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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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seiner Männer zu erkaufen. An ihnen liegt ihr nichts, sobald sie Philip hat. Sie wird die Burg und die Waffen behalten und die Männer abziehen lassen.«
    »Dem hat er zugestimmt?« fragte Olivier leise.
    »Er hat es angeordnet.«
    »Und sein Zustand? Seine Wunden?«
    »Er hat mehrere schwere Rippenbrüche, und ich fürchte, die gebrochenen Knochen haben einige innere Verletzungen verursacht. Auch ist er am Kopf verletzt. Die Belagerer haben einen Behälter voll Metallstücke, abgebrochene Lanzenspitzen und Schlacken, in den Burghof geschossen. Philip war in der Nähe, als er aufschlug und auseinanderbarst. Eine Lanzenspitze hat ihn schwer am Kopf verwundet, und man muß damit rechnen, daß sich die Wunde entzündet. Er war aber lange genug bei Bewußtsein und völlig klar im Kopf, um seine Anordnungen zu treffen. Also wird man ihm gehorchen. Wenn die Belagerer morgen einziehen, wird er Gefangener der Kaiserin sein, ihr einziger, sofern FitzGilbert den Bedingungen zustimmt, denn er pflegt sein Wort zu halten.«
    »Ist er so schwer verwundet, daß er nicht reiten kann?
    Kann er nicht einmal stehen oder gehen? Aber welchen Sinn hätte es«, fuhr Olivier hilflos fort, »wenn er es könnte? Nachdem er die Freiheit seiner Leute erkauft hat, würde er sich nicht davonmachen und die anderen um den Preis betrügen. Jedenfalls nicht aus eigenem Entschluß. Ich kenne ihn! Aber sie würde doch nie und nimmer einen Schwerverwundeten, der ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist...«, sagte er gequält und sah über die Schulter zu Cadfael hin. Dann fügte er zweifelnd hinzu: »Oder etwa doch?«
    »Er hat sie in ihrem Stolz getroffen. Ich fürchte, sie ist dazu imstande. Als ich Philip verließ, um dich aufzusuchen, hatte er das Bewußtsein wieder verloren. Es ist ohne weiteres möglich, daß er viele Stunden, wenn nicht mehrere Tage, in der Ohnmacht verharrt. Am gefährlichsten ist seine Kopfwunde.«
    »Du meinst, wir könnten ihn fortschaffen, ohne daß er es merkt? Aber du sagst, sie haben die Burg umschlossen, und es gibt keinen Weg nach draußen. Ich kenne die Anlage nicht gut. Gibt es vielleicht ein geheimes Schlupfloch? Außerdem würden wir ein Fuhrwerk brauchen. Im Dorf kenne ich Leute«, überlegte Olivier eifrig, »doch sind sie Philip möglicherweise nicht besonders gewogen.
    Aber halt, auch die Bewohner der Mühle nahe Winstone kennen mich, und sie haben ein Fuhrwerk. Gibt es eine Möglichkeit, im Schutz der Dunkelheit hinauszugelangen? Wenn sie morgen den Waffenstillstand schließen, werden sie gewiß die strenge Bewachung aufgeben. Dann ließe sich etwas unternehmen.«
    »Ganz offensichtlich gibt es dort einen Weg hinaus, wo sie die Bresche in den Turm geschlagen haben«, sagte Cadfael, »denn ich habe den Himmel durch die Öffnung gesehen. Aber sie berennen die Burg nach wie vor mit dem Widder und lassen sich nur mit Waffengewalt am Eindringen hindern. Der Versuch, dort hinauszugelangen, wäre gleichbedeutend mit dem sofortigen Tod. Selbst wenn sie ihre Leute abziehen, könnte wohl kaum jemand mit ihnen gehen.«
    »Ich schon!« Erregt war Olivier aufgesprungen.
    »Warum nicht? Ich bin einer der ihren, und jeder weiß, daß ich der Kaiserin treu geblieben bin. Ich trage ihr Wappen auf dem Schwertgürtel und ihre Farben auf Waffenrock und Umhang. Vielleicht kennt mich der eine oder andere der Belagerer sogar.« Er trat an die Truhe und nahm seinen Umhang beiseite. Darunter wurden sein Schwert und sein Kettenhemd sichtbar, dessen Ringe leise klirrten.
    »Siehst du? Hier ist meine ganze Ausrüstung, alles, was ich am Leibe trug, als man mich aus Faringdon verschleppt hat. Zwar war Philip durchaus imstande, jemanden zu töten, doch er hätte nie das geringste von dessen Eigentum an sich gebracht. Wer könnte mich im Kettenhemd und mit meinen Waffen im Dunkeln vor den Mauern der Burg von einem der anderen Belagerer unterscheiden? Die Löwen von Anjou, die Geoffrey von König Heinrich verliehen wurden, als dieser seine Tochter mit ihm vermählte, sind deutlich zu sehen - jeder kann erkennen, daß ich auf ihrer Seite stehe. Sofern man mich anriefe, könnte ich offen antworten, daß mir im allgemeinen Durcheinander die Flucht gelungen sei. Wenn nicht, kann ich mich ungehindert zur Mühle aufmachen. Reinold wird mir helfen, ein Fuhrwerk auf zu treiben.« Stirnrunzelnd fügte er hinzu: »Bis zu meiner Rückkehr wäre es allerdings heller Tag. Wie soll es dann weitergehen?«
    »Falls es dir mit diesem Plan ernst ist«,

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