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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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erwiderte Cadfael, von Oliviers Schwung mitgerissen, »ließe sich etwas einfädeln. Wenn erst der Waffenstillstand geschlossen ist, wird es hier ein gewisses Kommen und Gehen geben, auch wird ein erster Austausch mit dem Dorf stattfinden.
    Soweit ich weiß, stammen manche der Verteidiger aus der Gegend. Gewiß ist so mancher von ihnen verwundet, und es wird unter ihnen auch Tote geben. Sobald der Weg frei ist, werden Angehörige kommen, die etwas über sie erfahren wollen.«
    Mit verschränkten Armen schritt Olivier unruhig auf und ab und überlegte. »Wo hält sich die Kaiserin zur Zeit auf?«
    »Man sagt, sie habe ihre Hofhaltung ins Dorf verlegt.
    Ich bezweifle, daß sie sofort herkommen wird. Wahrscheinlich läßt sie erst einmal Vorkehrungen für ihren Aufenthalt und ihren großen Auftritt treffen. Das mag durchaus einen oder zwei Tage beanspruchen. Trotzdem bleiben uns außer dem Rest dieser Nacht nur noch die ersten Stunden nach dem Waffenstillstand«, setzte er hinzu. »Wir müssen handeln, solange es keine genaue Überwachung gibt und niemand einen rechten Überblick hat.«
    »Dann muß uns diese Zeit genügen«, sagte Olivier.
    »Wohin würdest du ihn schaffen, damit er die nötige Pflege bekommt?«
    Darüber hatte Cadfael schon nachgedacht, allerdings ohne große Hoffnung, den Plan je in die Tat umsetzen zu können. »Ins Augustinerkloster von Cirencester. Da der Prior von Haughmond in regelmäßigem Briefwechsel mit einem der dortigen Priester steht, weiß ich, daß die Mönche dort einen guten Ruf als Heilkundige haben. Falls er bei ihnen Aufnahme findet, ist dieser Zufluchtsort unverletzlich. Allerdings sind es bis dorthin zehn Meilen oder mehr.«
    »Aber die Straße ist sehr gut, und man kommt auf ihr schnell voran«, sagte Olivier und strahlte vor Begeisterung über ihr Pläneschmieden. »Auch würde sie uns nicht in die Nähe des Dorfes führen. Gleich hinter Winstone kommt man auf die gerade Straße nach Cirencester. Bleibt nur die Frage, wie wir ihn lebend aus der Burg schaffen können.«
    »Vielleicht zusammen mit den Toten«, antwortete Cadfael bedächtig. »Sobald die Tore geöffnet sind, wird man sie als erstes hinausschaffen, um sie draußen zu begraben.
    Wir kennen ihre Zahl, FitzGilbert hingegen nicht. Sofern sich unter ihnen ein Mann aus Winstone befände, wäre es durchaus möglich, daß Angehörige mit einem Fuhrwerk kommen, um ihn heimzuholen und dort zur ewigen Ruhe zu betten.«
    Die glühenden Augen unverwandt auf Cadfael gerichtet, stellte Olivier die letzte Frage und äußerte seine letzte Befürchtung. »Und was wäre, falls er inzwischen zu Bewußtsein kommt und uns - was man befürchten muß - verbietet, ihn zu retten?« n »In dem Fall würde ich ihn zumindest in die Kapelle schaffen«, sagte Cadfael, »und der Kaiserin und jedem, der es wagen sollte, dort einzudringen, mit dem Kirchenbann drohen. Mehr kann ich nicht tun. Ich habe hier keinerlei Arzneien, mit denen sich ein künstlicher Schlaf herbeiführen ließe. Aber selbst wenn das der Fall wäre, würde ich es nicht wagen. Du hast mir vorgeworfen, ich hätte dich betrogen, indem ich dich zu meinem Schuldner machte, ohne daß du etwas davon wußtest. Philip könnte mich in einem solchen Fall beschuldigen, ich hätte dafür gesorgt, daß er eine eingegangene Verpflichtung nicht einlöst und ihn damit um seine Ehre gebracht. Das kann ich ihm nicht antun.«
    »Du hast recht«, pflichtete ihm Olivier bei und lächelte mit einem Mal. »Also sollten wir uns bemühen, die Sache zu einem günstigen Ende zu führen, solange er bewußtlos ist. Zwar kann er auch in diesem Fall unser Recht dazu in Frage stellen, aber das fechten wir später aus. Ich sollte mit meinem Aufbruch nicht länger säumen. Willst du dies eine Mal mein Schildknappe sein und mir helfen, mich zu wappnen, Vater?«
    Um als einer der Belagerer gelten zu können, die sich vor den Mauern drängten, legte Olivier Kettenhemd und Panzerschurz an und zog den leinenen Waffenrock darüber, auf dem deutlich sichtbar die Löwen von Anjou prangten. Während ihm Cadfael den Schwertgürtel umlegte, hielt er für einen Moment die Welt in seinen Armen.
    Innerhalb der Burg sollte der Umhang dazu dienen, Geoffreys Wappen zu verbergen. Da noch niemand außer Cadfael wußte, daß Philip seinem Gefangenen die Freiheit geschenkt hatte, mußte man mit der Möglichkeit rechnen, daß ein übereifriger Krieger erst zustieß und später Fragen stellte. Zwar prangte an der Schulter des Umhangs

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