. Doch gut erzogen, wie er war, bestand Bruce darauf, zunächst ihre Eltern kennenzulernen und sie um Erlaubnis zu fragen. Sie begannen bei Dianes Mutter Rita.
    »Er kam zum Essen, und Mama mochte ihn auch. Sie fand ihn charmant«, erzählt Lozito. Dennoch war sich Rita Lozito nicht sicher, ob Bruce Diane die Zukunft bieten konnte, die sie ihrer Tochter wünschte. »Am Ende riet sie mir trotzdem zu Kale [ihrem früheren Freund], weil er Jura studierte und bald einen richtigen Job haben würde.«
    Enttäuscht, aber nicht entmutigt rief Bruce Dianes Vater Mike in New York an, auf den er ebenfalls einen guten Eindruck machte. Allerdings vermochte er ihn nicht so sehr zu beeindrucken, dass er seine eigenen Ausschweifungen in jüngeren Jahren vergessen hätte, die er darauf zurückführte, dass er zwischen Jazzmusikern aufgewachsen war. »Sie waren einander ähnlich«, sagt Lozito über Bruce und ihren Vater. »Aber er sagte trotzdem: ›Nein. Musiker sind allesamt Herumtreiber, die können gar nicht anders.‹«
    Das junge Paar mag enttäuscht gewesen sein, dass Dianes Eltern ihre Beziehung missbilligten, doch das hielt die beiden nicht davon ab, ihr Leben so zu leben, wie sie wollten. Bruce kaufte ein Paar billige Eheringe, um bei den Vermietern vorzutäuschen, dass sie verheiratet seien (die meisten lehnten unverheiratete Paare ab), und fand ein Einzimmerapartment in Bradley Beach nahe bei der Küste, nur fünf Fahrtminuten südlich von Asbury Park. Als der Vermieter ihn um eine Gehaltsabrechnung bat oder einen anderen Beleg dafür, dass er die monatliche Miete aufbringen konnte, zeigte Bruce ihm eine Ausgabe der Newsweek, der zu entnehmen war, dass er bei Columbia Records unter Vertrag stand. »Danach hielten sie ihn scheinbar für solide genug, obschon er so abgerissen aussah«, sagt Lozito.
    In seinen eigenen vier Wänden konnte Bruce die Maske, die er in

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