Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
Rechenschaft gezogen worden ist. Ihn aus Euren Diensten zu entlassen ist Euer Recht.
Ihn darüber hinaus zu verfolgen scheint mir etwas übertrieben.
Es sei denn, Ihr hättet weitere Beschuldigungen gegen ihn vorzubringen.« Er sah Prestcote fragend an.
»In der Tat liegt noch mehr gegen ihn vor«, sagte der Sheriff.
»Lord Domville berichtete mir, daß, seit diesem Knappen befohlen wurde, seine Sachen zu packen und das Haus zu verlassen, ein Gegenstand von großem Wert verschwunden und unauffindbar geblieben ist. Es besteht ein begründeter Verdacht, daß dieser Mann ihn gestohlen haben könnte, um seinem Herrn Schaden zuzufügen und sich für seine Entlassung zu rächen. So lautet die Beschuldigung.«
Joscelin starrte ihn verblüfft an. Die Beschuldigung reizte ihn fast zum Lachen - er war nicht wütend darüber und hatte offensichtlich keine Angst. »Ich etwas stehlen?« stieß er voller Verachtung hervor. »Ich würde mich sogar weigern, das unbedeutendste Ding, das ihm gehört, auch nur anzurühren!
Wenn ich könnte, würde ich nicht einmal den Staub, der auf seinem Hof liegt, an meinen Stiefeln davontragen. Er befahl mir zu gehen, und das tat ich. Ich bin nicht einmal lange genug geblieben, um alles einzupacken, was mir gehört. Alles, was ich mitgenommen habe, ist das, was ich am Körper trage und was in meinen Satteltaschen ist.« Mit erhobener Hand gebot ihm der Abt zu schweigen. »Mylord, um was für einen wertvollen Gegenstand handelt es sich? Wie groß ist er? Seit wann wird er vermißt?«
»Es ist das Hochzeitsgeschenk für meine Braut«, antwortete der Baron, »ein goldenes, mit Perlen besetztes Kollier. Es hätte in der Hand eines Mannes Platz, wenn man es einmal aus seinem Kästchen genommen hat. Ich wollte es dem Mädchen heute, nach der Messe, geben, aber als ich es holen wollte, war das Kästchen leer. Das war vor knapp einer Stunde, glaube ich, denn wir verschwendeten noch Zeit damit, es zu suchen, obwohl das leere Kästchen uns hätte verraten müssen, daß das Kollier nicht verlorengegangen, sondern gestohlen worden war.
Und außer diesem Nichtsnutz, den ich hinausgeworfen hatte und der mir bei seiner Entlassung noch kecke Widerworte gab, hat kein anderer mein Haus verlassen. Ich beschuldige ihn dieses Diebstahls, und ich will, daß ihn die ganze Härte des Gesetzes trifft.«
»Wußte denn dieser junge Mann von dem Kollier und wo es aufbewahrt wurde?« fragte der Abt.
»Ja, Ehrwürdiger Vater«, antwortete Joscelin bereitwillig.
»Alle drei Knappen wußten es.«
Am Tor erschienen weitere Reiter. Sie gehörten zu Domvilles Gefolge, das seinem Herrn nicht so schnell hatte folgen können. Unter ihnen waren auch Simon und Guy, die, nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, keineswegs darauf bedacht waren, Aufmerksamkeit zu erregen oder irgendwie aktiven Anteil am Geschehen zu nehmen. Sie hielten sich im Hintergrund und wirkten unsicher und unglücklich - was sie wohl auch waren.
»Aber ich habe es nicht angerührt«, fuhr Joscelin mit Bestimmtheit fort. »So, wie ich das Haus verlassen habe, stehe ich vor Euch. Nehmt mich mit und durchsucht mich, wenn Ihr wollt - Ihr werdet nichts finden, das nicht mir gehört. Und dort steht mein Pferd mit den Satteltaschen - durchsucht auch sie.
Der Abt soll Zeuge sein. Nein«, rief er, als er sah, daß Domville auf das graue Pferd zuging, »Ihr nicht, Mylord! Ich will nicht, daß die Hände meines Anklägers meine Sachen durchwühlen.
Ein Unparteiischer soll die Durchsuchung vornehmen. Trefft Ihr die Wahl, Ehrwürdiger Vater.«
»Das ist nur gerecht«, sagte der Abt. »Robert, seid so gut und tut, was erforderlich ist.«
Prior Robert neigte würdig den Kopf und ging gemessenen Schrittes auf das Pferd zu, um die Aufgabe, die ihm zugewiesen worden war, zu erfüllen. Zwei von Prestcotes Männern machten die Satteltaschen los, und als das Pferd, das durch die vielen Menschen nervös geworden war, unruhig auf der Stelle trat, stieg Simon kurz entschlossen von seinem Pferd, nahm die Zügel des Grauschimmels und beruhigte ihn.
Die Satteltaschen lagen offen auf den Pflastersteinen des Hofes. Prior Robert griff in die erste und zog die Kleidungsstücke hervor, die ihr wütender Besitzer kaum eine Stunde zuvor ohne viel Umstände hineingestopft hatte. Der Sergeant neben Prestcote nahm sie entgegen und prüfte sie: Leinenhemden, Umhänge, Schuhe, einige Lederbänder zum Ausbessern von Rüstungen, Handschuhe...
Noch einmal fuhr Prior Robert mit seiner Hand
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