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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Wut.
    »Mylord, dies ist Euer Werk! Ich werde aus dem Dienst gejagt, hinausgeworfen ohne einen Grund, ohne daß ich mir etwas hätte zuschulden kommen lassen. Man hat mir befohlen, diese Stadt noch vor Einbruch der Dunkelheit zu verlassen, und ich darf nichts mitnehmen außer meinem Pferd und meinen Satteltaschen. Dies teilt man mir kurz und bündig mit und erlaubt mir nicht, auch nur ein einziges Wort zu meiner Verteidigung zu sagen! Und ich weiß nur zu gut, wem ich das verdanke! Ihr, Ihr habt bei meinem Herrn über mich Beschwerde geführt und dafür gesorgt, daß ich hinausgeworfen werde wie ein Hund, und dafür verlange ich Genugtuung von Euch, bevor ich Shrewsbury verlasse, und zwar in einem Kampf Mann gegen Mann!«

3. Kapitel
    Wie ein Stein, der, in einen stillen Teich geworfen, in alle Richtungen Wellen aussendet, so rief dieser Auftritt Unruhe und Erregung auf dem ganzen Hof hervor. Bruder Denis wußte nicht, was er tun sollte, ja, er wußte nicht einmal, wer dieser hochgewachsene und sehr zornige Jüngling eigentlich war. In erster Linie war ihm daran gelegen, den Frieden wiederherzustellen, aber zu seinem Leidwesen hatte er nicht die leiseste Ahnung, wie er das bewerkstelligen sollte. Picard, der dem kräftigen jungen Mann mit dem grimmigen Gesicht direkt gegenüberstand, wurde erst rot und dann blaß vor Wut.
    Der Weg war ihm versperrt, ausweichen wollte er nicht, und selbst wenn die aufgeregten Diener sich nicht hinter ihm zusammengeschart hätten, wäre er nicht einen Fußbreit zurückgewichen. Auch Agnes' Augen funkelten, und sie packte blitzschnell Ivetas Arm, denn das Mädchen hatte einen leisen, verzweifelten Schrei ausgestoßen und wollte vortreten - für einen Augenblick war die Maske der Unterwürfigkeit verschwunden, und das Gesicht spiegelte heftige Gefühle wieder, so wie zersplittertes Eis das Licht in allen Farben des Regenbogens reflektiert. In diesem Moment war Iveta bereit, alles außer Joscelin zu vergessen, ihm vor aller Augen zur Seite zu stehen und ihn zu umarmen - aber ihre Tante hatte sie grob zurückgerissen und sorgte mit eisernem Griff dafür, daß Iveta nicht von ihrer Seite wich. Das Mädchen fügte sich und stand stumm da - sei es aus langer Gewöhnung an den Gehorsam, sei es aus Einsicht, daß Gegenwehr ihre schwache Hoffnung nur zunichte machen würde -, und das Licht, nicht aber der Schmerz, verschwand aus seinem Gesicht. Cadfael entging das nicht, und ihn überkam ein tiefes Mitleid mit ihr.
    Kein junges Mädchen, das kaum den Kinderschuhen entwachsen war, sollte so leiden müssen.
    Später erinnerte er sich an Ivetas Gesicht. In jenem Augenblick aber, in dem dies alles stattfand, richtete er sein Augenmerk hauptsächlich auf Joscelin Lucys äußerst unkluges jugendliches Ungestüm und Godfrid Picards schlaue, erfahrene Reife. Es würde kein so unausgeglichener Kampf werden, wie man hätte erwarten können. Der junge Mann war kräftig, zweifellos waffengewandt und stammte aus einer distinguierten, wenn auch nicht sehr einflußreichen Familie.
    »An diesem Ort darf ich nicht mein Schwert gegen Euch ziehen«, sagte er mit hoher, klarer Stimme, als wende er sich an den Herold auf einem Turnierplatz. »Daher fordere ich Euch auf, Ort und Zeit für einen Zweikampf zu bestimmen. Ihr habt mich beleidigt, aufgrund Eurer Machenschaften bin ich hinausgejagt worden. Jetzt gebt mir Genugtuung, und steht für das ein, was Ihr mir zugefügt habt!«
    »Unverschämter Lümmel!« stieß Picard voller Verachtung hervor. »Ich werde eher meine Hunde auf dich hetzen, als dir die Ehre anzutun, mit dir die Klingen zu kreuzen. Wenn man dich hinausgeworfen hat, weil du ein nichtsnutziger, treuloser, ränkeschmiedender, boshafter Lump bist, so geschieht dir nur Recht - sei deinem Herrn dankbar, daß er dich nicht mit der Peitsche davongejagt hat. Du bist noch glimpflich davongekommen. Nimm dich in acht, daß du nicht noch schlimmere Behandlung erfährst. Und jetzt aus meinem Weg!
    Pack dich fort, wie es dir befohlen wurde!«
    »Ich werde nicht von hier weichen!« schwor Joscelin mit zusammengebissenen Zähnen. »Nicht bevor ich hier, vor all diesen Zeugen, gesagt habe, was ich sagen will. Und ich werde nicht gehen, weil man es mir befohlen hat. Gehört denn Huon de Domville etwa der Boden, auf dem ich stehe, und die Luft, die ich atme? Ich dränge mich nicht danach, in seinen Diensten zu stehen - es gibt andere Haushalte, die mindestens ebenso angesehen sind wie der seine. Aber ich frage Euch:

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